Das Stück HEAR EYES MOVE. Dances with Ligeti von Elisabeth Schilling wird im Rahmen des Festivals „On (y) danse aussi l’été!“ aufgeführt, auf Einladung von Isabelle Martin-Bridot, Direktorin von Les Hivernales – CDCN d’Avignon und mit der Unterstützung von Kultur | lx, TROIS C-L – Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois und des Kulturministeriums. Dieses Programm ergänzt die luxemburgische Auswahl für das Avignon Festival OFF 2023.
Entstanden in 2020, interpretiert HEAR EYES MOVE. Dances with Ligeti choreografisch alle 18 Etüden für Klavier des Komponisten György Ligeti, was bisher einmalig ist. HEAR EYES MOVE wurde für 5 TänzerInnen entwickelt und wird von Cathy Krier (ECHO – Rising Star) live am Flügel begleitet. Zwischen Tanz – Konzert oder konzentriertem Tanz ist es ein choreographisches Werk voller multi-sensorischer Bilder.
Anlässlich des 100. Todestages von Ligeti im Jahr 2023 wird das Stück erneut international aufgeführt und von Sonntag, dem 9. Juli, bis Mittwoch, dem 19. Juli, auf der Bühne des Hivernales in einer an die Bedingungen des Festivals angepassten Version gespielt, insbesondere mit einer Tonaufnahme von Cathy Krier, deren Klavier nicht auf der Bühne des Hivernales untergebracht werden kann.
Standen je zwei Kunstformen in engerem Verhältnis zueinander als Musik und Tanz? Aber wie bewegt sich Musik eigentlich? Wie klingt Tanz? Und wo begegnen sich diese Klänge und Bewegungen, wenn sie sich erst einmal von ihrer vermeintlichen Pflicht losgesagt haben, einander zu imitieren oder zu spiegeln, zu illustrieren, eine Atmosphäre zu erzeugen, einen Hintergrund zu bieten oder auch schlicht friedlich zu koexistieren? Der ungarische Komponist György Ligeti sagte im Zusammenhang mit seinen virtuosen Études pour piano, dass im Prozess des Komponierens „taktile Konzepte fast so wichtig sind wie akustische.“ Musikalische Bewegungen und Entwicklungen „fühlen wir nicht nur mit unserem Gehör, sondern auch als taktile Form, als eine Sukzession von Muskelspannungen“, und so verhalten sich Ligetis Stücke entlang dieser Formen und Sukzessionen wie „wachsende Organismen“.
Es ist genau dieser Gedanke, an den die Choreographin Elisabeth Schilling mit ihrem neuartigen Zugang zu den Klavieretüden anschließt. Indem sie Tanz und Musik als angrenzende Formen behandelt, die nebeneinander und ineinander wachsen, hat sie in Zusammenarbeit mit fünf TänzerInnen und der Pianistin Cathy Krier ein tanzendes Konzert und einen konzertierenden Tanz voller multisensorischer Bilder geschaffen.
Biografie
Elisabeth Schilling ist Tänzerin und Choreografin. In enger Zusammenarbeit mit einem internationalen Team und in verschiedenen Kollaborationen entwickelt sie transdisziplinäre Projekte zwischen Bewegung, Design, Bildende Kunst und Musik und bringt die Disziplinen untereinander und miteinander zum Tanzen.
Dabei haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, zeitgenössischen Tanz sowohl an etablierten Tanzhäusern als auch an ungewöhnlichen und ungewohnten Orten stattfinden zu lassen. So touren unsere Produktionen in europäische Metropolen wie auch in ländlichere Gegenden, in Tanz- und Theaterinstitutionen wie auch in Museen, Galerien, Konzertsäle, historische Gebäude und öffentliche Räume. Tanz wird so, im besten Fall fast schon fast nebenbei, einem neuen Publikum zugänglich gemacht.
Ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht somit in der Vermittlung: Zu jeder Produktion entwickeln wir ein Begleitprogramm für unterschiedliche Zielgruppen, das von speziell konzipierten Publikumsgesprächen nach der Performance bis hin zu begleitenden Workshops und Symposien sowie Katalogpublikationen reicht.
Das Stück Petit frère („Kleiner Bruder“), geschrieben und inszeniert von Laure Roldàn und Gaëtan Vassart, wurde von einer unabhängigen Jury ausgewählt, um mit der finanziellen Unterstützung des Kulturministeriums und von Kultur | lx das frankofone Theaterschaffen im Großherzogtum beim Off Festival 2023 in Avignon zu vertreten. Im Rahmen der Vereinbarung der französischen Region Grand Est mit dem luxemburgischen Kulturministerium wird das Stück in La Caserne des pompiers gezeigt. In diesem Jahr findet das Festival vom 7. bis 29. Juli statt.
Die Jury setzte sich aus den Persönlichkeiten des luxemburgischen und französischen Theaters zusammen: Serge Basso de March (Autor und Dichter), Pablo Chimienti (Referent für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der THEATER FEDERATIOUN), Godefroy Gordet (Journalist, Autor, Regisseur und Vorsitzender von Le Gueuloir, Autorenkollektiv der grenzüberschreitenden Dramatiker), Lee Fou Messica (künstlerische Leiterin des Schauspielhauses Espace Bernard-Marie Koltès in Metz und Ko-Präsidentin des Netzwerks Quint’Est) sowie Ian De Toffoli (Autor und Regisseur, Gewinner der luxemburgischen Auswahl für das Off Festival in Avignon im Jahr 2022).
