Im Zuge der Ausschreibung für die Recherche- und Arbeitsresidenz an der Pariser Cité internationale des Arts wurde der Performancekünstler und Schriftsteller Noé Duboutay (he/they) aus elf Bewerbungen als Empfänger ausgewählt.

Die aus Vincent Gonzalvez (Cité internationale des arts), Lis Hausemer (MNAHA), Julien Hübsch (Stipendiat 2023), Nathalie Ronvaux (Kulturfabrik) und Francisco Sassetti (Philharmonie Luxembourg) bestehende Jury entschied nach Sichtung der eingegangenen Bewerbungen, die Residenz an den Künstler Noé Duboutay und sein Forschungsprojekt „what a hero!“ zu vergeben.

Erläuterung der Jury
Die Jury hob insbesondere den Umfang der vom Künstler durchgeführten Recherchen sowie deren vielschichtigen und überzeugenden Charakter hervor. Die Cité internationale des Arts kann die Beantwortung der durch das Forschungsprojekt aufgeworfenen Fragen auf umfassende Weise begleiten und während der verhältnismäßig kurzen Dauer der Residenz – die zu einem strategischen Zeitpunkt in der künstlerischen Karriere von Noé Duboutay erfolgt – die ausführliche Erforschung der in der Bewerbung aufgezeigten Ansätze ermöglichen.

Biografie
Noé Duboutay (he/they) wirkt als Performancekünstler und Schriftsteller in Berlin und Luxemburg.

Unter Einsatz seines Körpers und seiner Stimme realisiert er Installationen und verfasst Drehbücher, Gedichte und Prosa, in denen er die Verflochtenheit menschlicher Identitäten mit nicht menschlichen Entitäten und Materialitäten erforscht. Noés künstlerische Praxis experimentiert mit den verschiedenen Möglichkeiten, einen Körper zu erforschen, sein Wesen auszumachen und ihn zu interpretieren.

Der Künstler navigiert durch die mit Geschlecht und Sexualität verbundenen sozialen und politischen Konstrukte und gestaltet einen Raum der Ungewissheit und Milde.

Durch die fiktiven und virtuellen Gefilde von Text und Bewegung entwirft Noé Werkzeuge, die queere Verbindungen, Allianzen und Verwandtschaften als Mittel des spielerischen Wandels heranziehen.

Im Jahr 2019 schloss der in Luxemburg geborene und aufgewachsene Künstler seinen Bachelor an der HBKsaar ab, gefolgt von einem Master of Arts an der ZHdK (Zürich) im Jahr 2021. Von 2021 bis 2023 setzte er sein Performance-Studium im Programm Live Art Forms an der AdBK in Nürnberg fort. Noé wurde 2022 mit dem Akademiepreis der AdBK Nürnberg ausgezeichnet und erhielt im selben Jahr das Stipendium der Auguste van Werveke-Hanno-Stiftung. Im Jahr 2023 veröffentlichte er sein erstes literarisches Werk „mud and the bros“ beim Verlag Lemon Press Zürich.

In Partnerschaft mit dem Centre National de la Danse in Lyon sowie dem CDCN – Le Gymnase in Roubaix gewähren Kultur | lx – Arts Council Luxembourg, die Théâtres de la Ville de Luxembourg und TROIS C-L – Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois einem in Luxemburg ansässigen künstlerischen Ensemble ein Stipendium für die Entwicklung eines choreografischen Projekt. Ziel dieses Programms ist es, den künstlerischen Werdegang der luxemburgischen Choreograf:innen und Tänzer:innen optimal zu begleiten.

Von der Projektentwicklung über die Produktion bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit und internationalen Bekanntmachung unterstützt dieses sich über zwei Jahre (2024 und 2025) erstreckende Stipendium verschiedene Aspekte des kreativen Schaffens. Konkret setzt sich das Stipendium aus den folgenden Elementen zusammen: eine direkte finanzielle Unterstützung für die Produktion, die Residenzen in Lyon und Roubaix, die Präsenz auf internationalen Plattformen sowie die Begleitung in allen Phasen der Projektentwicklung.

Im Zuge der Ausschreibung gingen fünf Bewerbungen ein. Die Jury entschied einstimmig, das Stipendium EXPÉDITION an William Cardoso zu vergeben.


