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17.02.2023 #Architektur #kulturlxnews #Residenz

Nathalie Kerschen Preisträgerin der Residenz an der Academia Belgica in Rom 2023

Im Zuge der Ausschreibung für die Forschungs- und Schaffensresidenz für Architekten, Architekturforscher, Illustratoren und Autoren an der Academia Belgica in Rom im Jahr 2023 gingen sechs Bewerbungen ein. Die am 24. Januar zusammengetretene Jury, bestehend aus Eline Bleser (luca), Claude Kremer (Centre national de littérature) und Anne Simon (Preisträgerin 2022), lobte sowohl die Vielfalt und das Engagement als auch die Qualität der eingereichten Projekte.

Die Jury entschied einstimmig, die Residenz an Nathalie Kerschen für ihr Forschungsprojekt „URBS ANIMALIS“ zu vergeben.


Erläuterung der Jury
Die Jury honorierte insbesondere die von Nathalie Kerschen in ihrer Bewerbung präsentierte Thematik, die eine natürliche Fortsetzung der im Rahmen ihrer Dissertation durchgeführten Forschungen darstellt. Ihrem Konzept liegen Präzision und Methodik zugrunde, vereint mit einer geradezu intuitiven Herangehensweise in Situ. Des Weiteren konnte sie die Jury durch ihren vorbildlichen wissenschaftlichen Ansatz überzeugen.

Das von Nathalie Kerschen gewählte Arbeitsthema steht im Einklang mit den aktuellen – noch vergleichsweise jungen – Überlegungen, die zeitgenössische Konzeption der Stadt im Hinblick auf eine integrative Koexistenz von Lebewesen im urbanisierten Raum zu hinterfragen. Seine Relevanz zeigt sich primär im Hinblick auf die architektonischen Forschungen, die sich mit der Bewohnung der Natur durch den Menschen beschäftigen.


Das Projekt (Auszug aus den Bewerbungsunterlagen)
„Inspiriert durch den hermeneutisch-phänomenologischen Ansatz der Architektur und die jüngsten Fortschritte in der Öko-Phänomenologie – dem philosophischen Versuch, sich durch die „Natur der Erfahrung“ (Toadvine) auf die „Erfahrung der Natur“ einzulassen – sowie die anthropologischen Tierstudien, zielen meine kreativen Forschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Architektur und spekulativem Design darauf ab, die Beziehung zu den Tieren Roms durch das von dem Phänomenologen David Abram als „Tierwerden“ benannte Prisma zu betrachten.

Dieser proto-öko-phänomenologische Ansatz beruht auf der Vorstellung, dass menschliche Körper auf der Grundlage verschiedener Bedingungen und gelebter körperlicher Erfahrungen den nichtmenschlichen Körpern gleichkommen. Dies kann mit den Begriffen „Interanimalität“ und „Einfühlung“ assoziiert werden, die durch den Philosophen Maurice Merleau-Ponty entwickelt wurden – eine körperliche Fähigkeit, die Mensch und Tier miteinander teilen. Die (Öko-)Phänomenologie konzentriert sich auf das tierische Erleben und erschafft damit einen Ausgangspunkt, vor dem die räumlichen Konditionen und Situationen nichtmenschlicher Lebewesen aus einer vertrauten Perspektive betrachtet werden können – als Mitbewohner unserer städtischen und ländlichen Lebensräume. In einer Zeit, in der das exponentielle Wachstum der Stadtbevölkerung, das Artensterben und der Verlust der Biodiversität unumkehrbar scheinen, erhalten die Tiere Roms durch ihre Sichtbarmachung eine Plattform, die sie in die Köpfe der Architekten zurückkehren lässt.“

 

Über Nathalie Kerschen
Nach dem Abschluss ihres Masterstudiums an der École Nationale Supérieure d’Architecture Paris-Malaquais und einem Philosophiestudium an der Universität Paris Sorbonne IV setzte Nathalie Kerschen ihre akademische Laufbahn an der McGill University in Montreal fort. Im November 2022 verteidigte sie ihre Doktorarbeit in der Abteilung Geschichte und Theorie der Peter Guo-hua Fu School of Architecture zum Thema „Reclaiming Nature in Computational Architectural Design: From Biology to Phenomenology“. Neben ihrer akademischen Ausbildung war Nathalie bereits in verschiedenen internationalen Architekturbüros tätig und hat in Zentren für zeitgenössische Kunst ausgestellt, darunter das Casino – Forum d’Art Contemporain in Luxemburg und das iMAL – Art Center for Digital Cultures & Technology in Brüssel. Im Jahr 2022 begann sie, Kurse in Projekttheorie und -praxis in der Abteilung Design and Computation Arts an der Concordia University in Montreal zu unterrichten.

Im Verlauf Ihres Forschungsprozesses konnte Nathalie bereits zahlreiche finanziellen Fördermittel in Anspruch nehmen: das AFR-Stipendium vom Fonds National de la Recherche du Luxembourg (2016-2020), das Schulich-Stipendium (2016) und das Meita-Stipendium (2016-2019) von der McGill University sowie die Exzellenzstipendien für Absolventen der School of Architecture (2021) und die Vollendung der Dissertation (2022) von der Peter Guo-hua Fu School of Architecture.