Die Bewerbung von Laure Roldàn konnte die Erwartungen der Jury sowohl hinsichtlich ihrer künstlerischen Qualität als auch bezüglich der Umsetzungsmöglichkeiten in Avignon und ihres Potenzials für die weitere Verbreitung überzeugen. So betonte die Jury insbesondere die von dem Stück vermittelte Sensibilität, die durch eine durchdachte Form des Kabarett-Theaters entsteht und zwischen dramatischen und erzählerischen Elementen mit biografischer und historischer Tragweite variiert.
Neben einer gelungenen Hommage an Charles Aznavour und einer bewegenden Lebensgeschichte gelingt Petit Frère zudem eine treffende Betrachtung der Geschwisterliebe, des künstlerischen Schaffens und Lebens der Bohème sowie der Themen Migration und Integration.
Das von Laure Roldàns Theatergruppe Compagnie Juana La Loca, sowie Gaëtan Vassarts Cie La ronde de nuit produzierte und vom Kollektiv Bombyx koproduzierte Stück wird im Rahmen der Residenz bei „Capucins Libre“ von den Theatern der Stadt Luxemburg unterstützt. Es handelt sich um eine Adaption des gleichnamigen Buches von Aïda Aznavour-Garvarentz, Schwester von Charles Aznavour, das als Familiensaga vom Leben der Aznavour-Familie im Verlauf des 20. Jahrhunderts berichtet. Laure Roldán und Gaëtan Vassart ist es gelungen, die komplexen Thematiken des armenischen Völkermords, das Exil der Aznavour-Eltern, die Besetzung von und Armut in Paris sowie die entscheidende Beziehung von Charles zu Édith Piaf vor der Eroberung der Music Hall auf der Bühne umzusetzen. Anhand dieses einzigartigen Werdegangs zeichnet das Stück die Geschichte der Integration durch Sprache, Talent und Willenskraft nach: Charles Aznavour konnte die Welt unter anderem deshalb so stark bewegen, weil er das Lied des Exils verkörperte.
Über die Compagnie Juana La Loca
Die luxemburgische Theatergruppe Compagnie Juana La Loca wurde 2018 von Laure Roldàn gegründet und konzentriert sich auf die Kreation von Live-Theaterstücken. Vorrangig beschäftigt sie sich mit der Thematik des Exils und der kulturellen Aneignung durch die Sprache. Sie arbeitet insbesondere an der Adaption von Texten und Materialien, die auf den ersten Blick nicht für das Theater geschaffen sind, und fokussiert den urbanen Raum sowie partizipative Inszenierungen. Petit frère – la grande histoire Aznavour ist die erste Kreation des Ensembles. Es folgte der fiktive Stadtrundgang Les bancs publics, un itinéraire urbain inventé, der in einer musikalisch poetischen Performance ein intimes, historisches und melodisches Porträt der Stadt Luxemburg zeichnet. Die kommende Kreation Les murs parlent thematisiert die Graffitis, Spuren und Narben einer Stadt und wird mit der Unterstützung der Commission internationale du théâtre francophone und Kultur | lx – Arts Council Luxembourg als Koproduktion zwischen dem Libanon (Hammana Artist House), Frankreich (Saint-Ouen sur Scène) und Luxemburg (Kulturfabrik) produziert.
Über Laure Roldàn
Laure Roldàn ist französisch-spanische und luxemburgische Staatsbürgerin und wurde am Conservatoire national supérieur d’art dramatique in Paris ausgebildet. Im Theater spielte sie unter anderem unter der Regie von Muriel Mayette, Hélène Vincent, Arthur Nauzyciel, Christian Benedetti, Silviu Purcărete, Vincent Goethals, Carole Lorang, Laura Schroeder, Laurent Contamin, Matthew Lenton, Myriam Muller, Pascale Noé-Adam, Laurent Gutmann, Fábio Godinho, Yann Collette, Jean Boillot und Frédéric Maragnani. Im Kino drehte sie bereits mit Jean-Michel Ribes, Jean-Paul Civeyrac, Artus de Penguern, Pascal Bonitzer und Catherine Castel. 2011 inszenierte sie Voilà donc le monde ! nach Balzacs Verlorene Illusionen am Théâtre 13. Am Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg präsentierte sie im Rahmen des TalentLAB Dolce inferno, eine von Fellinis Das süße Leben inspirierte Bühnenadaption. Als Assistentin von Yves Beaunesne wirkte sie bei Ruy Blas von Victor Hugo und gemeinsam mit Calixto Bieito an der Aufführung von The String Quartet’s Guide to Sex and Anxiety am Birmingham Repertory Theatre mit, des Weiteren war sie als künstlerische Mitarbeiterin von Gaëtan Vassart an Anna Karénine – Les bals où on s’amuse n’existent plus pour moi am Théâtre de la Tempête mit Golshifteh Farahani in der Titelrolle beteiligt. Mit Unterstützung von „Capucins Libre“ inszenierte Laure Roldàn Petit frère – la grande histoire Aznavour nach Aïda Aznavour-Garvarentz, das im Rahmen einer Tournee durch Frankreich und Armenien wiederaufgenommen wird. Im September 2020 wurde sie an der Seite von Aude-Laurence Biver und Christine Muller als Co-Autorin der Inszenierung von La rue des fleurs n’existe pas für das TalentLAB goes city im Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg tätig. Im Frühjahr 2021 übernahm sie die Konzeption, das Schreiben und die Regie einer musikalischen und poetischen Performance rund um die symbolträchtigen Orte der Stadt: Les bancs publics entstand in Zusammenarbeit mit dem Autor und Komponisten Camille Rocailleux. 2021 schrieb sie gemeinsam mit Gaëtan Vassart den Kurzfilm 1 heure 30 sowie den Spielfilm Love, der sich derzeit in Produktion befindet. Im Oktober 2021 nahm sie im libanesischen Hammana an der Projektschmiede der Commission internationale du théâtre francophone teil, wo sie Künstler*innen aus dem französischsprachigen Raum begegnen und starke künstlerische Beziehungen aufbauen konnte.
