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07.02.2022 #Bildende Kunst #Fotografie #kulturlxnews #Residenz

Lisa Kohl – Stipendiatin der Residenz Künstlerhaus Bethanien Berlin 2022

© Marie Capesius

Kultur | lx – Arts Council Luxembourg übernimmt im Rahmen seines fortlaufenden Engagements für den Fonds Culturel National die Residenz im Künstlerhaus Bethanien in Berlin: Die im Dezember 2021 initiierte Ausschreibung eröffnete bildenden Künstlern die Möglichkeit zu einer sechsmonatigen Recherche- und Kreativresidenz.

Das Residenzprogramm versteht sich als Plattform für Künstler*innen aus aller Welt und gibt den Stipendiat*innen die Möglichkeit, in die Berliner Kunstszene einzutauchen und ihr Projekt während eines fest definierten Zeitraums voranzubringen und umzusetzen. Die Residenz im Künstlerhaus Bethanien fördert ihre Vernetzung mit der lokalen Kunstszene und trägt so zur Entwicklung ihres beruflichen Werdegangs bei.

Die Jury, bestehend aus Claudine Hemmer (Kulturministerium), Clément Minighetti (Mudam) und Mike Bourscheid (Künstler, Stipendiat 2021), begutachtete die acht eingegangenen Bewerbungen und übermittelte ihre Empfehlungen für eine endgültige Entscheidung an das Künstlerhaus Bethanien. Nach Abschluss dieses Auswahlverfahrens wurde die Residenz an Lisa Kohl für ihr Projekt SHUTDOWN DREAMS | ANGELS IN FALL vergeben.

Erläuterung der Jury
Die Jury würdigte die Kohärenz von Lisa Kohls Einreichung, die sowohl mit ihrem künstlerischen Vokabular und Gesamtwerk als auch mit der Residenz in einem Berliner Umfeld übereinstimmt, das beträchtliche Entwicklungsmöglichkeiten aufweist. Lisa Kohl hat die Zielsetzungen dieser Residenz umfassend verinnerlicht und möchte ihre eigene künstlerische Geschichte beim Gestalten ihrer Werke mit dem soziopolitischen Kontext Berlins verbinden. Die Jury ist überzeugt, dass Lisa Kohls zugleich präzises als auch schwebendes Projekt sowie ihr Spiel mit der Ver- und Entankerung im Raum eine freie Interpretation zulässt – insbesondere in ihrer Fähigkeit, über die Grenzen des Mediums der Fotografie hinauszugehen. Die Künstlerin möchte sich von der Berliner Kunstszene inspirieren lassen, ihrer Arbeit mehr Substanz verleihen und ihre Recherchen vertiefen, indem sie sich einer neuen Sichtweise gegenüberstellt. Es ist diese Offenheit in einem bereits konstruierten Projekt, die die Jury als fördernswert erachtet. Des Weiteren kommt die Residenz zu einem nutzbringenden Zeitpunkt in der Karriere von Lisa Kohl, die in den letzten Monaten auf internationaler und nationaler Ebene verstärkt an Aufmerksamkeit gewonnen hat (Rencontres d’Arles, Prix Steichen).

Erläuterung des Künstlerhauses Bethanien
Wir freuen uns sehr, Lisa Kohl als nächste luxemburgische Stipendiatin im Künstlerhaus Bethanien begrüßen zu dürfen. Diese Künstlerin verfügt über eine ausgesprochen individuelle, klare, ausdrucksstarke und dennoch subtile Bildsprache. Vornehmlich hat uns Lisa Kohls Fotoserie Shelter in ihrer Verbindung von Performance und fotografischer Darstellung überzeugt. Auch die ebenfalls in Leuchtkästen auf Betonsockeln präsentierte Serie Passage verbindet eine herausragende fotografische Ästhetik mit aktuellen Themen. Souverän und schlüssig wählt die Künstlerin eine Vielzahl von Medien, darunter auch Video und Ton, um ihre jeweiligen Themen zu vermitteln.

Über Lisa Kohl
Lisa Kohl wurde 1988 in Luxemburg geboren, heute lebt und arbeitet sie in Luxemburg und Deutschland. Ihre Arbeit nimmt verschiedene Formen an und verbindet darstellende Künste, Fotoserien, skulpturale sowie audiovisuelle Installationen. Lisa Kohl hat einen Bachelor-Abschluss der plastischen, bildenden und räumlichen Künste an der École Nationale Supérieure des Arts Visuels de La Cambre in Brüssel sowie einen Abschluss mit Auszeichnung (2017) an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle absolviert.

Im Jahr 2021 war sie Preisträgerin des Stipendiums „Aide à la Création et Diffusion en Photographie“ des Centre National de l’Audiovisuel (LU) und ist für das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium, Studienstiftung des deutschen Volkes (D), nominiert. Von der Jury von Lët’z Arles wurde sie im Jahr 2015 für die Teilnahme an den Rencontres de la Photographie d’Arles 2020-2021 ausgewählt.

Lisa Kohl wurde für den Edward-Steichen-Preis 2019 nominiert und absolvierte 2018 eine erste Residenz in Los Angeles in der Villa Aurora & Thomas Mann House e. V.

Sie beschreibt ihre künstlerische Position wie folgt: „Ich interessiere mich für die Beziehung zwischen dem künstlerischen Schaffen und der sozialen Realität und schaffe Bilder für Themen, die mir nahe gehen. Für den Balanceakt zwischen gesellschaftspolitischem Engagement und persönlicher Bildsprache begebe ich mich direkt vor Ort und suche die Nähe zu Randgruppen und prekären Lebensbedingungen. […] In meiner künstlerischen Recherche geht es um die Schwerpunkte Flucht und Exil, Anwesenheit und Abwesenheit, Ort und Nichtort. […] Ausgehend von einem realen Kontext wird ein Erfahrungsraum eröffnet, der den Menschen, denen ich begegne, und den zu problematisierenden Themen eine Stimme verleiht. Die auf verschiedene Kontexte bezogenen Interventionen, Skulpturen und Bilder verweisen auf unser kollektives Gedächtnis, das in meinen Werken auf dialogische Weise poetisch hinterfragt wird“.