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08.12.2022 #Bildende Kunst #kulturlxnews #Residenz

Yann Annicchiarico: Empfänger der Recherche- und Arbeitsresidenz für bildende Künstler:innen am Künstlerhaus Bethanien in Berlin

© Yann Annicchiarico

Im Zuge der Ausschreibung für die Recherche- – und Arbeitsresidenz für bildende Künstler:innen am Künstlerhaus Bethanien in Berlin im Jahr 2023 wurden fünf Projekte eingereicht. Bei ihren Zusammenkünften am 28. November in Luxemburg sowie am 30. November in Berlin hob die Jury die Qualität der unterbreiteten Unterlagen und Projekte hervor. In der ersten Runde setzte sich die diesjährige Jury aus Clément Minghetti (Mudam – Luxemburg), Claudine Hemmer (Kulturministerium) und Lisa Kohl (Empfängerin 2022) zusammen, während die Jurymitglieder der zweiten Runde vom Künstlerhaus Bethanien ausgewählt wurden.

Die Jury hat entschieden, die Residenz an den Künstler Yann Annicchiarico und sein Forschungsprojekt „Mitdenken – Von Berberaffen und Kletten im Atelier“ zu vergeben.


Erläuterung der Jury
Die Jury war insbesondere von der vom Künstler aufgebrachten Energie angetan, die es ihm erlaubt, seine Arbeit mit persönlichen Recherchen zu bereichern. Die Komplexität der von ihm gewählten Thematik, mit der er die radikale Andersartigkeit über kognitive Schwellen hinweg erforscht, wurde durch das eingereichte Projekt weiter vertieft. Es folgt dem dünnen Faden, der Mensch und Tier, Natur und Kultur auf künstliche Weise voneinander trennt. Mithilfe des Sinnlichen öffnet er einen Weg zur Wahrnehmung von Phänomenen, die für das kartesische Denken unzugänglich sind, und lässt dabei intime und persönliche Geografien und Themen einfließen. Besonders möchte die Jury des Künstlerhauses Bethanien in diesem Zusammenhang die folgenden Punkte hervorheben:

Wir sind der Ansicht, dass der Künstler einen äußerst vielfältigen ästhetischen Ansatz zwischen Kunst/Forschung und Magie repräsentiert. Indem er sich mit der Beziehung zwischen dem Menschlichen und dem Nichtmenschlichen befasst, konfrontiert er aktuellste Problematiken. Sein Werk erscheint uns entsprechend zeitgenössisch – im besten Sinne des Wortes. 


Das Projekt (Auszug aus den Bewerbungsunterlagen)
„Meine Arbeit zielt darauf ab, die Lebensweise anderer Lebewesen in das menschliche Bewusstsein einfließen zu lassen und die künstliche Trennung zwischen Natur und Kultur aufzuheben. Vor diesem Hintergrund verfolge ich mit großem Interesse die Denkrichtungen der nichtmenschlichen Anthropologie des letzten Jahrzehnts. Der in meinem Portfolio vorgestellte Werkkorpus begann mit einer zufälligen Begegnung, bei der ein Nachtfalter in eine meiner Skulpturen geriet und darin seine Spuren hinterließ. Als fliegende und nachtaktive Wesen unterscheidet sich die biologische Natur der Nachtfalter radikal von unserer Art zu existieren und die Welt wahrzunehmen. Mein kleines menschliches Universum wurde durch eine zufällige Begegnung mit einem Insekt bereichert. Ein weiterer wichtiger Teil meiner Arbeit befasst sich mit der Art und Weise, durch die die moderne städtische Architektur unser menschliches Denken strukturiert und mit der Frage, inwiefern sie für diese künstliche Teilung zwischen Natur und Welt, zwischen Natur und Kultur verantwortlich ist.“


Über Yann Annicchiarico
Yann Annicchiarico (Jahrgang 1983, Luxemburg) hat bereits Einzelausstellungen im KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf (2020), bei Nosbaum Reding Projects in Luxemburg (2019) und im Centre des Arts Pluriels in Ettelbrück (2018) sowie Gruppenausstellungen im MUDAM – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg (2021) und im Museo Archeologico del Chianti Senese in Italien (2019) präsentiert. Seit 2011 ist er als künstlerischer Forscher in der Gruppe ACTH – Art Contemporain et Temps de l’Histoire aktiv, in Partnerschaft mit der École des Beaux-Arts de Lyon. Er hat Künstlerresidenzen in der Darling Foundry in Montreal (2019) sowie in der Villa Medici, Académie de France in Rom (2015) absolviert. Im Jahr 2020 erhielt Yann Annicchiarico das Francis-André-Stipendium für seine erste monografische Ausstellung in einer öffentlichen Institution, die im KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf gezeigt wurde. 2019 wurde seine Arbeit für das Programm New Positions auf der Art Cologne ausgewählt. Für sein Buch „De Papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge“ (Von Nachtfaltern und der Muybridge-Skala) erhielt er im Jahr 2022 das Stipendium für Künstlerpublikation und -dokumentation von Kultur | lx. Er lebt und arbeitet in Luxemburg.