Über Gaëtan Vassart
Der Autor, Regisseur und Schauspieler Gaëtan Vassart wurde 1978 in Brüssel geboren und lebt in Paris und Bastnach. Nach seiner Ausbildung im Fachbereich Regie an der belgischen Schauspielschule INSAS wechselte er 2001 an das Conservatoire national supérieur d’art dramatique in Paris. Im Theater spielte er unter anderem unter der Regie von Philippe Adrien, Bernard Sobel, Éric Ruf, Gérard Desarthe, Michel Didym, Joël Jouanneau und Laura Schroeder zu Texten von Handke, Ostrowski, Shakespeare, Valletti, Olescha und Gombrowicz. Unter der Regie von Jean-Xavier de Lestrade, Laurent Herbiet und Pierre Schoeller (Der Aufsteiger) war er zudem in verschiedenen Kinofilmen zu sehen. Bevor er sich dem Schreiben von Theaterstücken widmete, veröffentlichte Gaëtan Vassart mehrere Musikalben. Zu den von ihm verfassten und inszenierten Bühnenstücken gehören Toni M., das eine Förderung des CNT sowie eine Residenz in La Chartreuse erhalten hat und im Théâtre des Halles in Avignon gezeigt wurde; Peau d’ourse nach der italienischen Märchensammlung Pentameron, im Maison de la Radio mit Anne Alvaro, sowie Danseuse, das die Encouragements des CNT erhalten hat und in der Comédie de Picardie uraufgeführt wurde. 2015 adaptierte er Anna Karénine – Les bals où on s’amuse n’existent plus pour moi, die erste Theateradaption von Tolstois Roman in Frankreich, die er 2016 am Théâtre de la Tempête mit Golshifteh Farahani in der Titelrolle inszenierte. Im selben Jahr verfasste Gaëtan Vassart gemeinsam mit Jean-Claude Carrière eine Bühnenadaption des Romans Elle joue von Nahal Tajadod. 2018 inszenierte er in Koproduktion mit der Scène nationale d’Albi Strindbergs Fräulein Julie an der Comédie de Picardie. Im selben Jahr inszenierte er in Partnerschaft mit der Kulturabteilung der französischen Botschaft in Teheran Home, partie1 von Naghmeh Samini im Theater Aftab Hall, Fajr International Theater Festival in Teheran. Im Jahr 2019 inszenierte er in Koproduktion mit dem Théâtre du Jeu de Paume in Aix-en-Provence und mit Valérie Dréville in der Titelrolle Jean Racines Bérénice in der Manufacture des œillets am Théâtre des Quartiers d’Ivry, Centre dramatique national du Val-de-Marne. 2022 folgte L’Art de perdre nach dem gleichnamigen Roman von Alice Zeniter am 11 Avignon.
In Fortsetzung der Bemühungen, den luxemburgischen Sektor der darstellenden Künste mit dem der Nachbarländer zu vernetzen, organisierte Kultur | lx ein Programm mit professionellen Treffen in Frankreich mit den wichtigsten Akteuren der Euroregion Straßburg.
Dieses Treffen wurde ausgerichtet, um Künstlern, unabhängigen Kollektiven und Produktionsfirmen aus Luxemburg die Möglichkeit zu geben, Gleichgesinnte kennenzulernen, mit dem Ziel, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern.
Eine Delegation von acht Fachleuten konnte diese Gelegenheit nutzen, um die Theater in Straßburg und Umgebung bis über die deutsche Grenze hinaus kennenzulernen. Le Maillon, das TAPS, das Theater Baden Alsace, das CDCN Pôle-Sud und Schiltigheim culture öffneten der Delegation ihre Türen. Darüber hinaus standen die Agence Culturelle Grand Est und das Produktions- und Begleitbüro Artenréel#1 mit Rat und Tat zur Seite, um die Zirkulation von luxemburgischen Produktionen in Frankreich zu fördern und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern auszubauen.
„Der Besuch in Straßburg und Umgebung war sehr interessant, da wir verschiedene Strukturen kennenlernen konnten, die sich hinsichtlich ihrer Größe, ihrer Aufgaben und ihrer Visionen stark unterscheiden. Dadurch erhielten wir ein recht repräsentatives Spektrum an Veranstaltungsorten, mit denen wir zusammenarbeiten könnten, und auch ein Verständnis für die Produktions- und Verbreitungsmechanismen in der Region. Die Direktoren und Gesprächspartner nahmen sich viel Zeit für das Treffen und wir hatten einen regen und interessierten Austausch, der es einigen ermöglichte, über laufende Projekte, die bereits eingereicht worden waren, zu sprechen. Ich fand auch, dass der Facettenreichtum unserer Gruppe, die mehrere Disziplinen umfasste, eine Reihe bereichernder Diskussionen während der Präsentationen unserer Arbeit ermöglichte. Es ist ein großartiges „Labor“ für Begegnungen„, kommentierte Sophie Langevin von der Theatergruppe JUNCTIO.