Erläuterung des Empfängers
Für William Cardoso stellt dieses Stipendium „eine außergewöhnliche Chance dar, die die Kreation eines neuen choreografischen Stücks unter optimalen Bedingungen sowie den Aufbau und die Festigung meiner Beziehungen zu Kulturschaffenden auf internationaler Ebene ermöglicht. Die von renommierten Institutionen wie dem CN D in Lyon, dem CDCN – Le Gymnase in Roubaix sowie dem Grand Théâtre und dem TROIS C-L in Luxemburg angebotenen Residenzen schaffen die ideale Grundlage für die Entwicklung meines neuen Werks DeadlineDeadline hinterfragt und beleuchtet ein wiederkehrendes Thema in unseren Leben: die Trennung. Diese Kreation ist darauf ausgelegt, das System zu durchbrechen und durch den Schlussstrich einen Neuanfang zu finden.“


Erläuterung der Jury
Die sich aus Vertreter:innen der fünf Partnerinstitutionen zusammensetzende Jury (Bernard Baumgarten – TROIS C-L; Tom Leick-Burns und Anne Legill – Les Théâtres de la Ville de Luxembourg; Davy Brun – CN D Lyon; Laurent Meheust – CDCN – Le Gymnase à Roubaix) betonte die thematische Relevanz und Dringlichkeit des Projekts, das sowohl die kreative Dynamik des Choreografen als auch die Vorstellungswelten unserer Zeit durchzieht. Die Jury hob William Cardosos einzigartiges Verständnis des Körpers und der Beziehung zwischen den Geschlechtern hervor und lobte insbesondere die Reife des jungen Choreografen. Das Stipendium EXPEDITION fügt sich als folgerichtiger Schritt in die Karriereentwicklung des Künstlers ein und ermöglicht ihm, seine Recherchen weiter voranzutreiben, sich mit größeren choreografischen Formen auseinanderzusetzen und sich internationalen Produktions- und Vertriebsnetzwerken anzunähern.

Über William Cardoso
William Cardoso lebt und arbeitet als choreografischer Künstler und Tänzer in Luxemburg und Portugal und zelebriert mit seinen Werken den widersprüchlichen, unvorhersehbaren, kreativen und engagierten Geist. Er befasst sich mit intimen und persönlichen Themen, mit denen sich jede:r identifizieren kann. Hungrig nach Veränderung und beseelt von der Wut über die Ungerechtigkeit, stellen seine Stücke die heteronormative und patriarchalische Gesellschaft infrage. Zur Umsetzung der von ihm gewählten Themen wählt er die körperliche Anstrengung sowie kämpferische Aspekte.

Durch einen Dialog der Körper, die im Widerspruch zu ihrem Geist stehen, konnte William Cardoso im Verlauf seiner drei bisherigen Werke (Raum, Dear Mum, Baby) eine eigene Identität in einer einzigartigen Ausdrucksform entwickeln. So setzt er sich mit harten, rohen Bewegungen dem fließenden Konzept des Kontakttanzes entgegen.

 

Seit 2016 nimmt Lët’z Arles einen Teil des luxemburgischen Schaffens mit zu den Rencontres d’Arles. Lët’z Arles ist ein Verein zur Unterstützung und Förderung von Fotografie und Künstlern mit Bezug zu Luxemburg und bietet jedes Jahr Künstlern ein umfassendes Angebot zur Kreation und Verbreitung. Vom 1. Juli bis zum 22. September 2024 wird der luxemburgische Fotograf Michel Medinger in der Chapelle de la Charité ausstellen. Die Ausstellung wird kuratiert von Sylvie Meunier.

