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22.07.2022 #Architektur #kulturlxnews

Down to Earth von Francelle Cane und Marija Marić ausgewählt für den Luxemburger Pavillon auf der Architekturbiennale Venedig 2023

Unified Geologic Map of the Moon, 1:5M, 2020. © United States Geological Survey (USGS), NASA and the Lunar Planetary Institute.

Im Rahmen der Ausschreibung für die Gestaltung des Luxemburger Pavillons auf der 18. Architekturbiennale in Venedig 2023 trat die Jury am Dienstag, dem 19. Juli, zu einer zweiten Auswahlrunde zusammen. Unter den drei verbleibenden Kuratorenteams fiel die Wahl auf das Projekt Down to Earth von Francelle Cane und Marija Marić.

Die Jury möchte die drei Gewinnerprojekte der ersten Runde zu der herausragenden Qualität der Einreichungen beglückwünschen. Das dargebotene Niveau gestaltete die Entscheidung der Jury in der zweiten Runde besonders schwierig, da alle Teams ein beträchtliches Maß an Arbeit in die Gestaltung der eingereichten Unterlagen investiert und ihre mündlichen Präsentationen sorgfältig vorbereitet und solide vorgetragen hatten. Sie alle erbrachten eine detaillierte Analyse des Großherzogtums Luxemburgs sowie seiner Bewohner und Nutzer und konnten ihm in der Auseinandersetzung mit zentralen zeitgenössischen Fragestellungen zugleich einen universellen Charakter verleihen: Die Frage des Bodeneigentums und der Nutzung von Lebensraum und Ressourcen, die durch eine Rückkehr zum Körperlichen und Sinnlichen ausgelösten Spannungen in der normativen Beziehung zum Territorium sowie die Überlieferungen, durch die eine Nation den Umfang prägt, in dessen Rahmen sie sich selbst betrachtet und in Raum und Zeit projiziert.

Die einstimmige Wahl der Jury zur Gestaltung des Luxemburger Pavillons auf der 18. Architekturbiennale in Venedig fiel schließlich auf das Projekt Down to Earth von Francelle Cane und Marija Marić.

Dieses Projekt geht auf die Frage der außerirdischen Ressourcen, ihrer Ausbeutung und die Geschichtsschreibung ein, die der daraus resultierenden Wirtschaft zugrunde liegen. Hervorheben konnte sich Down to Earth aufgrund seiner sowohl aktuellen als auch spekulativen Thematik, seiner klaren Aussagen, präzisen und mit Quellenangaben und Verweisen versehenen Überlegungen sowie der hervorgehobenen gesellschaftlichen Fragen. Die unmittelbare Botschaft wird von einer nüchternen Szenografie getragen und um ein Modell des Mondes, eine Sammlung von Essays „zum Mitnehmen“ sowie drei narrative Videos gruppiert, die dem Publikum der Biennale einen direkten Einstieg in die Materie ermöglichen sollen.

Das Projekt beleuchtet ein für unsere Augen unsichtbar bleibendes Thema und hinterfragt durch einen kritischen Ansatz und auf verschiedenen Ebenen die Problematik der Ressourcen unseres Erdbodens. Insbesondere aber stellt es die Frage nach der von uns geschaffenen Welt der Zukunft und verschiebt dabei die Grenzen der vom Menschen besiedelten und bewirtschafteten Gebiete über den Planeten Erde hinaus.

„[…] Die ungehemmte Wachstumsvision auf Grundlage des Rohstoffabbaus hat die Grenzen unserer Erde buchstäblich überschritten. Diese Verlagerung des Bergbaus von der erschöpften Erde auf ihre ‚unsichtbaren’ Kulissen – Himmelskörper, Planeten und schließlich den Mond selbst – erfordert ein dringliches Reflektieren darüber, wie sich diese Veränderung auf unsere Auffassung von Land, Ressourcen und Gemeingütern auswirken wird – sowohl auf dem Boden als auch darüber hinaus. Das als ‚aufsteigender Stern der Raumfahrtindustrie’ und ‚Pionier der Erforschung und Nutzung von Weltraumressourcen’ beschriebene Luxemburg, dessen Wirtschaft einst auf der Eisengewinnung und Stahlproduktion beruhte, erscheint als wichtiger Ausgangspunkt in dieser Debatte.“
Auszug aus den Bewerbungsunterlagen / Down to Earth von Francelle Cane und Marija Marić.

