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01.02.2022 #Darstellende Kunst #kulturlxnews #Residenz #Tanz #Theater

Künstlerresidenzen Uferstudios Berlin und Academia Belgica in Rom: die Stipendiaten 2022

Kultur | lx – Arts Council Luxembourg übernimmt im Rahmen seines fortlaufenden Engagements für den Fonds Culturel National die Residenz für choreografische Recherche in den Uferstudios in Berlin (D) sowie die Recherche- und Kreativresidenz für Architekten, Architekturforscher, Illustratoren und Autoren in der Academia Belgica in Rom (I).

Folgend auf die im Dezember 2021 von Kultur | lx durchgeführten Ausschreibungen fiel die Wahl der beiden verantwortlichen Jurys auf Saeed Hani für die Residenz in den Uferstudios Berlin sowie Anne Simon für die Residenz in der Academia Belgica in Rom.

Residenz für choreografische Recherche in den Uferstudios Berlin (D)
Im Zuge der Ausschreibung entschied sich die Jury, bestehend aus Ainhoa Achutegui (neimënster), William Cardoso (Choreograf und Stipendiat 2021), Mathis Junet (TROIS C-L – Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois) und Carole Lorang (Escher Theater), die Residenz an Saeed Hani für sein Projekt Inlet zu vergeben.

Erläuterung der Jury
Die Jury ist der Überzeugung, dass sich eine längere Recherchephase an diesem Punkt in Saeed Hanis Karriere positiv auf sein Werk auswirken und er seinen choreografischen Ansatz zu den Themen Macht und individuelle Freiheiten, Beziehung zum Körper sowie zum Gegenüber auf diese Weise noch weiter vertiefen kann. In den Uferstudios im Herzen der Stadt Berlin, deren Geschichte und Soziologie mit Saeed Hanis Arbeit im Einklang stehen, findet er den erforderlichen Raum und die Zeit, die er für seine Forschung benötigt.

Über Saeed Hani
Saeed Hani wurde in Syrien geboren und absolvierte seine Ausbildung am Higher Institute of Dramatic Arts in Damaskus. Nach seinem Studium schloss er sich der renommierten Caracalla Dance Company in Beirut an, mit der er im Nahen Osten, in Asien und Europa tourte. 2015 zog er nach Trier, wo er mit verschiedenen Tanzkompanien auftrat, darunter dem Theater Münster, der Sommer Ulrickson Company, der Hannah Ma Dance Company sowie der in Luxemburg ansässigen Z-Art Dance Company. Als Choreograf kreierte er das Solo Jerusalem (2018) für das Full Moon Dance Festival in Finnland sowie A Man by the Sea (2019) in Zusammenarbeit mit der Battery Dance Company in New York. Im Jahr 2020 wurde er beauftragt, das Stück Float für das DART DSP Professional Dance Program in Berlin zu gestalten.
2016 gründete Saeed seine eigene Kompanie HANI DANCE und zog 2021 nach Luxemburg, wo er in die Plattform des Trois C-L – Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois aufgenommen wurde. Mit dem Ziel, verschiedene Kulturen, Ideen und Sichtweisen zusammenzubringen, arbeitet er mit Tänzern aus aller Welt und lässt auf diese Weise organische und innovative Stücke entstehen. Insbesondere erforscht er die Konzepte der Macht, sozialen Dynamiken, Gedanken und Geist und greift dabei auf Werkzeuge wie Nacktheit und bildende Künste zurück.

Einzelheiten zur Ausschreibung finden Sie HIER

Recherche- und Kreativresidenz für Architekten, Architekturforscher, Illustratoren und Autoren an der Academia Belgica in Rom (I)

Im Zuge der Ausschreibung traf die Jury, bestehend aus Prof. Florian Hertweck (Architekt dplg, Universität Luxemburg), Claude Kremer (Centre National de Littérature) und Christine Muller (Dramaturgin und Regisseurin, Stipendiatin 2021), eine Vorauswahl und legte der Academia Belgica zwei Bewerbungen vor. In letzter Instanz entschied diese sich, die Residenz an Anne Simon und ihr Projekt Well-Behaved Women Seldom Make History zu vergeben.

Erläuterung der Jury
Die Jury honoriert sowohl den Werdegang als auch das für Rom vorgestellte Projekt von Anne Simon. In ihren Werken nimmt Anne Simon Bezug auf die traditionelle Darstellung von Macht, Geschlechterrollen und -erwartungen und stellt diese infrage. Mit diesem neuen Theaterstück setzt sie sich mit der komplexen und faszinierenden Figur der Agrippina auseinander, die als Mutter des Nero und Ehefrau des Kaisers Claudius sowie aufgrund einer negativ untermalten Geschichtsschreibung als „schwierige“, inzestuöse und mörderische Frau erinnert wird. Anne Simon hinterfragt, inwiefern die Geschichte der Agrippina von Männern geschrieben wurde, und erforscht die Vorurteile, die eine stereotype Erziehung mit sich bringt. Durch Interviews mit Soziologen und Historikern möchte sie auf Agrippinas Status als „Opfer des Storytelling“ aufmerksam machen. Die Gestaltung ihres Stücks dürfte von einer Residenz im römischen Umfeld, auf den Spuren ihrer Heldin, profitieren. Darüber hinaus möchte Anne Simon den Aufenthalt in Rom nutzen, um die von ihr gewählte Thematik von akademischen Kreisen beleuchten zu lassen und neue Kooperationen aus der Welt der darstellenden Künste für die Inszenierung ihres Stücks anzuregen. Die Residenz an der Academia Belgica kommt für Anne Simon zum besten Zeitpunkt, um ihrem aktuellen Projekt und ihrem Schaffen im Allgemeinen in höchstem Maße zugutezukommen.

Über Anne Simon

Anne Simon studierte Schauspiel und Drama an der Royal Holloway, University of London, bevor sie ihre Ausbildung am Théâtre National du Luxembourg und den Ruhrfestspielen Recklinghausen als Regieassistentin und Inspizientin fortsetzte.

Mit ihrer ersten Inszenierung (Champ Libre, 2007) gewann sie einen Wettbewerb für aufstrebende Regisseure. Seitdem hat sich Anne Simon als Stammgast an zahlreichen luxemburgischen Theatern etabliert und arbeitet seit 2009 auch auf internationaler Ebene (Barcelona, Hanoi, Salzburg und Großbritannien). Regelmäßig kooperiert sie mit den luxemburgischen Theatergruppen Independent Little Lies und Volleksbühn sowie mit dem Circle Theater in New York. Anne Simons Arbeit zeichnet sich durch starke Visualisierungen, Verweise auf die Popkultur, eine durchdachte Kinetik und die ständige Spannung zwischen Realismus und Abstraktion aus. Durch mehrere narrative Schichten, mögliche Welten und koexistierende Interpretationen fordert sie das Publikum radikal dazu heraus, seine Ungläubigkeit hinter sich zu lassen.

Während der Lockdowns hat sie mit ihrem Kollektiv Volleksbühn mit dem virtuellen Theater experimentiert. In den letzten Jahren entwickelt sie zunehmend eigene Stücke: ausgefeilte, immersive, multinarrative und vielschichtige Erfahrungen, die die dem Theater innewohnende erweiterte Realität und Unmittelbarkeit erneut bekräftigen. Ihre Forschungsarbeit basiert auf der Thematik der Macht und sozialen Strukturen in den verschiedenen Genres.

Einzelheiten zur Ausschreibung finden Sie HIER