Michel Medinger wurde 1941 in Luxemburg geboren und entwickelte nach und nach eine regelmäßige fotografische Praxis. Als Autodidakt hat er mit zahlreichen Techniken experimentiert: S/W-Fotografie, Arbeiten in der Dunkelkammer mit selbst hergestellten Chemikalien, Cibachrome und Polaroids, wobei er sich ein ganz eigenes Universum geschaffen hat. Er ist ein großer Sammler von Objekten und setzt diese Techniken in seltsamen Kompositionen mit respektlosem Humor in Szene. Seine Fotografien sind voller Witz und Poesie, manchmal mit ikonoklastischen Themen. Über sein Atelier hinaus schöpft er aus den Gegenständen seiner täglichen Umgebung, um seine Kompositionen und fotografischen Gemälde wie ein Kuriositätenkabinett aufzubauen. Indem er sie obsessiv und mit einem Hang zum Surrealismus in Szene setzt, führt er eine Erzählung und einzigartige Maßstabsverhältnisse ein. Michel Medinger überlässt nichts dem Zufall.
Seine Arbeiten haben den Künstler in die ganze Welt geführt. Er stellte seine Polaroid Masterprints in Peking aus und nahm an Ausstellungen in Luxemburg, Frankreich, den USA, Dänemark, Russland, Polen und Japan teil.

Zwei Künstlerinnen der luxemburgischen Szene gestalten ein wahrhaft sportliches Programm.

Im Zuge der von Kultur | lx initiierten Ausschreibung gingen elf Beiträge ein, die am 18. September von der aus Serge Basso de March (Autor und Dichter), Pablo Chimienti (Beauftragter für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der THEATER FEDERATIOUN), Godefroy Gordet (Journalist, Autor und Regisseur), Lee Fou Messica (künstlerische Leiterin des Espace Bernard-Marie Koltès – Scène conventionnée d’intérêt national in Metz und Ko-Präsidentin des Netzwerks Quint’Est) und Karine Sitarz (Kritikerin) bestehenden Jury gesichtet wurden.

Die Wahl der Jury fiel auf das von Elke Hartmann inszenierte und von Maskénada produzierte Theaterstück Corps au bout du monde von Marion Rothhaar.

Als zweites Stück wurde die an ein junges Publikum gerichtete Produktion GO! von Jennifer Gohier in die Auswahl aufgenommen. Mit Zustimmung der Jury erhält diese bereits offiziell vom Théâtre du Train Bleu nach Avignon eingeladene Inszenierung die finanzielle Unterstützung von Kultur | lx.

Passend zu den im Jahr 2024 in Frankreich stattfindenden Olympischen Spielen setzen sich

die beiden Stücke der luxemburgischen Auswahl in Avignon auf unterschiedliche Weise mit den Themen Sport und Leistung auseinander.

Insbesondere begrüßte die Jury das Aufgreifen aktueller sportlicher und gesellschaftlicher Anliegen in Corps au bout du monde, darunter Mobbing, Machtmissbrauch und Feminismus. Auf Grundlage einer persönlichen Erfahrung versteht es das Stück, diese Themen in einer ausgesprochen körperlichen Inszenierung auf sowohl tiefgründige als auch feinsinnig humorvolle Weise vorzutragen und damit alle Zuschauer:innen anzusprechen. Für das Festival von Avignon wird das Stück in französischer Sprache adaptiert.

Des Weiteren lobte die Jury die künstlerische Qualität von GO!, das Menschen aller Altersgruppen anspricht und die universellen Werte der Kampfkunst, des Sports und des gesellschaftlichen Lebens im Allgemeinen vermittelt. GO! wurde kürzlich mit dem „Kanner- a Jugendtheaterpräis“ 2023 (Auszeichnung für Aufführungen mit jungem Publikum) ausgezeichnet und wird derzeit im Train Bleu, einem der renommiertesten OFF-Theater, aufgeführt.

Kultur | lx freut sich darauf, diese luxemburgische Auswahl und die damit verbundenen künstlerischen Teams in Avignon präsentieren, begleiten und unterstützen zu dürfen.

Über die Produktionen:
Corps au bout du monde setzt sich mit dem Konzept „Erfolg um jeden Preis“ auseinander und basiert auf den persönlichen Erfahrungen von Marion Rothhaar, die die Bundesrepublik Deutschland als Deutsche Meisterin in Rhythmischer Sportgymnastik bei den Olympischen Spielen 1988 vertrat. Im Mittelpunkt des Stücks steht die Problematik des Erwachsenwerdens im Spitzensport: tägliches Training, Wettkämpfe, Leistung, Kontrolle, Entschlossenheit und Verzicht, Verletzungen, Macht und Missbrauch, Zweifel und Aufbegehren, Qualen und Freude, Siege und Niederlagen. Berichte von weiteren Spitzensportlerinnen, Zeitungsartikel und der gleichnamige Text von Regina Dürig vervollständigen das Werk.