Da das Straßburger Gebiet durch seine Integration in die Region Grand Est an Luxemburg angrenzt und bereits große Ähnlichkeiten mit Luxemburg teilt, insbesondere in seiner bilingualen Auslegung Französisch-Deutsch, dürften diese ersten Begegnungen dazu führen, dass noch viele weitere folgen werden.
Im Zuge der Ausschreibung für die Recherche- und Kreativresidenz an der Pariser Cité internationale des Arts im Jahr 2023 wurden 11 Projekte eingereicht. Bei ihrer Zusammenkunft am 29. November hob die Jury die Vielfalt, das Engagement sowie die Qualität der eingereichten Arbeiten hervor. Die diesjährige Jury setzte sich aus Souraya Kessaria (Cité internationale des Arts, Paris), Marlène Kreins (Centres d’art de la Ville, Düdelingen), Letizia Romanini (Preisträgerin 2022) Nathalie Ronvaux (Kulturfabrik, Esch an der Alzette) sowie Francisco Sassetti (Philharmonie Luxembourg) zusammen.
Die Jury entschied einstimmig, die Residenz an den Künstler Julien Hübsch und sein Projekt „walls/origins/replacements“ zu vergeben.
Erläuterung der Jury
Der Künstler konnte die Jury insbesondere durch die Reife seiner Ausführungen, die Relevanz seiner Überlegungen und seinen im öffentlichen Pariser Raum und dessen Wandel verankerten Forschungsansatz überzeugen.
Des Weiteren hebt die Jury die Entwicklung in der künstlerischen Karriere von Julien Hübsch hervor und ist überzeugt, dass die Residenz zu einem entscheidenden Punkt in seinem beruflichen Werdegang erfolgt: Im internationalen Kontext der Cité des Arts und im weiteren Sinne auch in der französischen Hauptstadt kann Hübsch seine Praxis und Forschung weiterführen.
Das Projekt (Auszug aus den Bewerbungsunterlagen)
„Ein Großteil meines künstlerischen Schaffens konzentriert sich auf den Vandalismus und die Art und Weise, wie im öffentlichen Raum damit umgegangen wird. Meine Arbeit ist eng mit der Geschichte des Graffiti verbunden: sowohl in Bezug auf die Technik und Verwendung der Sprühfarbe als auch hinsichtlich der Bedeutung des öffentlichen Raums als kreativer Spielplatz.
Während meines Aufenthalts in der Cité Internationale des Arts in Paris möchte ich die historischen Orte erforschen, die weltweit die immense Verbreitung von Streetart und Style Writing begründeten und bereits in den späten 1960er-Jahren als zentraler Knotenpunkt für den Austausch zwischen Graffitikünstlern galten.
Meine Arbeit würde immens von einem Aufenthalt außerhalb meines Produktionsstudios in Deutschland profitieren, insbesondere durch die Recherche vor Ort – an einem der wichtigsten Schauplätze der von mir gewählten Thematik.“
Über Julien Hübsch
Der in Luxemburg und Mainz ansässige Julien Hübsch (Jahrgang 1995, geboren in Esch an der Alzette) hat an der Kunsthochschule Mainz, der Bauhaus-Universität Weimar sowie der HGB Leipzig studiert. Er war unter anderem Schüler von Anne Speier, Franziska Reinbothe, Prof. Shannon Bool, Prof. Thomas Schmidt, Heike Aumüller und Prof. Sven Kroner.
Julien Hübschs Praxis verankert sich in den Konzepten des Vandalismus sowie der Wahrnehmung des städtischen Raums und erschafft Umgebungen, die zwischen Malerei, Skulptur in situ und Rauminstallation oszillieren.
Seine Arbeit war bereits Gegenstand mehrerer monografischer und Gruppenausstellungen in Deutschland und Luxemburg. Er kam in die engere Auswahl für den „Edward Steichen Award“ (2022) sowie den Robert-Schuman-Preis (2021).
Der Gitarrist David Laborier wurde ausgewählt, um am 3. November 2022 bei Jammin’Juan, dem führenden Showcase-Festival in Frankreich und Europa, aufzutreten. Jammin’Juan findet jedes Jahr in Juan-les-Pins statt und bietet Jazzkünstlern die Möglichkeit, ihre Projekte bei Showcases und professionellen Treffen französischen und europäischen Fachleuten vorzustellen. David Laborier wird dort sein 2018 veröffentlichtes Projekt NE:X:T vorstellen.
Über David Laborier
David Laborier begann im Alter von 13 Jahren mit dem Gitarrenspiel. Er entwickelte sehr schnell eine Leidenschaft für dieses Instrument und entschied sich nach seinem Studium in der Jazzabteilung des Konservatoriums der Stadt Luxemburg, die Musik zu seinem Beruf zu machen. David studierte ab 1995 am Berklee College of Music, wo er 1999 seinen Bachelor in Jazz-Darbietung absolvierte. David Laborier ist ein erfahrener Gitarrist, Arrangeur und Komponist. Er ist Gründungsmitglied des Orchestre National de Jazz Luxembourg (seit 2005), hat mit dem Trompeter Gast Waltzing und der Band Largo gespielt und verschiedene eigene Projekte geleitet. Mit seiner Komposition Fast and Furious (aus dem Album des Orchestre National de Jazz Luxembourg Who’s Afraid of the Big Bad Band) belegte er den ersten Platz in der Kategorie Jazz des Internationalen Songwriter-Wettbewerbs 2010. David hatte die Chance, drei seiner Orchesterarrangements auf dem Album Sings der beninischen Sängerin Angélique Kidjo zu präsentieren.
