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13.09.2022 #Bildende Kunst #kulturlxnews #Release #Veranstaltung

Buchveröffentlichung von Yann Annicchiarico: De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge

© Yann Annicchiarico

Eine Einladung zu einem Spaziergang.

Zu einem Spaziergang zwischen Place Sathonay und 8 bis, quai Saint-Vincent in Lyon. Hier bietet sich der perfekte Rahmen, um das Buch De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge des Künstlers Yann Annicchiarico vorzustellen. Die Forschungseinheit Art Contemporain et Temps de l’Histoire (Zeitgenössische Kunst und Zeit der Geschichte, ENSBA Lyon) und Kultur | lx laden dazu ein, dem Dialog zwischen der Kuratorin Sofia Eliza Bouratsis und dem Künstler beizuwohnen.

Dieser städtische Streifzug ist Yann Annicchiaricos jüngste Etappe auf seinen Reisen zwischen Griechenland und dem Kosovo. Der Ausgangspunkt – wenn auch nicht der Fokus – liegt in seinem Geburtsland Luxemburg. Er ist nicht vollends luxemburgisch, weder griechisch noch italienisch, und bezieht aus dieser archipelischen Identität die Grundlage seines Schaffens, wie es detailreich in seinem Buch zur Geltung kommt. Dieser ständige Blick von Außen ermöglicht es ihm, unsere Wahrnehmung und deren Organismen zu hinterfragen – selbst eine mögliche Aufhebung untersucht er. Der Blick von Außen gibt im Rahmen dieses Streifzugs Zugang zu seiner Arbeit mit Nachtfaltern und der Muybridge-Skala. In diesen flüchtigen Augenblicken wird all das freigelegt, was außerhalb des Buches liegt und gleichzeitig seinen Inhalt bestimmt.

De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge von Yann Annicchiarico ist die zweite Edition der Forschungseinheit Art Contemporain et Temps de l’Histoire, mit Unterstützung durch das Stipendium Künstlerpublikation und -dokumentation 2022 von Kultur | lx. Ziel dieses durch die Forschungseinheit umgesetzten Projekts ist es, die Reflexionen und Schaffensprozesse zeitgenössischer Künstler zu publizieren und sie durch visuelle und akustische Formen, durch Gesten, Dialoge und dialektische Erörterungen zu beleuchten.

De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge vereint die Reflexionen und Schilderungen von Ausstellungen in Deutschland, Luxemburg, Frankreich und Italien und eröffnet einen einzigartigen Perzeptionszustand. Nicht die aktive und bewusste Wahrnehmung, sondern ein unvergleichlicher Zustand der Sinne, die sich der Leere aussetzen. Eine Aufhebung der Aufmerksamkeit, wie sie ein zentrales Element der Forschungsarbeit von Yann Annicchiarico ist.

Ein Spaziergang in Lyon:
Aufbruch – Dienstag, 13. September, ab 16 Uhr: Treffpunkt am ehemaligen Café de la Mairie, 4, place Sathonay Lyon: 45,76893° N, 4,83010° E
Streifzug – Dialog zwischen Sofia Eliza Bouratsis und Yann Annicchiarico, nahe dem Werk Les Planches von Tadashi Kawamata am Ufer der Saône: 45,76810° N, 4,82238° E
Entdeckung – Buchvorstellung in der École nationale supérieure des beaux-arts unter den Arkaden der Galerie du Réfectoire, 8 bis, quai Saint-Vincent: 45,76792° N, 4,81731° E

Das Buch:
Yann Annicchiarico, De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge.
Herausgegeben von der Forschungseinheit Art Contemporain et Temps de l’Histoire, ENSBA Lyon, mit der Unterstützung von Kultur | lx – Arts Council Luxembourg. Kollektion Réflexion d’artiste.
Mit Beiträgen von Jennifer Lauro Mariani, Clément Minighetti und Bernhard Rüdiger.

