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31.03.2023 #Literatur

Margret Steckel mit Batty-Weber-Preis 2023 ausgezeichnet

Margret Steckel © Georges Hausemer (2014)

Die seit 1983 in Luxemburg lebende und in Mecklenburg geborene Margret Steckel erhält den Batty-Weber-Preis. Die Jury begründete die Wahl Margret Steckel als Preisträgerin mit folgenden Worten:

Das Werk Margret Steckels (*1934) zeichnet sich durch eine sprachliche und thematische Dichte aus, die historischen Kontext und präzise Figurenzeichnung zu Texten von großem Nuancenreichtum verbindet.

Ihre schriftstellerische Karriere beginnt recht eigentlich in Luxemburg im Austausch mit anderen Akteur/innen des Literaturbetriebs, ein Engagement, das sich bis heute, u.a. durch ihre Mitwirkung in luxemburgischen Schriftstellerverbänden, fortsetzt. Margret Steckels Kurzgeschichten, Erzählungen und Romane sind zunächst stark autobiografisch geprägt. Den Stationen ihres Lebens folgend, werden dabei wichtige Momente der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts dargestellt, so der Nationalsozialismus, die Realität der frühen DDR, Fluchtbewegungen und Fragen der Alterität eines Lebens im Ausland, der Wiederaufbau nach 1989. Anders als bei traditionellen historischen Romanen begegnet Margret Steckel diesen Momenten jedoch nicht in erster Linie mit dem einer klaren Handlungsstruktur verpflichteten Duktus des Erzählens, sondern mit einem in Sprachkunst und der Präzision der Beobachtung verankerten Pointillismus. Im Mittelpunkt des Beschriebenen steht stets das Bewusstsein des Einzelnen und seine vielschichtige Wahrnehmung. Dabei werden Fragen nach Erinnerungsmechanismen gestellt, die palimpsestartig das Dargestellte auch stilistisch bestimmen.

Margret Steckel nutzt die Techniken der empathischen Figurenschilderung und des erinnernden Vergegenwärtigens auch, um sich anderen biografischen Realitäten anzunähern. So beschreibt die Erzählung ‚Der Letzte vom Bayrischen Platz‘ (1996), die 1997 mit dem Prix Servais ausgezeichnet wurde, in komplexer erzählerischer Verschränkung die Erlebnisse eines jungen Mannes im Berlin der 30er und 40er Jahre. Der Familienroman ‚Servais‘ (2010) entwirft, am Beispiel einer luxemburgischen Familie des Großbürgertums, ein Panorama wichtiger historischer und gesellschaftlicher Momente der luxemburgischen Geschichte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Dabei werden auch Möglichkeiten historischen Erzählens hinterfragt und reflektiert.

Darüber hinaus beschäftigt sich Margret Steckel in ihren Texten mit zwischenmenschlichen Machtstrukturen und dem schmerzhaften Auseinanderklaffen von Willensfreiheit und äußerem Zwang. Hierbei werden auch v.a. Momente weiblichen Erlebens beschrieben.

Margret Steckels Texte zeichnen sich durch einen besonders sorgfältigen und einfühlsamen Umgang mit Sprache aus, eine filigrane Technik, die sie auch in ihrem poetischen Essay ‚Meine Sprache, mein Farbkasten‘ (2021) beschrieben hat.

Die Jury würdigt mit Margret Steckel ein sprachlich nuancenreiches und originelles Werk und eine schriftstellerische Haltung, die sich, in der Beschreibung der schmerzhaften Wirren der Geschichte, stets für humanistische Werte und die Würde des Einzelnen einsetzt.

Der Batty-Weber-Preis ist der nationale Literaturpreis Luxemburgs und wird seit 1987 verliehen. Der Preis wird alle 3 Jahre vom luxemburgischen Kulturministerium zu Ehren des luxemburgischen Schriftstellers und Literaten Batty Weber verliehen und soll eine*n luxemburgische*n Schriftsteller*in für literarische Qualität, die Originalität und die kulturelle Ausstrahlung des Gesamtwerks auszeichnen. Der Batty-Weber-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Der Batty-Weber-Preis wurde außerdem verliehen an :

Pierre Joris im Jahr 2020
Georges Hausemer im Jahr 2017
Lambert Schlechter im Jahr 2014
Jean Portante im Jahr 2011
Nico Helminger im Jahr 2008

Die offizielle Preisverleihung findet am 26. September um 19.30 Uhr im CNL in Mersch statt.