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10.04.2024 #Architektur #Biennale #kulturlxnews

Das Projekt „Sonic Investigations“ von Mike Fritsch, Alice Loumeau und Valentin Bansac im Luxemburgischen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig 2025

fig. 1: spectrogram from a field recording

Am Dienstag, dem 19. März, trat das Auswahlkomitee für die Gestaltung des luxemburgischen Pavillons auf der 19. Architekturbiennale in Venedig zu einer zweiten Runde zusammen. Aus den drei verbleibenden Kuratorenteams wählte die Jury das Projekt „Sonic Investigations“ von Mike Fritsch, Alice Loumeau und Valentin Bansac, um Luxemburg im Jahr 2025 auf der Architekturbiennale in Venedig zu vertreten.

Die Jury möchte den drei Finalteams der ersten Runde für die Qualität der eingereichten Projekte sowie die Relevanz der darin behandelten Themen danken. Alle drei Teams haben Vorschläge eingereicht, die auf einer tiefgreifenden Kenntnis und fundierten Analyse des luxemburgischen Territoriums beruhen und zugleich auf zeitgenössische Probleme und Herausforderungen eingehen.

Nach einem ausführlichen und ergiebigen Austausch entschied sich die Jury einstimmig, die Gestaltung des luxemburgischen Pavillons auf der 19. Architekturbiennale von Venedig an Mike Fritsch, Alice Loumeau und Valentin Bansac mit dem Projekt „Sonic Investigations“ zu vergeben.

„Sonic Investigations“ greift die akustische Praxis der Anthropozän-Forschung auf, um durch verschiedene Umgebungen, Orte sowie eine Vielzahl von Stimmen eine einfühlsame Erkundung des luxemburgischen Hoheitsgebiets vorzunehmen. Indem es die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf unsere Ökosysteme hörbar macht, stimuliert das Projekt unsere Bereitschaft zum Zuhören und gestaltet so ein neues Prisma zum Verständnis des Territoriums.

Das Projekt beleuchtet weitreichende zeitgenössische Probleme im Zusammenhang mit bebauten Gebieten und stellt unser normatives Verständnis von Territorien infrage. Dazu zieht es fundierte Dokumentationen und Referenzen heran und kann durch seine sowohl konzeptuelle als auch kuratorische Kohärenz überzeugen. Das Konzept für Forschung und Raumgestaltung wird von dem Wunsch geleitet, neue Werkzeuge zum Verständnis der gebauten Umwelt zu erproben und zu teilen. Des Weiteren sah die Jury Möglichkeiten zur Schaffung eines fruchtbaren und positiven Dialogs bezüglich der Architektur und der ihr verwandten Disziplinen.

Statement des künstlerischen Teams
Sonic Investigations ist ein ambitioniertes, radikales und immersives Konzept, das dazu einlädt, sich auf den Klang zu konzentrieren. In unserer heutigen, mit Bildern übersättigten Gesellschaft verdrängt das Sehen unsere weiteren Sinne, die wir jedoch zur vollständigen Erfassung der unsichtbaren Dynamiken unserer sensiblen Beziehung zu den Territorien dringend benötigen. In Anlehnung an das stille Werk 4’33‘‚ von John Cage ist dieses Projekt eine Einladung, die Augen zu schließen und aktiv zuzuhören. Als Gegenentwurf zur Hegemonie des Visuellen schafft der Akt des Zuhörens neue Möglichkeiten zur Erforschung konstruierter und natürlicher Umgebungen und zielt darauf ab, unsere Aufmerksamkeit zu verlagern und auch dem nicht menschlichen eine Stimme zu geben.