GO! zeigt ein Spiel zwischen zwei Männern, die sich anhand ihrer Kampfkunst begegnen und herausfordern. Mit jeder neuen Runde lernen sie sich selbst besser kennen und einschätzen, bis sie letztlich über sich hinauswachsen können. Beide lernen von den Stärken und Grenzen des jeweils anderen, ohne dass es dabei einen Gewinner oder Verlierer gibt. Denn in erster Linie ist der Gegner ein Spielpartner, dem zum Weiterspielen eine gehörige Portion Respekt gezollt werden muss. In einer digitalen Umgebung lässt GO! von Jennifer Gohier zeitgenössischen Tanz und Kampfsport zu einem Duett verschmelzen, das Humor, präzise Gesten und ästhetische Bewegungen vereint.

 

Über die Künstlerinnen:
Die Regisseurin und Dramaturgin Marion Rothhaar lebt mit ihrer Familie in der Schweiz. Nach einer internationalen Karriere als rhythmische Sportgymnastin tauschte sie die Turnmatte gegen die Theaterbühne, um dort als Tänzerin und Performerin aufzutreten. Nach einem Magisterabschluss in Literatur-, Theater- und Medienwissenschaften sowie einer Ausbildung zur Rundfunkredakteurin arbeitete sie für den Rundfunk und übernahm in diesem Rahmen zahlreiche Regieassistenzen. An der Hochschule der Künste Bern erwarb sie eine Zusatzqualifikation als „Teaching Artist“. Erst kürzlich inszenierte sie die Science-Fiction-Performance „La machine s’arrête“ nach einer Erzählung von E.M. Forster für Esch2022, Kulturhauptstadt Europas. Ihre neueste Produktion „Körper am Ende der Welt – Corps au bout du monde“ basiert auf den Enthüllungen von Athletinnen, die Missstände im olympischen Trainingszentrum in Magglingen (Schweiz) anprangern, sowie auf ihrer eigenen Biografie als ehemalige Spitzensportlerin und Teilnehmerin an den Olympischen Spielen. Marion Rothhaar ist langjähriges Mitglied des luxemburgischen Kollektivs Maskénada.

Jennifer Gohier absolvierte ihre Ausbildung an der Musikhochschule Conservatoire d’Angers sowie an der Schule des CCN-Ballet du Nord. Im Jahr 2005 wurde sie in das Ballettensemble der Opéra de Metz Métropole aufgenommen, wo sie das lyrische, klassische und zeitgenössische Repertoire der von Patrick Salliot geleiteten Kompanie interpretierte. Zwischen 2009 und 2015 setzte sie ihre künstlerische Laufbahn fort und arbeitete für verschiedene Choreograf:innen, darunter Christophe Garcia (FR), Julien Ficely (FR), Anu Sistonen (FI), Francesco Vecchione (IT), Bernard Baumgarten (LU) und Annick Pütz (LU). Mit Grégory Beaumont gründete sie das Tanzensemble Cie Corps In Situ, mit dem sie ihre Kunst auf der Bühne, in Gärten, auf der Straße, in Schulen und vielen weiteren Orten kreiert, tanzt, verbreitet und teilt.

 

In den 40 Jahren seines Bestehens hat das Festival les Zébrures d’automne in Limoges zum ersten Mal eine luxemburgische Produktion in sein Programm aufgenommen.

Am 21. und 22. September wurde das Stück Léa ou la théorie des systèmes complexes von Ian De Toffoli unter der Regie von Renelde Pierlot aufgeführt.

Diese neue Koproduktion zwischen den Théâtres de la Ville de Luxembourg und Les Francophonies – Des écritures à la scène ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit, die 2022 mit einer Schreibresidenz von Ian De Toffoli in der Maison des auteurs.rices des Francophonies begann.

