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04.11.2022 #Bildende Kunst #kulturlxnews #Residenz

Justine Blau: Preisträgerin der Recherche- und Kreativresidenz für bildende Künstler*innen 2023 in Montreal

Copyright - Stéphane Pauletto

In Zusammenarbeit mit dem Kunstzentrum Fonderie Darling in Montreal ermöglicht Kultur | lx – Arts Council Luxembourg bildenden Künstler*innen eine dreimonatige Recherche- und Kreativresidenz in Kanada. Im ersten Jahr wird die Künstlerresidenz in der Fonderie Darling als Pilotprojekt im Rahmen des Austauschprogramms zwischen Montreal und Matapédia im Bahnhof von Matapédia auf der Gaspésie-Halbinsel um drei Wochen verlängert.

Im Zuge der Ausschreibung hat sich die aus Stéphane Meyers (Rotondes), Stilbé Schroeder (Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain) und Suzan Noesen (Künstlerin und Preisträgerin der Residenz 2022) bestehende Jury entschieden, die Residenz an Justine Blau für ihr Projekt VOYAGE EN SOLASTALGIE zu vergeben.

 

Erläuterung der Jury
Justine Blau weist einen soliden und regional verankerten Werdegang vor, während sie sich gleichzeitig verschiedensten Einflüssen und Horizonten öffnet. In ihre Fotocollagen lässt die Künstlerin Reflexionen über die Landschaft sowie deren Transformation durch klimatische und menschliche Einflüsse einfließen. In den vergangenen Jahren hat Justine Blau dieser Thematik eine ethische und ontologische Dimension hinzugefügt und begonnen, die die Landschaft bezeichnenden Pflanzen und sie bewohnenden Wesen in ihren vielfältigen Interaktionen zu betrachten. Weiter haben sie diese Forschungen zur Geschichte der menschlichen Beziehungen mit seiner natürlichen Umwelt geführt, die von Beherrschung und Domestizierung sowie von Erzählungen und Glauben geprägt ist – und im starken Kontrast zu der von anderen Arten gepflegten gegenseitigen Abhängigkeit steht. In ihren jüngsten Recherchen sind es die Erinnerungen an vergangene Landschaften sowie die Konfrontation mit deren Entwicklungen und Veränderungen, die die Künstlerin zur Beschäftigung mit Bevölkerungsgruppen veranlassen, die durch die fortschreitende Domestikation und den Wandel ihrer Umwelt ein tiefes Trauma (Sostalgie) davontragen. Aus ihren konzeptuellen und quasi-wissenschaftlichen Recherchen entwickelt Justine Blau in Form von Videos, Installationen oder Wandteppichen plastisch überaus ausgereifte Werke.

Neben der eigentlichen Qualität der von Justine Blau präsentierten Arbeiten ist die Jury der Überzeugung, dass der Ansatz der Künstlerin sowie ihr Projekt, das sich mit der Art und Weise auseinandersetzt, wie die indigenen Gemeinschaften Kanadas die Idee von Natur und Landschaft verstehen und vermitteln, während eines Aufenthalts in Montreal zur vollen Entfaltung kommen können. Die Jury entschied sich zudem dafür, die Investition der Künstlerin in die luxemburgische Szene und die um sie herum geschaffenen Synergien zu würdigen. Ihr experimenteller Ansatz, die zahlreichen kollaborativen Aspekte ihres Schaffens sowie ihre Fähigkeit, neue Türen zu öffnen und Verbindungen zu knüpfen, sind weitere Bereicherungen, die diesen Kurzaufenthalt äußerst fruchtbar gestalten dürften.


Über Justine Blau
Justine Blau verfolgt in ihrer Arbeit einen multidisziplinären Ansatz, der Skulpturen, Installationen, Fotografien und Videos miteinander verbindet. In ihren Projekten behandelt sie ontologische Fragen rund um die Beziehung des Menschen zur Natur, zum Bild und zur lebenden Welt. In Luxemburg und Europa waren ihre Werke bereits Gegenstand zahlreicher Ausstellungen, darunter kürzlich VIDA INERTE in der Kunstgalerie Nei Liicht in Düdelingen (2020), mit der demnächst im K. Verlag in Berlin erscheinenden Publikation THE VEIL OF NATURE. Aktuell finalisiert sie außerdem ihren Film PHUSIS, der sich mit der Seifenblase als flüchtigem Moment beschäftigt und für den sie eine Carte Blanche von Filmfund erhalten hat. Im Jahr 2019 war sie in Künstlerresidenz in der Cité internationale des arts in Paris.