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12.10.2023 #Darstellende Kunst #Junges Publikum #kulturlxnews #Theater

Luxemburgische Kreationen in Avignon 2024

Corps au bout du monde © Pola Marion | GO © Bohumil Kostohryz

Zwei Künstlerinnen der luxemburgischen Szene gestalten ein wahrhaft sportliches Programm.

Im Zuge der von Kultur | lx initiierten Ausschreibung gingen elf Beiträge ein, die am 18. September von der aus Serge Basso de March (Autor und Dichter), Pablo Chimienti (Beauftragter für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der THEATER FEDERATIOUN), Godefroy Gordet (Journalist, Autor und Regisseur), Lee Fou Messica (künstlerische Leiterin des Espace Bernard-Marie Koltès – Scène conventionnée d’intérêt national in Metz und Ko-Präsidentin des Netzwerks Quint’Est) und Karine Sitarz (Kritikerin) bestehenden Jury gesichtet wurden.

Die Wahl der Jury fiel auf das von Elke Hartmann inszenierte und von Maskénada produzierte Theaterstück Corps au bout du monde von Marion Rothhaar.

Als zweites Stück wurde die an ein junges Publikum gerichtete Produktion GO! von Jennifer Gohier in die Auswahl aufgenommen. Mit Zustimmung der Jury erhält diese bereits offiziell vom Théâtre du Train Bleu nach Avignon eingeladene Inszenierung die finanzielle Unterstützung von Kultur | lx.

Passend zu den im Jahr 2024 in Frankreich stattfindenden Olympischen Spielen setzen sich

die beiden Stücke der luxemburgischen Auswahl in Avignon auf unterschiedliche Weise mit den Themen Sport und Leistung auseinander.

Insbesondere begrüßte die Jury das Aufgreifen aktueller sportlicher und gesellschaftlicher Anliegen in Corps au bout du monde, darunter Mobbing, Machtmissbrauch und Feminismus. Auf Grundlage einer persönlichen Erfahrung versteht es das Stück, diese Themen in einer ausgesprochen körperlichen Inszenierung auf sowohl tiefgründige als auch feinsinnig humorvolle Weise vorzutragen und damit alle Zuschauer:innen anzusprechen. Für das Festival von Avignon wird das Stück in französischer Sprache adaptiert.

Des Weiteren lobte die Jury die künstlerische Qualität von GO!, das Menschen aller Altersgruppen anspricht und die universellen Werte der Kampfkunst, des Sports und des gesellschaftlichen Lebens im Allgemeinen vermittelt. GO! wurde kürzlich mit dem „Kanner- a Jugendtheaterpräis“ 2023 (Auszeichnung für Aufführungen mit jungem Publikum) ausgezeichnet und wird derzeit im Train Bleu, einem der renommiertesten OFF-Theater, aufgeführt.

Kultur | lx freut sich darauf, diese luxemburgische Auswahl und die damit verbundenen künstlerischen Teams in Avignon präsentieren, begleiten und unterstützen zu dürfen.

Über die Produktionen:
Corps au bout du monde setzt sich mit dem Konzept „Erfolg um jeden Preis“ auseinander und basiert auf den persönlichen Erfahrungen von Marion Rothhaar, die die Bundesrepublik Deutschland als Deutsche Meisterin in Rhythmischer Sportgymnastik bei den Olympischen Spielen 1988 vertrat. Im Mittelpunkt des Stücks steht die Problematik des Erwachsenwerdens im Spitzensport: tägliches Training, Wettkämpfe, Leistung, Kontrolle, Entschlossenheit und Verzicht, Verletzungen, Macht und Missbrauch, Zweifel und Aufbegehren, Qualen und Freude, Siege und Niederlagen. Berichte von weiteren Spitzensportlerinnen, Zeitungsartikel und der gleichnamige Text von Regina Dürig vervollständigen das Werk.

GO! zeigt ein Spiel zwischen zwei Männern, die sich anhand ihrer Kampfkunst begegnen und herausfordern. Mit jeder neuen Runde lernen sie sich selbst besser kennen und einschätzen, bis sie letztlich über sich hinauswachsen können. Beide lernen von den Stärken und Grenzen des jeweils anderen, ohne dass es dabei einen Gewinner oder Verlierer gibt. Denn in erster Linie ist der Gegner ein Spielpartner, dem zum Weiterspielen eine gehörige Portion Respekt gezollt werden muss. In einer digitalen Umgebung lässt GO! von Jennifer Gohier zeitgenössischen Tanz und Kampfsport zu einem Duett verschmelzen, das Humor, präzise Gesten und ästhetische Bewegungen vereint.

 

Über die Künstlerinnen:
Die Regisseurin und Dramaturgin Marion Rothhaar lebt mit ihrer Familie in der Schweiz. Nach einer internationalen Karriere als rhythmische Sportgymnastin tauschte sie die Turnmatte gegen die Theaterbühne, um dort als Tänzerin und Performerin aufzutreten. Nach einem Magisterabschluss in Literatur-, Theater- und Medienwissenschaften sowie einer Ausbildung zur Rundfunkredakteurin arbeitete sie für den Rundfunk und übernahm in diesem Rahmen zahlreiche Regieassistenzen. An der Hochschule der Künste Bern erwarb sie eine Zusatzqualifikation als „Teaching Artist“. Erst kürzlich inszenierte sie die Science-Fiction-Performance „La machine s’arrête“ nach einer Erzählung von E.M. Forster für Esch2022, Kulturhauptstadt Europas. Ihre neueste Produktion „Körper am Ende der Welt – Corps au bout du monde“ basiert auf den Enthüllungen von Athletinnen, die Missstände im olympischen Trainingszentrum in Magglingen (Schweiz) anprangern, sowie auf ihrer eigenen Biografie als ehemalige Spitzensportlerin und Teilnehmerin an den Olympischen Spielen. Marion Rothhaar ist langjähriges Mitglied des luxemburgischen Kollektivs Maskénada.

Jennifer Gohier absolvierte ihre Ausbildung an der Musikhochschule Conservatoire d’Angers sowie an der Schule des CCN-Ballet du Nord. Im Jahr 2005 wurde sie in das Ballettensemble der Opéra de Metz Métropole aufgenommen, wo sie das lyrische, klassische und zeitgenössische Repertoire der von Patrick Salliot geleiteten Kompanie interpretierte. Zwischen 2009 und 2015 setzte sie ihre künstlerische Laufbahn fort und arbeitete für verschiedene Choreograf:innen, darunter Christophe Garcia (FR), Julien Ficely (FR), Anu Sistonen (FI), Francesco Vecchione (IT), Bernard Baumgarten (LU) und Annick Pütz (LU). Mit Grégory Beaumont gründete sie das Tanzensemble Cie Corps In Situ, mit dem sie ihre Kunst auf der Bühne, in Gärten, auf der Straße, in Schulen und vielen weiteren Orten kreiert, tanzt, verbreitet und teilt.