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Dunya Weber_Still Waters ©Ezio Manciucca
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Design in Luxemburg

Ästhetisches Schaffen oder strategisches Instrument - der bewusst vielschichtige Begriff „Design“ verfolgt beides gleichzeitig oder abwechselnd und ist gleichwohl vor allem ein Katalysator für Innovation. Das von seinem Wesen her hybride, multidisziplinäre Design berührt in gleicher Weise die Kultur und die Wirtschaft, von der es abhängig ist.

Die Designbranche verzeichnet in den letzten Jahren in Luxemburg eine beachtliche Entwicklung im Hinblick auf ihr Wachstum und ihr professionelles Standing. 2017 beispielsweise entstand das Creative Industries Cluster, ein nationaler Zusammenschluss kreativer Industrien, in dem der gesamte Kosmos der in diesem Bereich tätigen Unternehmen vertreten ist. Es umfasst zwölf Sparten, darunter Design, Mode und Kunsthandwerk. Das Cluster, das sich Information, Förderung und Schaffung von Synergieeffekten unter Kreativen zum Ziel gesetzt hat, bietet ausgezeichnete Rahmenbedingungen für die Entwicklung dieser Berufsstände. Die virtuelle Plattform des Clusters creativecluster.lu gewährleistet kreativ Schaffenden zudem (inter-)nationale Sichtbarkeit und Erkennbarkeit.

Die Designbranche umfasst unterschiedlichste Sparten, wie Produkt- oder Dienstleistungsdesign, Modedesign oder fotografisches Design. Die Grafikbranche im weitesten Sinne, die traditionell am stärksten im Großherzogtum Luxemburg vertreten ist, arbeitet Hand in Hand mit der Illustration, dem Web Design, der Animation oder dem Motion Design, um nur einige gängige Verbindungen zu nennen. Daher auch die Notwendigkeit einer Dachstruktur in dieser an sich sehr heterogenen Branche. Diese Funktion erfüllt der Berufsverband Design Luxembourg. Das Ziel ist klar umrissen: Er will den Berufsstand und seine ortsansässigen Kompetenzen bei Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Kultur so bekannt wie nur irgend möglich machen. Voraussetzung dafür ist die Anerkennung des Designs als entscheidender Hebel für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung Luxemburgs. Der Verband lobt im Übrigen alle zwei Jahre die Luxembourg Design Awards aus. Dieser Wettbewerb, bei dem die besten Designprojekte in Luxemburg prämiert werden, findet ergänzend zu den Media Awards statt, die von Maison Moderne und RTL gemeinsam ausgerichtet werden und sich ausschließlich kreativer Werbung widmen.

Kulturelle Entwicklung

Unter der Federführung von Marie-Claude Beaud, der ehemaligen Direktorin des Musée d‘Art Moderne Grand-Duc Jean, fand eine umfassende Reflexion über die kreative Dimension von Design statt, und zwar bereits in der Planungsphase des Museums.
Greifbares Ergebnis davon war die Einbindung von Designern wie Ronan & Erwan Bouroullec, Charles Kaisin, Konstantin Grcic & Nitzan Cohen und anderer bei der Einrichtung der verschiedenen Bereiche des Museums, das seine Tore 2006 öffnete. All diese Exponate gehören heute zur Sammlung des Mudam.
Hinzu kam der feste Wille, Design auch in die Konzeption einfließen zu lassen, woraufhin das Mudam auch zu einem wichtigen Katalysator der kulturellen Entwicklung des Designs in Luxemburg wurde. Seit der Gründung der Design Friends 2009 unterstützte das Museum diese gemeinnützige Vereinigung, indem es ihr seine Räumlichkeiten für die Vortragsreihe und andere Networking-Veranstaltungen zur Verfügung stellte. Design Friends etablierte sich zügig als eine der maßgeblichen Plattformen in diesem Bereich, sowohl angesichts der Qualität der angebotenen Veranstaltungen – bisher wurden über 50 internationale Designer eingeladen – als auch aufgrund seines Einsatzes zur Förderung der lokalen Szene. Ergänzt wird dieser eventbasierte Ansatz durch eine sorgfältige verlegerische Arbeit, die zur Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für Design beiträgt und sich sowohl an Fachleute als auch gut informierte/interessierte Laien richtet.

2010 richtete das Mudam in Zusammenarbeit mit der Stadt Luxemburg das zweijährliche Festival Design City ein, das fünf Mal stattfinden sollte. Dieses für die Branche richtungsweisende Event brachte in Ausstellungen, Stadtinstallationen, Workshops und anderen Momenten der kreativen Begegnung Projekte lokaler und internationaler Akteure zusammen. Das Programm wurde im Übrigen auf andere Einrichtungen und selbst Geschäfte in der luxemburgischen Hauptstadt ausgeweitet.

Unter den markanten Ereignissen dieser entscheidenden Zeit sind noch hervorzuheben: das Festival Colophon (2007 und 2009), das sich mit unabhängigen Magazinen befasst, die Ausstellungen Tomorrow Now – When Design Meets Science Fiction im Mudam (2007), Resolute – Design Changes im Casino Luxembourg (2015), das zusammen mit dem Graphic Design Festival in Breda stattfand, Local Craft Meets Design (2016), organisiert von der gemeinnützigen Vereinigung In progress im Cercle Cité, oder etwa The Open End, ein Kooperationsfestival für Grafik (2016 in der Kulturfabrik und 2019 in den Rotondes). Das Werk autoreverse (2004-2005) von Paul Kirps ist Teil der Designkollektion des MoMa in New York und wurde unter anderem bei der Ausstellung Rough Cut: Design Takes a Sharp Edge 2008 gezeigt.