2018 veröffentlichte er sein Album NE:X:T, auf dem er einen stilistischen „Melting Pot“ aus Jazz-, Pop-, Rock- und experimentellen Elementen präsentiert. Trotz dieser eklektischen Einflüsse bleibt das Album ein homogenes Klanguniversum, in dem diese Musikstile nebeneinander existieren und in einer farbenfrohen musikalischen Atmosphäre resultieren, die für jeden zugänglich ist. Der Hörer hat nie das Gefühl, sich in allzu intellektuellen und überbewerteten Arrangements zu verlieren, bei denen die Anordnung der Noten wichtiger ist als die vermittelte Emotion. NE:X:T nimmt den Hörer mit auf eine Reise zu den stilistischen Extremen des Jazz und überschreitet die Grenzen einer klassischen Instrumentierung. NE:X:T ist ein Album mit ansteckenden Melodien, dessen Publikum sich sicherlich nicht auf eingefleischte Jazz-Anhänger beschränken wird.
2019 war NE:X:T für 2 „Independent Music Awards“ nominiert (best song FUNK/FUSION/JAM für „Step Right Up!“ und best producer JAZZ).
Erhältlich bei WPR Jazz/MIG Music.
Line-up
David Laborier (Gitarre) – Marc Huynen (Trompete) – Pierre Cocq-Amman (Saxophon) – Sebastian „Schlapbe“ Flach (E-Bass) – Jérôme Cardynaals (Schlagzeug).
Weitere Informationen über Jammin’Juan finden Sie hier.
Im Zuge unserer engen Bezüge zu den Francophonies hat Kultur | lx Hassane Kassi Kouyaté, den Direktor der Francophonies – Des écritures à la scène, beim Theater-Fokus im vergangenen Frühjahr getroffen und willkommen geheißen. Bei dieser Gelegenheit konnten wir uns mit ihm über das Festival unterhalten, das am 20. September mit einer Hommage an Monique Blin, die 1984 die Francophonies gegründet hatte, begann.
Kultur | lx: Was bedeuten die Francophonies für Sie? Was sind die Herausforderungen?
Hassane Kassi Kouyaté: Es gibt so viele Frankophonien wie es Menschen gibt. Die Sprache ist ein kulturelles Objekt, das eine Kombination von Kulturen ausdrückt, und die Frankophonie ist ein kultureller Akt. Der Akzent, die Art und Weise, wie ein Laut betont wird, macht das Wort aus und drückt ebenfalls verschiedene Frankophonien aus.
Was mich interessiert, ist, Autoren zu hören, die die Welt anders darstellen, die eine andere Beleuchtung einbringen. Wie sie mithilfe dieser verschiedenen Frankophonien ein und dieselbe Welt erzählen.
Wie stellen Sie sich das Programm und Ihre Beziehung zu den vielfältigen frankophonen Literaturen vor?
Wir konzentrieren uns auf eine Region, um dem Publikum den Unterschied zwischen den Frankophonien zu verdeutlichen, aus denen politische, akademische oder soziologische Diskussionen hervorgehen (Anm. d. Red. Das Herzstück des Festivals wird in diesem Jahr der Archipel sein. Inseln der Worte, der Lieder, Inseln der Musik oder des Tanzes, Inseln der irdischen und literarischen Nahrung. Und vor allem Begegnungen, Verbindungen, über die Grenzen hinweg, um einen Archipel zu bilden).
Wir begegnen immer anderen Arten zu konzipieren, zu sprechen. Die verschiedenen Theater- und Schreibformen ermöglichen es dem Künstler, in einer universalen Form wahrheitsgemäß zu sprechen.
Wir sind Handwerker, jedes Projekt ist etwas Besonderes und wir nehmen uns die Zeit, die es braucht, um diese Projekte zur Existenz zu bringen.
Wie sind Ihre ersten Beziehungen zu luxemburgischen Autoren?
Die Begegnungen im Rahmen dieses Fokus eröffnen neue Perspektiven und Ideen für eine zukünftige Zusammenarbeit. In Luxemburg gibt es einen echten Wunsch, Autoren zu begleiten, und eine sehr positive Dynamik.
Erstmals wird übrigens der luxemburgische Autor Ian de Toffoli sechs Wochen lang in Residenz sein, um an seinem nächsten Projekt Léa et la théorie des systèmes complexes zu arbeiten, das zu Beginn der Spielzeit 2023/2024 in einer Theaterproduktion in Koproduktion mit dem Théâtres de la Ville de Luxembourg und dem Francophonies de Limoges aufgeführt werden soll.
Während das Festival des Zebrures d’automne des Francophonies de Limoges in vollem Gange ist, lässt sich Ian de Toffoli, der sich derzeit bis zum 22. Oktober in Limoges aufhält, von diesem Festival inspirieren: „Jeden Tag kann man hier in mehreren Theatern der Stadt Musik, Konzerte und vor allem Theaterstücke frankophoner Autoren und Autorinnen aus der ganzen Welt sehen, aus der Karibik, Afrika, der Schweiz, Belgien, Kanada und – demnächst – sogar aus Luxemburg. Es ist ein großartiger Ort des Austauschs und des Dialogs, ein Ort, der kulturelle Vielfalt und Weltoffenheit fördert, was wir alle in den dunklen Zeiten, in denen wir leben, dringend brauchen. Es ist ein Festival wie ein Hauch von frischer Luft! Ich habe die Chance, dort Aufführungen zu besuchen, reiche und inspirierende Begegnungen zu machen und mich künstlerisch von dem zu nähren, was ich sehe und erlebe.„
Kultur | lx, Wallonie-Bruxelles Musique (BE) und Italia Music Export (IT) werden beim diesjährigen Musikfestival MaMA in Paris eine Neuauflage von music:LXs früherem gemeinsamen Showcase Salut Voisins! präsentieren. Unter dem Motto „Ciao Voisins!“ wir jedes Exportbüro am Donnerstag, den 13. Oktober im Madame Arthur jeweils einen Künstler vor einem Fachpublikum aus der Musikbranche präsentieren.
