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12.03.2024 #Literatur #Verlagswesen

Literarische Neuerscheinungen in deutscher Sprache

Anlässlich der luxemburgischen Präsenz auf der bevorstehenden Buchmesse in Leipzig stellen wir Ihnen die jüngsten Veröffentlichungen luxemburgischer Literatur in deutscher Sprache sowie die Romane der Autorinnen und Autoren, die auf der Leipziger Buchmesse (*) eine Lesung halten.

*Ulrike Bail, im halblichten geäst deines atems
Conte Verlag, 2023, Poesie, Deutsch

In im halblichten geäst deines atems entdeckt Ulrike Bail auf den täglichen Spaziergängen mit ihrem Hund kulturelle Vernetzungen im Moos, symbolische Prozesse zwischen Orchideen und Pilzen und findet überraschende Wörter. Ihre Gedichte erkunden die vielfältigen Beziehungen zwischen Kultur und Natur –  filigran und klangvoll.

Ulrike Bail, REDE ZUR LITERATUR 13
CNL, 2024, Deutsch

Ulrike Bails Lyrik enthält häufig Rekurse auf die semantischen Felder von Flora und Fauna, etwa in den Sammlungen wundklee streut aus (2011), die empfindlichkeit der libelle (2017) oder im halblichten geäst deines atems (2023). In der vorliegenden Rede wird, vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine, auf eine an der Normandie-Küste beheimatete Muschelart verwiesen und diese als Metapher des Lebens genauso wie der Dichtung dem Zivilisationsbruch entgegengesetzt. Das Ergebnis ist ein intellektuell und emotional engagierter, sprachlich hochfiligraner Text, in dem Natur und Kultur nicht als Gegensätze gedacht werden, sondern sich aufeinander beziehen.

 

*Raoul Biltgen, Meine Insel. Eine Robinsonade
Hydre Editions, Oktober 2023, Roman, Deutsch

Auf einer einsamen Insel steht ein Mann am Strand und erzählt einen Witz über einen Mann am Strand auf einer einsamen Insel. Dabei hat er nichts zu lachen. Der Schiffbrüchige, der einst Jean-Marie hieß und sich nun Robinson nennt, hat sich ein neues Leben geschaffen: Vorräte angelegt, eine Hütte gebaut – und Zäune errichtet. Denn den mühsam angehäuften Besitz soll ihm niemand wegnehmen. Piraten zum Beispiel. Oder gar Menschenfresser, wie bei Robinson Crusoe. Wer weiß, wie lange man auf einer einsamen Insel allein bleibt?

Das Bau (Eva Herunter, Katharina Hummer, Julia Obleitner) Hrsg., Wild Site
Point Nemo Publishing, Frühling 2024, Deutsch/ English

Wild Site ist die Entdeckung der flüchtigen Nebenprodukte einer sich ständig verändernden Stadt: Baulücken, Brachflächen, Zwischen- und Resträume, ”wilde Orte”. Fünf Gespräche mit Forscher:innen aus den Bereichen Biologie, Geologie, Klimatologie, Botanik, Landschaftsarchitektur, Urbanismus und Architektur werden begleitet von einer fotografischen Arbeit von Zara Pfeifer. Herausgegeben von das BAU: Eva Herunter, Katharina Hummer und Julia Obleitner.

Fabienne Faust, Die Häuser von drüben
Éditions Phi, 2023, Kurzgeschichten, Deutsch

Sie sind Gestrandete im schnellen Atem der Zufluchtsmetropolen. Was von ihren Häusern übrig blieb, zerfällt in der Erinnerung. Sie sind Sturmbeobachter, in die Ferne gereist, um Scampia zu sehen, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen oder einen Zeitungsknüller zu landen. Sie trauern um das Übriggebliebene. Möchten erinnert werden, wie Ägypten an Alaa al-Aswany, wie Janina Rachmaninov an ihren Traum vom Frühling.

Samuel Hamen, REDE ZUR LITERATUR 12
CNL, 2023, Deutsch

Unter dem bewusst vieldeutigen Titel Verhaltensweisen erkundet Hamen reale und künstlerisch angereicherte Landschaften, die allzu häufige Prekarität der geisteswissenschaftlichen (Forschungs-) Arbeit, die Menschen und was es bedeutet, unter ihnen Schriftsteller zu sein. Das Ergebnis ist eine bewegende poetologische Reflexion über Macht und Ohnmacht der Literatur, den Status des Literaten in einer sich anhand materieller Werte definierenden Gesellschaft sowie – aller Widrigkeiten und Unwegsamkeiten zum Trotz – die bestärkende und beglückende Wirkung des Schreibens.