Kunsthandwerk schließlich wurde dank der Vereinigung De Mains de Maîtres Luxembourg ins Rampenlicht gerückt, die erstmalig 2016 eine gleichnamige Biennale veranstaltete. Die Sparte wurde sogar ins Ausland exportiert mit der bemerkenswerten Präsenz Luxemburgs im Pariser Grand Palais, insbesondere bei den Révélations - Biennale Internationale des Métiers d‘Art et de Création.

Museumskollektionen

Zwar stellen Kunsthandwerk, dekorative Kunst und Grafik den größten Teil der Museumskollektionen in Luxemburg dar, doch das Mudam und das Musée National d‘Histoire et d‘Art (MNHA) besitzen auch einige zeitgenössische (luxemburgische und internationale) Designwerke, die sich keineswegs zu verstecken brauchen.
Neben dem in Auftrag gegebenen Mobiliar umfasst die Sammlung des Mudam heute ca. 20 Werke internationaler Designer wie Patrick Jouin, Laurent Massaloux, Maarten Baas, Ora-Ïto oder Peter Newman. Hinzu kommen 36 Modekreationen, unter anderem von Hussein Chalayan, Hiroaki Ohya, Martin Margiela und Walter van Beirendonck. Ein historisches Ensemble von Aino & Alvar Aalto von Beginn der 1930er Jahre rundet die Sammlung ab.
Das Interesse des MNHA für zeitgenössisches Design ist getragen von dem Willen, die – zwar wenigen, aber sehr akzentuierten – Erwerbungen in ihren historischen Kontext einzuordnen. Beispielhaft sei hier der Erwerb der Sitze genannt, die von Georges Zigrand kreiert und ursprünglich für den Justus-Lipsius-Bau in Brüssel anlässlich der luxemburgischen Ratspräsidentschaft im Jahr 2015 bestimmt waren.

Georges Zigrand _Campfire Meeting room ©Georges Zigrand 2015

International

Nicht selten weckt luxemburgisches Design die Aufmerksamkeit der internationalen Fachwelt oder werden Designer mit renommierten Preisen geehrt. Zu den ausgezeichneten Agenturen im Bereich Grafikdesign gehören A Designers’ Collective, cropmark, kontext, ID+P, Rose de Claire design und Quattro Creative bei den German Design Awards 2020. Im selben Jahr räumten die Agenturen Dubl Design Studio und Claudia Eustergerling Design zwei Preise bei den DNA Paris Design Awards ab. Allein das Magazin Luci der Agentur ampersand.studio im Auftrag von Luxembourg for Tourism wurde mit einem Red Dot Design Award, einem German Design Award, einem C²A Creative Communication Award und einem ICMA – International Creative Media Award prämiert.

Im Modebereich schaffte es Nachwuchs-Designerin, Jil Jander, die erst vor Kurzem ihren Abschluss an der ÉCAL (École cantonale d’art de Lausanne) machte, 2020 in der Kategorie „Modeaccessoires“ in die Endrunde des angesehenen Festival d’Hyères.

Zwar lässt sich der Designerberuf sehr wohl in Luxemburg ausüben, doch auch auf der internationalen Bühne findet man einige Persönlichkeiten, die ursprünglich aus dem Großherzogtum stammen. Zum Beispiel der äußerst produktive Max Steffen, der heute als Chefdesigner für Ausrüstung bei The North Face in den USA arbeitet. Ein weiteres Talent ist Christophe de la Fontaine, der zu Beginn seiner Laufbahn zum Studio von Patricia Urquiola gehörte und auch als Freiberufler für Moroso oder Rosenthal arbeitete. Seit 2012 kooperiert er mit der Künstlerin Aylin Langreuther in ihrem gemeinsamen Unternehmen DANTE – Goods And Bads. Die Designerin Dunja Weber ihrerseits erwarb ihre Sporen bei Cassina und bei den italienischen Designern Marco Ferreri und Stefano Giovannoni, bevor sie ins Studio von James Irvine wechselte. Sie ist auf Möbel spezialisiert und arbeitet heute in Luxemburg.

Luci ©Ampersand

Ausbildung

Das Angebot an Design-Hochschulausbildungen in Luxemburg konzentriert sich auf zwei Einrichtungen, das Lycée des Arts et Métiers und die Université du Luxembourg. Ersteres bietet mehrere Fachhochschulabschlüsse (Brevets de technicien supérieur, BTS), zum Beispiel für Game Art and Game Design und für Mediengestaltung. Die Université du Luxembourg bietet als Studiengänge an: einen Bachelor Trickfilmanimation und einen Master in Architektur.

Das 2021 eingeweihte Casino Display (ehemals Konschthaus Beim Engel, dessen Programm heute im Casino Luxembourg – Forum d’Art contemporain weitergeführt wird) berät interessierte Schülerinnen und Schüler zu kreativen Berufen. Anlässlich des „display.ed“, einem jährlich stattfindenden Tag der Begegnung und des Austauschs von Kunst-, Design- und Architekturschulen der angrenzenden Regionen, wird eine Auswahl der angebotenen Kurse und Studiengänge vorgestellt.

Nadine Clemens
Kommunikationsbeauftragte und Pressesprecherin von Casino Luxembourg – Forum d’Art contemporain

Der vorliegende Text wurde im April 2021 erstellt und bietet einen Überblick über Design in Luxemburg in den letzten 15 Jahren. In Luxemburg gibt es keinen speziellen Ort für Design.