Für Luxemburg wird keine Geringere als die Hyper-Pop-Künstlerin C’est Karma vertreten sein, die in den vergangenen Jahren Erfolge auf dem französischen Markt verbuchen konnte, unter anderem mit einem Auftritt auf dem begehrten ARTE Concert Festival 2021. C’est Karma hat kürzlich eine Frankreich-Tournee angekündigt, die mit einem Auftritt beim MaMA Festival enden wird.
Zwischen Hyperpop, Alt-Pop und Noise-Einflüssen präsentiert die 20-jährige C’est Karma ihre Version von kühnem Pop, inspiriert von Künstlern wie SOPHIE, Charli XCX oder Arca. Mit ihren oft politisch aufgeladenen Texten bietet C’est Karma einen Soundtrack ihrer Generation. C’est Karma versteht Musik als Mittel zur Veränderung und scheut sich nicht, soziale Themen anzusprechen, die ihr am Herzen liegen: Sie spricht über Feminismus, Klimawandel oder drückt ihre Frustration über die Ungleichheit des kapitalistischen Systems aus.
Besuchen Sie uns am 13. Oktober im Madame Arthur. Mit Unterstützung der Mission culturelle du Luxembourg en France erwarten wir Sie mit belgischen Bieren und luxemburgischem Crémant.
Ciao Voisins! @ MaMA Festival & Convention / Paris (FR)
Donnerstag, 13. Oktober im Madame Arthur
75bis R. des Martyrs, 75018 Paris, Frankreich
Line-Up:
13:30 Uhr – Einlass
14:00 Uhr – Post Nebbia (IT)
14:55 Uhr – Tukan (BE)
15:50 Uhr – C’est Karma (LU)
Mehr Informationen und Registrierung
Mehr über das MaMA Festival
Vom 12. bis 14. Oktober 2022 bietet MaMA Music Agenturen, Labels, Musikverlagen und Managementfirmen die Möglichkeit, ihre Künstler – egal woher sie kommen – vor einem internationalen Publikum aus Musikfachleuten, Medien und Pariser Festivalbesuchern zu präsentieren. Auf dem MaMA Music werden mehr als 120 Bands an 10 symbolträchtigen Orten und ungewöhnlichen Plätzen in den Pariser Stadtteilen Pigalle und Montmartre auftreten.
Zum MaMA-Festival, das als einer der größten französischen Treffpunkte der Musikbranche gilt, werden mehr als 6.500 Fachleute erwartet. Tagsüber bietet die MaMA ein Konferenzprogramm mit über 40 internationalen Rednern und 170 Panels, Keynotes, Workshops, Matchmaking-Sessions und Cocktail-Empfängen für Fachleute der Musikindustrie. Zu den wichtigsten Themen der Musikindustrie gehören: Finanzen, Marketing und Kommunikation, Innovation und Daten, Unternehmertum, Marken und Medien, internationale Märkte, Verlagswesen, Kulturpolitik, Synchro, Kreation und Autoproduktion.
Kultur | lx setzt seine Reihe von Exkursionen zu den großen internationalen Veranstaltungen für zeitgenössische Kunst fort und organisierte vom 12. bis 14. September eine Exkursion nach Lyon anlässlich der „Professional Days“ der 16. Biennale für zeitgenössische Kunst. Dabei wurde auch das Buch von Yann Annicchiarico vorgestellt, der im vergangenen Frühjahr das Stipendium für die Veröffentlichung und Dokumentation von Künstler:innen von Kultur | lx erhalten hatte.
Die wegen der Pandemie verschobene Kunstbiennale von Lyon (14.09.-31.12.2022) reiht sich in die Bewegungen ein, die die Welt nach der Pandemie in Frage stellen und die großen zeitgenössischen Kunstereignisse dieses Jahres geprägt haben. Der Titel der Ausstellung, „Manifest der Fragilität“, kuratiert von Till Fellrath und Sam Bardaouil, beide Co-Direktoren des Berliner Museums für Gegenwartskunst – Hamburger Bahnhof, „bekräftigt die Fragilität als untrennbar mit einer Form des Widerstands verbunden, die in der Vergangenheit initiiert wurde, mit der Gegenwart in Verbindung steht und fähig ist, sich der Zukunft zu stellen“. An 12 Orten in der Stadt Lyon, von den ehemaligen Fagor-Fabriken bis zum macLyon, über das Gadagne-Museum und den Bahnhof Lyon Part Dieu, lädt die Biennale dazu ein, „Zerbrechlichkeit als eine der am weitesten verbreiteten Wahrheiten in unserer geteilten Welt“ zu akzeptieren und über diese Verletzlichkeit im Lichte der ausgestellten Werke und Objekte nachzudenken, die im Laufe von zwei Jahrtausenden entstanden sind.