Es ist eine bemerkenswerte Zusammenarbeit, die es Luxemburg ermöglicht hat, endlich an diesem Festival teilzunehmen, das die französischsprachige Welt mit Künstlern aus der ganzen Welt in den Bereichen Theater, Tanz und Musik feiert, und die von Direktor Hassane Kassi Kouyaté bei der Eröffnung des Festivals sehr gelobt wurde. Die ersten Rezensionen sind bereits sehr vielversprechend:

„(…) die Kühnheit hat sich ausgezahlt. Die Vorzeichen waren eindeutig: Stehende Zuschauer, großzügiger Applaus und ein begeistertes junges Publikum. Der Veranstaltungsort mit dem ermutigenden Namen Jean-Gagnant mag Glück gebracht haben, aber dieser Erfolg ist vor allem das Verdienst eines eingespielten Teams.“ – Gregory Cimatti, Le Quotidien

„Das Stück, fein recherchiert und geschrieben vom luxemburgischen Autor Ian De Toffoli, erzählt zwei erschütternde Geschichten parallel: eine Familiensaga, die auf Öl aufgebaut ist, und die gewalttätige Bewusstwerdung einer jungen Frau, die mit der Klimakrise konfrontiert wird. Wird in einer Demokratie angesichts der ökologischen Notlage die Anwendung von Gewalt legitim, um den Planeten zu retten?“ – Siegfried Forster, RFI

„Ian De Toffolis Schreibstil ist scharf und lebendig. Er verleiht diesem zeitgenössischen Märchen den Anstrich einer tragischen Komödie. Obwohl das Drama zugrunde liegt und die globale ökologische Krise als Hintergrund dient, entwaffnet der Autor mit schwarzem Humor die Skeptiker, trifft den Nagel auf den Kopf und weckt das schlummernde Gewissen der Bürger, die das Richtige tun möchten, ohne auf ihren Komfort verzichten zu müssen. Renelde Pierlot, die seit langem mit dem Autor zusammenarbeitet, hat diesen Text mit Einfallsreichtum und einer jazzigen Atmosphäre versehen, so dass er wie ein karikaturistisches musikalisches Fresko wirkt. Léa et la théorie des systèmes complexes, getragen von einer Truppe explosiver, wirbelnder Schauspieler, die in ihren fluoreszierenden Jacken mühelos von einer Geschichte zur nächsten wechseln, eröffnet diese Jubiläumsausgabe von Les Francophonies mit Stil. Trotz des Regens in Limoges ist es eine tolle Vorstellung!“ Olivier Frégaville-Gratian d’Amore – L’Œil d’Olivier

Das luxemburgische Publikum kann dieses Werk am 10., 11., 15., 18., 21. und 22. Oktober im Théâtre des Capucins bewundern.

Kultur | lx und Les Francophonies – Des écritures à la scène, unter der Leitung von Hassane Kouyaté, begannen 2022 eine Zusammenarbeit. Die Teams der Francophonies, die mehrmals zu Treffen mit der luxemburgischen Szene nach Luxemburg kamen, nahmen zunächst Ian De Toffoli in einer Autorenresidenz auf (2022) und luden ihn anschließend ein, während des Festivals Les Zébrures de printemps (2023) Schreibphasen zu teilen.

Dieser Austausch, Begegnungen und Präsentationen führten zur Koproduktion von Les Francophonies mit den Théâtres de la Ville des Stücks Léa et la théorie des systèmes complexes von Ian De Toffoli in der Regie von Renelde Pierlot, das am 21. und 22. September im CCM Jean Gagnant in Limoges im Rahmen des Festivals Les Zébrures d’Automne aufgeführt wird, gefolgt von seiner Aufführung im Théâtre des Capucins in Luxemburg am 10., 11., 15., 18., 21. und 22. Oktober.

Über Léa et la théorie des systèmes complexes

Léa et la théorie des systèmes complexes ist eine Mischung aus einer epischen Saga, einem überschwänglichen poetischen Märchen, Erzähltheater und Dokumentarfilm und folgt einem doppelten Erzählmuster: Einerseits ist das Stück eine echte Familienchronik, die nicht nur die Geschichte, die unternehmerischen Aktivitäten und die politische Macht des berüchtigten amerikanischen multinationalen Unternehmens Koch Industries, einem der größten Akteure auf dem weltweiten Ölmarkt und großen Umweltverschmutzer, detailliert schildert, sondern auch die familiären Grausamkeiten, die den reichen Koch-Clan gespalten haben. Andererseits erzählt das Stück von der ökologischen Empathie und späteren politischen Radikalisierung einer jungen Frau, Lea, die um die Jahrtausendwende in Luxemburg geboren wurde und im Schatten eines globalen Systemzusammenbruchs aufwächst. Lea verspürt die Notwendigkeit eines Systemwechsels, um die Klimakrise zu bewältigen, notfalls mit Gewalt. Die Präsenz von Koch Industries in Luxemburg, wo sich das Unternehmen aus Gründen vorteilhafter Besteuerung niedergelassen hat, löst daraufhin Leas Zorn aus.