Erschienen im September 2022
Erhältlich im Verlag Les Presses du réel
Zweisprachige Ausgabe: Französisch und Englisch
Grafische Gestaltung: Rémi Forte
Grafische Umsetzung: Juliette Flécheux
Typografische Gestaltung: Immortel Infra G2 & Immortel Acedia, entworfen von Clément Le Tulle-Neyret (2021), vertrieben von 205TF

Yann Annicchiarico (Jahrgang 1983, Luxemburg) ist ein ewiger Fremder in seiner Welt: Er ist weder ganz Luxemburger noch ganz Grieche oder Italiener. Dieser kontinuierliche Blick von Außen hat es ihm ermöglicht, unsere menschliche Wahrnehmung und die mit ihr einhergehenden Organismen zu hinterfragen, um so ihre mögliche Aufhebung zu untersuchen. Sein Werk konfrontiert unsere menschliche Natur mit ihr unzugänglichen Welten und erforscht potenzielle Zwischenräume. Der untrennbar mit einem stationären oder sich bewegenden Körper verbundene Akt der Wahrnehmung wird in Annicchiaricos Werk zum Vektor, mit dem wir uns der Grenzen unseres Verständnisses bewusst werden und sie überwinden können. Wenn wir mit uns fremden Dimensionen in Berührung kommen und deren Undurchdringlichkeit erfassen, findet eine Verschiebung vom Begreifbaren zum Sinnlichen statt. In Yann Annicchiaricos Arbeit wird diese Undurchdringlichkeit durch das wiederholte Auftauchen der Nachtfalter verdeutlicht, die ihre Spuren hinterlassen und so die Kluft zwischen zwei Welten überbrücken.

Yann Annicchiarico hat bereits Einzelausstellungen im Réfectoire des Nonnes an der ENSBA in Lyon (2021), im KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf (2020), bei Nosbaum Reding Gallery | Projects in Luxemburg (2019) und im Centre des Arts Pluriels in Ettelbrück (2018) sowie Gruppenausstellungen im MUDAM – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg (2021), im Museo Archeologico del Chianti senese in Castellina in Chianti (2019) und in der Villa Medici – Akademie von Frankreich in Rom (2015) präsentiert. Seit 2011 ist er als künstlerischer Forscher in der Forschungseinheit Art Contemporain et Temps de l’Histoire an der École nationale supérieure des beaux-arts de Lyon aktiv.

Sofia Eliza Bouratsis ist Griechin und Luxemburgerin. Sie lebt und wirkt in beiden Ländern und ist seit über einem Jahrzehnt in den Bereichen theoretische Forschung, zeitgenössische Kunst und Kulturpolitik tätig. Unter der Leitung von Professor Marc Jimenez promovierte sie im Jahr 2015 über „Esthétiques et poïétiques du corps. Les enjeux du Bioart“ (Ästhetik und Poetik des Körpers. Die zentralen Fragen der Bioart) in Kunst und Kunstwissenschaft (Ästhetik) an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne. Über die Problematik der Ästhetik der Körperlichkeit, wie sie in der zeitgenössischen Kunst zum Ausdruck kommt, hinaus befasst sich ihre Forschung mit der Einverleibung des Erlebten und der Institutionalisierung des Körpers. Sie studiert öffentliche Räume, die Veränderungen und Gentrifizierung des städtischen Raums, Peripherien (ländliche Entwicklungen) sowie kollektive künstlerische Praktiken und deren Vermächtnisse. Als Gastdozentin ist sie an Universitäten (Université du Québec à Montréal, 2016-2017) und in Gefängnissen (Second Chance School im Diavata-Gefängnis in Thessaloniki, 2016-2020) zu finden. Für ausgewählte Projekte arbeitet Sofia Eliza Bouratsis als Kuratorin mit öffentlichen Einrichtungen, Museen, Galerien, Architekturbüros und Stadtverwaltungen. Von 2014 bis 2018 kooperierte sie in enger Zusammenarbeit mit Danielle Igniti, die zu diesem Zeitpunkt die Kunstzentren der Stadt Düdelingen (Luxemburg) leitete. Von 2008 bis 2021 war sie Verlagsleiterin von Prétentaine, einer von Jean-Marie Brohm gegründeten und geleiteten transdisziplinären Zeitschrift für geisteswissenschaftliche Forschung. Mit einer Vorliebe für ungewöhnliche Veranstaltungsorte (Gefängnismilieu, abgelegene Dörfer etc.) organisiert sie seit 2015 Ausstellungen in verschiedensten Ländern und Institutionen.