Die Biennale von Lyon, die wichtigste Veranstaltung für zeitgenössische Kunst in Frankreich außerhalb von Paris, war an ihren Eröffnungstagen wieder einmal ausgesprochen facettenreich, und es kamen zahlreiche Besucher, um die Künstler zu treffen, von denen die meisten in den Ausstellungsräumen anwesend waren. Sieben luxemburgische Künstler (Bruno Baltzer, Sofia Bouratsis, Jessica Dasilva, Robert Frankle, Claudia Passeri, Letizia Romanini und Julie Wagener) haben sich auf die Ausschreibung von Kultur | lx hin beworben. Sie nahmen an einem Programm teil, das aus Ausstellungsbesuchen, Treffen mit Gleichgesinnten und gesellschaftlichen Veranstaltungen (Eröffnungen, Brunch für Fachleute) bestand.
Die Vorstellung des Buches De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge (Motten und die Muybridge-Skala) von Yann Annicchiarico, das soeben bei Presses du réel (Dijon, 2022) erschienen ist, war der Höhepunkt dieses Programms. Es wurde im Dialog mit der Kuratorin Sofia Bouratsis bei einem Spaziergang am Saône-Ufer vorgestellt, der das Publikum bis zur ENSBA (École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Lyon) führte. Das Buch erhielt im vergangenen Mai das Stipendium für die Veröffentlichung und Dokumentation von Künstler:innen von Kultur | lx. De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge von Yann Annicchiarico ist die zweite Publikation in der von Bernhard Rüdiger herausgegebenen Sammlung des ENSBA-Forschungsbereichs Zeitgenössische Kunst und Zeit der Geschichte. Das Buch blickt zurück auf einen singulären Zustand der Wahrnehmung. Es handelt sich nicht um eine aktive und bewusste Wahrnehmung, sondern um einen besonderen Zustand der Sinne, wenn sie der Erfahrung der Leere ausgesetzt sind – eine Aussetzung der Aufmerksamkeit, die ein wesentliches Element von Yann Annicchiaricos Forschung ist.
Diese Veranstaltung bildet den Abschluss einer Reihe von großen Events zeitgenössischer Kunst, zu denen Kultur | lx die luxemburgische Kunstszene eingeladen hat. Durch diese Bewegungen und den Austausch zwischen den Veranstaltungen hat die Bildung dieser kleinen Gruppen von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund den Künstlern ermöglicht, sich besser kennenzulernen und Ideen in einem Kontext auszutauschen, der zu tiefgreifenden Diskussionen führen kann. Im Dezember wird Kultur | lx einen Veranstaltungskalender für das Jahr 2023 veröffentlichen, der für Mobilitätsförderungen in Frage kommt.
Auf Einladung von Plan d’Est und Kultur | lx fand am 8. September in Belval in Anwesenheit von rund vierzig Organisationen und Institutionen der Großregion, die sich der bildenden Kunst widmen, das erste Treffen von Fachleuten der bildenden Kunst der Großregion statt. Ziel dieses Tages war es, die Vielfalt der Akteure im Bereich der bildenden Kunst in der Großregion besser zu verstehen und Wege der Zusammenarbeit anzuregen.
Plan d’Est, das Cluster für bildende Kunst in der Grand Est, ein Berufsverband, Kultur | lx und die Région Grand Est planten ein lockeres gesellschaftliches Ereignis, bei dem sich Fachleute aus dem Bereich der bildenden Kunst in einem informellen Rahmen austauschen und treffen konnten. Zahlreiche Organisationen waren aus Frankreich, insbesondere aus dem Elsass und Lothringen, aber auch aus Deutschland, aus Trier und Saarbrücken, sowie aus Landau angereist. Bei den Teilnehmern handelte es sich hauptsächlich um Kunstzentren und -vereine, aber auch Institutionen, die die bildende Kunst unterstützen, wie etwa die Région Grand Est und der Drac Lorraine.
Einige Organisationen hatten bereits konkrete Ideen für eine Zusammenarbeit, wie etwa die Biennale von Mulhouse, die eine grenzüberschreitende Residenz zum Thema Klima ausschreiben wollte und auf der Suche nach europäischen Partnern war, oder die Vereinigung Accélérateur de particules, die ihren Sitz in Straßburg hat, aber in der Region Grand Est tätig ist und die Öffnung von Künstlerateliers auf grenzüberschreitender Ebene organisieren möchte. Das Saarbrücker Künstlerhaus schlug den Teilnehmern vor, eine grenzüberschreitende Residenz zwischen den verschiedenen Gebieten einzurichten und erinnerte sie daran, dass der Andrea-Neumann-Kunstpreis ein grenzüberschreitender Kunstpreis ist.
Mehrere Kunsthochschulen der Großregion waren vertreten, insbesondere die ENSAD Nancy, die bereits Projekte mit dem Casino Luxemburg durchführt, und die Europäische Kunstakademie Trier. Die ENSAD begleitete die Gruppe beim Besuch der Ausstellung RESPIRE, die von der Kunsthochschule im Rahmen von Esch2022 kuratiert wurde, und bot ihnen so die Gelegenheit, ihre Lehr- und Forschungsbereiche vorzustellen und ihr Know-how zu präsentieren. Die Kunstakademie Trier hat sich an zahlreichen Projekten im Rahmen von Esch2022 beteiligt, darunter Bustouren zu Orten zeitgenössischer Kunst in der Großregion. Sie beteiligt sich auch am Europäischen Monat der Fotografie (EMOP).