Léa et la théorie des systèmes complexes zeichnet den Weg komplexer wirtschaftlicher Mechanismen nach und zeigt, warum es in einer globalisierten Welt, in der alles immer miteinander verbunden ist, so schwierig ist, den Planeten zu retten.

Text: Ian De Toffoli
Regie: Renelde Pierlot
Mit: Léna Dalem Ikeda, Jil Devresse, Nancy Nkusi, Luc Schiltz, Pitt Simon, Chris Thys.

Léa et la théorie des systèmes complexes
21. September, 19.00 Uhr
22. September, 18.30 Uhr

Weitere Informationen finden Sie hier.

Mit der Einrichtung des LUPA (Luxembourg Photography Award) sowie des LUPA mentorship erreicht Lët’z Arles einen neuen Meilenstein. Seit nahezu zehn Jahren trägt der Verein die luxemburgische Teilnahme am jährlichen Fotografie-Festival Rencontres d’Arles in Frankreich. Im Rahmen seiner Initiativen zur internationalen Karriereentwicklung begleitet Kultur | lx diese neuen Projekte.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1970 haben sich die Rencontres de la photographie d’Arles zu einem der wichtigsten Treffpunkte der internationalen Fotoszene etabliert. In diesem selektiven Umfeld konnte der Verein Lëtz’Arles im Jahr 2016 eine starke luxemburgische Präsenz errichten, die sich seither zu einem festen Programmpunkt entwickelt hat.

Die mit dem diesjährigen LUPA ausgezeichnete Ausstellung opus incertum von Daniel Wagener (zu sehen bis zum 21. September) ist Teil des offiziellen Programms der Rencontres. Der Künstler (geboren 1988, in Brüssel und Luxemburg tätig) und die Kuratorin der Ausstellung, Danielle Igniti, begleiteten dieses Projekt durch Begegnungen mit Publikum und Presse sowie Präsentationen des anlässlich der Ausstellung veröffentlichten Buches. Diese detailreiche Arbeit des sich auch als Drucker betätigenden Künstlers zeigt eine interessante Kombination aus Risographien sowie den im Rahmen der Ausstellung vorgestellten Aufnahmen. Die Ausstellung selbst, deren Titel an eine alte römische Mauerbautechnik mit unregelmäßig geformten und zufällig platzierten Steinen erinnert, hinterfragt den architektonischen und sozialen Wandel des Ausstellungsortes Chapelle de la Charité und inszeniert Bilder von zeitgenössischen Baustellen in den Regalen von Baumärkten und Möbelhäusern. So ersetzt an diesem entsakralisierten Ort ein Kult den anderen: zum einen in Form der noch reichhaltigen Verzierungen des Altars und zum anderen durch die Hingabe zu Konsum und Handel.

Auch wenn die Ausstellung nach dem letztjährigen Erfolg von Romain Urhausen im Espace Van Gogh eine Rückkehr in die Chapelle de la Charité erlebte, konnte Lëtz’Arles in diesem Jahr einen Meilenstein verzeichnen. Die Einrichtung des LUPA (Luxembourg Photography Award) sowie des LUPA mentorship sind sowohl für die luxemburgische Szene als auch für deren Präsenz in Arles ein bedeutender Schritt nach vorn. Der LUPA honoriert die Arbeit eines/einer von einer internationalen Jury ausgewählten Künstlers/Künstlerin durch die Produktion einer Ausstellung, die in das offizielle Programm der Rencontres aufgenommen wird. LUPA mentorship besteht aus einer dreimonatigen Mentoring-Residenz in Partnerschaft mit der École nationale supérieure de la photographie d’Arles. In diesem Jahr ermöglichte das Programm den teilnehmenden Künstler:innen, ihre Praxis in den Monaten Januar bis April durch Meisterklassen, Workshops und kollaborative Sessions weiterzuentwickeln. Rozafa Elshan (geboren 1994, in Brüssel tätig) konnte als Preisträgerin des LUPA 2023 umfassend von dem von Kultur | lx unterstützten Programm profitieren. Ab Februar 2024 zeigt sie ihre Arbeiten im Display01 des CNA – Centre National de l’Audiovisuel in Düdelingen, während die Ausstellung von Daniel Wagener im Pomhouse des CNA zu sehen sein wird.