Im Rahmen einer praktischen und theoretischen Forschung dient das Projekt als Werkzeug, um das dicht besiedelte Gebiet Luxemburgs, in dem sich die Klänge biologischer, geologischer und anthropogener Einheiten in der komplexen Klanglandschaft des Anthropozäns vermischen, neu zu erforschen. Es zeigt Wege auf, um die Verflechtungen spezifischer zeitgenössischer Situationen in Luxemburg neu zu beleuchten. Als ungewohnte Raumerfahrung bietet das Hören die Möglichkeit, Erfahrungen jenseits des Optischen zu enthüllen und neue Überlegungen sowie sensorische Ansätze für architektonische Praktiken entstehen zu lassen.

Biografien des künstlerischen Teams
Der luxemburgische Architekt, Stadtplaner und Lehrer Mike Fritsch ist sowohl in Luxemburg als auch in Frankreich tätig. Nach mehreren Jahren beim OMA in Rotterdam nimmt sich Mike in Zusammenarbeit mit dem AUC großflächiger Transformationsstrategien und architektonischer Reparaturarbeiten an. Parallel dazu unterrichtet er an der ENSA-Marseille, wo er anhand von sozialen Adaptationen und Interaktionen mit dem „bereits Dagewesenen“ neue territoriale Narrative untersucht.

Alice Loumeau ist eine franko-kanadische Architektin, Forscherin und Kartografin. Anhand von Literatur und Kartografie führt sie räumliche Untersuchungen durch und erforscht die sich verändernden Territorien des Anthropozäns.  Alice ist Absolventin des von Bruno Latour geleiteten Masterstudiengangs Expérimentation en Arts Politiques am Institut d’Etudes Politiques de Paris (Sciences Po). Als Architektin wurde sie bereits in Rotterdam bei OMA/AMO, in Paris und London tätig und wirkt an Ausstellungen, Veröffentlichungen und Residenzen mit, darunter 2024 in der Villa Albertine in Marfa, USA.

Der französische Architekt, Forscher und Fotograf Valentin Bansac arbeitete bereits mit Rem Koolhaas bei OMA/AMO, wo er an dem Forschungs- und Ausstellungsprojekt Countryside, the future im Guggenheim in New York mitwirkte. Valentin ist Absolvent des von Bruno Latour geleiteten Masterstudiengangs Expérimentation en Arts Politiques am Institut d’Etudes Politiques de Paris (Sciences Po). Derzeit leitet er ein zweijähriges Forschungsprojekt mit dem Titel Domesticated Foodscapes an der EPFL und nimmt am von der Stiftung TBA21 für zeitgenössische Kunst in Madrid organisierten Programm Organismo: Art in Applied Critical Ecologies teil.

Im Jahr 2022 zählten Alice und Valentin zu den Mitinitiator:innen des rhizomatischen Gemeinschaftsprojekts MATTERS.xyz, das neue territoriale Narrative durch interdisziplinäre Allianzen und die Akkumulation von Medien erforscht.

Für die zweite Runde qualifizierte Kuratorenteams

  • Mike Fritsch, Valentin Bansac, Alice Loumeau
  • Turkan Nies-Dagli, Mohamed Hamdi, Antonio Marvuglia, Dalibor Černý, François de la Caffinière, Julie Schadeck, Karolina Pernar, Stella Arieti, Ulrich Leopold
  • Céline Zimmer, Paul-Antoine Lucas, Bui Quy Son

Die Jury

  • Maribel Casas, Geschäftsführerin, luca – Luxembourg Center for Architecture;
  • Michelle Friederici, Vorsitzende des Ordre des Architectes et des Ingénieurs conseils Luxembourg;
  • Claudine Hemmer, Beraterin für bildende Kunst, Architektur und Kunsthandwerk, Kulturministerium Luxemburg (in der zweiten Runde entschuldigt);
  • Marija Marić, Kuratorin des Pavillons 2023;
  • Eléonore Mialonier, Projektleiterin für Architektur/Design/Kunsthandwerk, Kultur | lx – Arts Council Luxembourg;
  • Marion Waller, Generaldirektorin, Pavillon de l’Arsenal, Paris;
  • Nemanja Zimonjić, Ten Studio, Zürich/Belgrad.