Das Gewinnerteam besteht aus den beiden Kuratorinnen Francelle Cane und Marija Marić, umgeben von einem Beirat und einem Team von Mitwirkenden aus den Bereichen Bühnenbild, Inhaltsproduktion (Videos, Texte), Medien und Verlagswesen. Darüber hinaus steht Ihnen ein starkes Netzwerk von luxemburgischen und internationalen Partnern zur Seite.

Francelle Cane hat ihren Abschluss an der École Nationale Supérieure d’Architecture de Versailles – ENSAV (FR) (2018) gemacht und ist seit 2021 als Doktorandin an der Universität Luxemburg tätig (Thema: After the Ruin. On Property and Territorial Negotiation). Sie hat als Architektin gearbeitet (Paris, Berlin) und als Kuratorin und Szenografin an zahlreichen Ausstellungen mitgewirkt. Ihre Ausstellung Enter the Modern Landscape wurde mit dem International WERNAERS Fund for Research and the Diffusion of Knowledge (FNRS), Brüssel (BE), ausgezeichnet.

Marija Marić hat ihr wissenschaftliches Doktorat im Departement Architektur an der ETH Zürich (2020) sowie zwei Masterabschlüsse absolviert: einen Master of Arts, Department for New Art Media, Academy of Arts, Universität Novi Sad (SRB) und einen Master in Architecture, Faculty of Technical Sciences, Universität Novi Sad (SRB). Derzeit ist sie assoziierte Forscherin im Masterstudiengang Architektur in der Abteilung Geography and Spatial Planning an der Universität Luxemburg. Sie hat bereits zahlreiche Universitätspreise und Stipendien für ihre Forschungsarbeit erhalten.

 

Kuratorische Gewinnerprojekte der ersten Runde:

  • Mike Fritsch, Valentin Bansac, Alice Loumeau
  • Peter Swinnen, Anne Judong, David Peleman, Nathan Heindrichs, Beatriz Van Houtte Alonso
  • Francelle Cane, Marija Marić

Die Jury

  • Michelle Friederici, Vorsitzende der Kammer für Architekten und beratende Ingenieure, Luxemburg
  • Cécile Fries-Paiola, Architektin, Soziologin und Dozentin an der École Nationale Supérieure d’Architecture de Nancy
  • Claudine Hemmer, Beraterin für bildende Kunst und Architektur, Kulturministerium Luxemburg
  • Nikolaus Hirsch, Künstlerischer Leiter im Architekturzentrum CIVA, Brüssel
  • Sara Noel Costa de Araujo/ Studio SNCDA – Architektin und Kuratorin des Luxemburger Pavillons 2021
  • Guittou Muller, Architekt und stellvertretend für LUCA
  • Hélène Doub, stellvertretend für Kultur | lx

 

Internationale Architekturausstellung in Venedig
Die ursprünglich stark in den architektonischen Entwicklungen der westlichen Nationen verankerte Architekturbiennale Venedig präsentiert sich heute als internationale Plattform mit einer stark zukunftsorientierten Dimension. Alle zwei Jahre finden Architekturschaffende sowie Vertreter verwandter Disziplinen hier die Gelegenheit, ihre jüngsten Projekte und aktuellen Herausforderungen sowie ihre Ideen und Konzepte mit der Welt zu teilen.
Unter der künstlerischen Leitung von Lesley Lokko setzt die 18. Architekturbiennale Venedig dieses zukunftsgerichtete Engagement mit dem Titel „Laboratory of the Future“ umfassend um und weist gleichzeitig deutlich auf die zu untersuchenden Themenbereiche hin: Ethik, Klima und Politik.