Für den Besuch der in Arles gezeigten Projekte sowie der Ausstellung Traversée de nuit von Martine Feipel und Jean Bechameil im Centre d’art de Chateauvert en Provence haben Lëtz‘ Arles und Kultur | lx eine gemeinsame Pressereise organisiert.

Durch Stipendien zur Förderung der Mobilität und verschiedene Networking-Events begleitet Kultur | lx die luxemburgische Szene auch im Jahr 2024 und unterstützt so die Bewerbung von Fotograf:innen, die ihre Arbeiten bei den Portfolio-Sessions in Arles präsentieren möchten. Wir freuen uns auf die zukünftigen luxemburgischen Projekte bei den Rencontres!

Die luxemburgischen Produktionen und Koproduktionen waren bei der 77. Ausgabe des Festival d’Avignon und der 57. Ausgabe des Festival OFF Avignon stark vertreten.

Während die Théâtres de la Ville de Luxembourg mit Extinction von Julien Gosselin und The Confessions von Alexander Zeldin zwei Koproduktionen im Programm des Festival d’Avignon unterstützten, waren vier luxemburgische Produktionen unter den 1.491 Aufführungen des OFF-Festivals gut vertreten. So trat das Théâtre National du Luxembourg im Théâtre du Chêne noir mit Frank Hoffmanns Inszenierung von Roland Dubillards Les Crabes und im Espace Saint Martial mit Victor Hugos Les Misérables in der Neufassung von Isabelle Bonillo auf. Schließlich unterstützte Kultur | lx im Rahmen der Luxemburger Auswahl die Aufführung des Theaterstücks Petit frère – la grande histoire Aznavour von Laure Roldàn und Gaëtan Vassart in der Caserne des pompiers, dem Theater der Region Grand Est, sowie die Tanzaufführung Hear Eyes Move. Dances with Ligeti von Elisabeth Schilling im CDCN d’Avignon – Les Hivernales im Rahmen des Festivals „On (y) danse aussi l’été!“, alles im Rahmen eines immer stärker interdisziplinär ausgerichteten Festivals.

Die Präsenz luxemburgischer Produktionen bei einem der weltweit größten Treffen der darstellenden Künste, das zweifellos das wichtigste in der französischsprachigen Welt ist, stellt für die künstlerischen Teams des Landes einen wertvollen Moment dar, um sich dem Blick eines anderen Publikums zu stellen und sich für französische und internationale Fachleute sichtbar zu machen. Während Avignon für Elisabeth Schilling eine Chance war, einen ersten Fuß in Frankreich zu setzen und ihre Arbeit vor Veranstaltern aus ganz Frankreich zu präsentieren, war es auch für in Frankreich etabliertere Personen wie Laure Roldàn eine Möglichkeit, ihr Netzwerk zu vertiefen und über die Tourneeperspektiven ihres Stücks hinaus eine Zusammenarbeit für ihr nächstes Werk in Betracht zu ziehen.

Kultur | lx wird seine Bemühungen in den kommenden Jahren fortsetzen, um möglichst vielen Regisseuren und Choreografen aus Luxemburg die Möglichkeit zu bieten, ihre Arbeit in Avignon unter den bestmöglichen Bedingungen zu präsentieren.

Propulsion ist ein Förderprogramm, das aufstrebende Jazzkünstler aus der französischen Region Grand Est und Luxemburg begleitet. Es ist als Karrierebeschleuniger konzipiert und bietet eine künstlerische Sichtweise und Unterstützung bei der Strukturierung.

Für diese erste Ausgabe hat Propulsion das Daniel Migliosi 5tet (Luxemburg) und das Hugo Diaz Quartett (Grand Est) ausgewählt. Beide Preisträger standen unter der Leitung von Maxime Bender (Saxophon) und Stéphane Scharlé (Schlagzeug).