Samuel Hamen, Jeff Schinker, Elise Schmit, Larisa Faber, Theater théâtre theatre Theater 1
Hydre Editions, November 2023, Theater, Deutsch, Englisch, Französisch, Luxemburgisch

In der Reihe Théâtr/e präsentieren bedeutende literarische Stimmen Luxemburgs neue Theaterstücke. Das Stück So dunkel hier von Elise Schmit handelt von Ex-Gauleiter Simon auf dem Weg nach Luxemburg, wo ihm der Prozess gemacht werden soll. In PatrIdiot von Jeff Schinker proben zwei Schauspieler*innen ein Stück über Migration und Rassismus in Luxemburg. De Geescht oder D’Mumm Séis von Samuel Hamen ist eine Adaptation des gleichnamigen Stücks von Dicks (Edmond de la Fontaine), dem Begründer des luxemburgischen Theaters. In 340x von Larisa Faber geht es um das Leben eines Mannes das in drei Zeitebenen aufgeteilt ist und offenbart fragwürdige Transaktionen und Kindheitstraumata.

*Guy Helminger, Das Geräusch der Stillleben. Stories
capybarabooks, Oktober 2023, Kurzgeschichten, Deutsch

Das Geräusch der Stillleben ist ein kunstvoll verwobenes Vexierspiel. Nebenfiguren einer Story werden in einer anderen zur Hauptfigur, Gegenstände wechseln von Erzählung zu Erzählung den Besitzer. Irgendwann hat das stille Leben eine Neigung von 56,75 Grad und ist nicht mehr aufzuhalten.

Wilhelm Holzbauer, Holzbauer – Schriften zur Architektur
Point Nemo Publishing, Frühling 2024, Deutsch

Die Publikation Holzbauer – Schriften zur Architektur würdigt das schriftstellerische Erbe eines der Großen der österreichischen Nachkriegsarchitektur, dessen bauliche Hinterlassenschaften bereits mehrere Bücher füllen. Ein Leben lang trieb den Vielbauer, der zugleich ein umfassend gebildeter und belesener Mensch war, das Schreiben um; mit Tiefgang, Verve und Witz ging er es an. Aus einem großen Konvolut haben die Herausgeber ihreAuswahl getroffen: Autobiografisches, Essays zu seinen eigenen Bauten, Aufsätze und Texte zur Architektur ganz allgemein, begleitet von Fotografien und Skizzen.

Raymond Schaack, Im Banne des Unendlichen
Éditions Phi, 2023, Poesie, Deutsch

Das vorliegende Buch ist das zwanzigste veröffentlichte Werk des Autors, der zweite Band mit japanischen Haiku und der dritte, nach Masques magnétiques (2016) und Mahlstrom Zeit (2019), von Phi herausgebrachte Lyrikband.

Faby Schintgen, Blaustufen
Op der Lay, 2023, Roman, Deutsch

Provokativ und humorvoll zeichnet Faby Schintgen (*1982, Luxemburg) in ihrem Debütroman ein lebhaftes Bild von Liebe, Familie und Selbstverwirklichung. Ihre trotzige Protagonistin erkämpft sich neuen Freiraum und macht Mut für Veränderung. Sie hoffte auf die Erfüllung ihrer Lebenswünsche, doch das idealisierte Bild mütterlicher Aufopferung kann Mels Bedürfnis nach Selbstverwirklichung nicht gerecht werden. Plötzlich steht alles Kopf und sie muss ihren Supermom-Umhang mitsamt ihrer schwarz-weißen Weltanschauung endgültig abwerfen.

Margret Steckel, Mutterrache. Novelle
capybarabooks, 3. Auflage November 2023, Novelle, Deutsch

In der Novelle »Mutterrache« gelingt es Margret Steckel, anhand der kunstvoll verwobenen Handlungsfäden Fragen von Schuld und Versäumnissen innerhalb einer Familie zu thematisieren, ohne Partei zu ergreifen. Obwohl es in dieser Geschichte wohl niemanden gibt, der sich letztendlich frei von Schuld sprechen kann, ermöglicht es die Autorin dem Leser, anhand der Rückblenden den Verlauf der Tragödie zu rekonstruieren und sich sein eigenes Urteil zu bilden – ohne zu verurteilen, denn dafür liebt Margret Steckel ihre Figuren zu sehr. Selbst wenn sie schwierig sind.

Anna Valentiny, Hortus Alienum – Scenographies of Nobody’s Voyage
Point Nemo Publishing, Frühling 2024, Deutsch/Englisch

Das erste Buch der Autorin Anna Valentiny Hortus Alienum – Scenographies of Nobody’s Voyage ist eine Narration um das Menschsein. Die Protagonistin der Erzählung, Nobody, kann ihrer Erzählung in keinem Akt entfliehen und muss die artifizielle Parklandschaft des Hortus Alienum, Szene um Szene, durchwandern. Begleitet wird sie dabei vom Chor.

Nora Wagener, REDE ZUR LITERATUR 11
CNL, 2023, Deutsch

Der Titel suggeriert Inkonsistenz, Ziellosigkeit, unverbindliches Geblubber… Ein perfekt geglücktes Täuschungsmanöver, denn Nora Wagener legt mit diesem schmalen Band eine gehaltvolle poetologische Reflexion über Verfasstheiten des Schrift stellers vor, über Möglichkeiten (und Grenzen) der Literatur und die Fähigkeit des literarischen Schreibens, selbstbestimmte Realitäten zu erschaffen.