Propulsion bot den Preisträgern auch die Gelegenheit, dank mehrerer Fortbildungsmöglichkeiten, die von allen am Projekt beteiligten Partnern angeboten wurden, Know-how in den Bereichen Organisation und Touring zu erwerben.

Als Projektpartner ermöglichte Kultur | lx den Musikern Zugang zu seinem Workshop, der sich mit dem französischen Jazzmarkt befasste, sowie zum Pitching von Projekten. Außerdem unterstützte Kultur | lx die Teilnahme des luxemburgischen Preisträger Daniel Migliosi an der jazzahead! als Teil seiner Mission, Künstler bei der Erweiterung ihrer Netzwerke zu unterstützen.

Am 17. Juni versammelten sich alle an Propulsion beteiligten Partner, um eine Bilanz dieser ersten Ausgabe zu ziehen sowie die nächste vorzubereiten. Im Anschluss an diesen Tag fand das Release-Konzert der Propulsion-Preisträger in Neimënster statt.

Über Daniel Migliosi, luxemburgischer Preisträger von Propulsion

Daniel Migliosi ist ein luxemburgischer Trompeter. Seit 2020 studiert er an der Hochschule für Musik in Köln, wo er mehrere Bands gründete, insbesondere ein Sextett, mit dem er 2022 sein Debütalbum Left on scene veröffentlichte. Parallel dazu ist Daniel Migliosi Teil herausragender Bands wie der Westdeutscher Rundfunk Big Band und dem Orchestre national de jazz des jeunes.

Propulsion ist ein Programm, das von der Compagnie Tangram und dem Trifolion Echternach begleitet wird. Es wurde unterstützt vom Oeuvre de Secours Grande Duchesse Charlotte durch den Prix Culture et Création, von Kultur | lx – Arts Council Luxembourg, der Région Grand-Est und dem DRAC Grand Est. Jazzdor, Jazzus und neimënster sind ebenfalls Partner des Programms.

Weitere Informationen zu Propulsion finden Sie hier.

Lët’z Arles freut sich, in Zusammenarbeit mit dem Centre national de l’audiovisuel (CNA) und mit der Unterstützung des Kulturministeriums die Schaffung des Luxembourg Photography Award und des Luxembourg Photography Award mentorship bekannt zu geben.

Lët’z Arles orientiert sich an den Bedürfnissen und der künstlerischen Praxis und passt seine Programme zur Unterstützung von Künstlern kontinuierlich an. Nach sieben Jahren großzügigen Engagements im Dienste des kreativen Schaffens hat Lët’z Arles seine Förderprogramme nun in den Luxembourg Photography Award (LUPA) umbenannt.

Dieses Programm zur Unterstützung von Künstlern wird in zwei Formaten angeboten:

Eine Ausstellung innerhalb des Festivals Rencontres d’Arles für den Preisträger des Luxembourg Photography Award.
Der Preisträger dieser ersten LUPA-Ausgabe ist Daniel Wagener und seine Ausstellung opus incertum, die im Rahmen der 54. Ausgabe der Rencontres d’Arles unter dem Kuratorium von Danielle Igniti vom 3. Juli bis zum 24. September 2023 in der Chapelle de la Charité gezeigt wird. Die Ausstellung wird von einer Publikation begleitet, die das Projekt langfristig verankert und einen ergänzenden Blick auf die ausgestellten Werke wirft. Das Buch enthält zahlreiche Fotografien, die die in der Ausstellung gezeigten ergänzen, sowie eine Reihe von Risographien, die die Praktiken der Künstlerin widerspiegeln.

Ein Mentoring und Residenz zur Professionalisierung des Preisträgers des Luxembourg Photography Award mentorship – mit der Unterstützung von Kultur | lx – Arts Council Luxembourg.
Rozafa Elshan absolvierte eine dreimonatige Residenz in Partnerschaft mit der Ecole nationale supérieure de la photographie d’Arles. Von Ende Januar bis Anfang April stand dieses Programm zur Professionalisierung von Künstlern unter dem Motto „Gedruckte Räume“ und bot den Teilnehmern ein umfassendes Angebot an Masterclasses, Workshops und gemeinsamen Arbeitssitzungen unter der Leitung von Professor Gilles Saussier. Das Mentoring endete mit der Präsentation einer Bilanz ihrer Reflexionen in Form von Modellen und Skizzen zukünftiger Projekte.