Neben Esch2022, das die Veranstaltung ausrichtete und der Gruppe den Besuch der Ausstellungen in der Möllerei und im Massenoire ermöglichte, war Luxemburg durch drei Organisationen vertreten: das CNA und die Rotondes, die bereits über ein gutes grenzüberschreitendes Arsenal verfügen, sowie die Galerie Reuter Bausch, die neue Horizonte entdecken und die von ihr vertretenen Künstler vorstellen wollte.
Für Kultur | lx war dieser Tag ein erster Schritt in Richtung der benachbarten Regionen, die für luxemburgische Künstler die ersten Meilensteine auf dem Weg zu einer internationalen Karriere darstellen. Die dort herrschende künstlerische Dynamik und die zahlreichen Orte, die der zeitgenössischen Kunst gewidmet sind, sowie nicht zuletzt die begleitende Medienlandschaft sind unbestreitbare Vorteile vor unserer Haustür. Kultur | lx wird diese regionalen Bewegungen im Rahmen seiner Aufgaben, die Karriereentwicklung und die Verbreitung von Kunstwerken zu unterstützen, begleiten.
Eine Einladung zu einem Spaziergang.
Zu einem Spaziergang zwischen Place Sathonay und 8 bis, quai Saint-Vincent in Lyon. Hier bietet sich der perfekte Rahmen, um das Buch De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge des Künstlers Yann Annicchiarico vorzustellen. Die Forschungseinheit Art Contemporain et Temps de l’Histoire (Zeitgenössische Kunst und Zeit der Geschichte, ENSBA Lyon) und Kultur | lx laden dazu ein, dem Dialog zwischen der Kuratorin Sofia Eliza Bouratsis und dem Künstler beizuwohnen.
Dieser städtische Streifzug ist Yann Annicchiaricos jüngste Etappe auf seinen Reisen zwischen Griechenland und dem Kosovo. Der Ausgangspunkt – wenn auch nicht der Fokus – liegt in seinem Geburtsland Luxemburg. Er ist nicht vollends luxemburgisch, weder griechisch noch italienisch, und bezieht aus dieser archipelischen Identität die Grundlage seines Schaffens, wie es detailreich in seinem Buch zur Geltung kommt. Dieser ständige Blick von Außen ermöglicht es ihm, unsere Wahrnehmung und deren Organismen zu hinterfragen – selbst eine mögliche Aufhebung untersucht er. Der Blick von Außen gibt im Rahmen dieses Streifzugs Zugang zu seiner Arbeit mit Nachtfaltern und der Muybridge-Skala. In diesen flüchtigen Augenblicken wird all das freigelegt, was außerhalb des Buches liegt und gleichzeitig seinen Inhalt bestimmt.
De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge von Yann Annicchiarico ist die zweite Edition der Forschungseinheit Art Contemporain et Temps de l’Histoire, mit Unterstützung durch das Stipendium Künstlerpublikation und -dokumentation 2022 von Kultur | lx. Ziel dieses durch die Forschungseinheit umgesetzten Projekts ist es, die Reflexionen und Schaffensprozesse zeitgenössischer Künstler zu publizieren und sie durch visuelle und akustische Formen, durch Gesten, Dialoge und dialektische Erörterungen zu beleuchten.
De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge vereint die Reflexionen und Schilderungen von Ausstellungen in Deutschland, Luxemburg, Frankreich und Italien und eröffnet einen einzigartigen Perzeptionszustand. Nicht die aktive und bewusste Wahrnehmung, sondern ein unvergleichlicher Zustand der Sinne, die sich der Leere aussetzen. Eine Aufhebung der Aufmerksamkeit, wie sie ein zentrales Element der Forschungsarbeit von Yann Annicchiarico ist.
Ein Spaziergang in Lyon:
Aufbruch – Dienstag, 13. September, ab 16 Uhr: Treffpunkt am ehemaligen Café de la Mairie, 4, place Sathonay Lyon: 45,76893° N, 4,83010° E
Streifzug – Dialog zwischen Sofia Eliza Bouratsis und Yann Annicchiarico, nahe dem Werk Les Planches von Tadashi Kawamata am Ufer der Saône: 45,76810° N, 4,82238° E
Entdeckung – Buchvorstellung in der École nationale supérieure des beaux-arts unter den Arkaden der Galerie du Réfectoire, 8 bis, quai Saint-Vincent: 45,76792° N, 4,81731° E
Das Buch:
Yann Annicchiarico, De papillons de nuit et de l’échelle de Muybridge.
Herausgegeben von der Forschungseinheit Art Contemporain et Temps de l’Histoire, ENSBA Lyon, mit der Unterstützung von Kultur | lx – Arts Council Luxembourg. Kollektion Réflexion d’artiste.
Mit Beiträgen von Jennifer Lauro Mariani, Clément Minighetti und Bernhard Rüdiger.
Erschienen im September 2022
Erhältlich im Verlag Les Presses du réel
Zweisprachige Ausgabe: Französisch und Englisch
Grafische Gestaltung: Rémi Forte
Grafische Umsetzung: Juliette Flécheux
Typografische Gestaltung: Immortel Infra G2 & Immortel Acedia, entworfen von Clément Le Tulle-Neyret (2021), vertrieben von 205TF
Yann Annicchiarico (Jahrgang 1983, Luxemburg) ist ein ewiger Fremder in seiner Welt: Er ist weder ganz Luxemburger noch ganz Grieche oder Italiener. Dieser kontinuierliche Blick von Außen hat es ihm ermöglicht, unsere menschliche Wahrnehmung und die mit ihr einhergehenden Organismen zu hinterfragen, um so ihre mögliche Aufhebung zu untersuchen. Sein Werk konfrontiert unsere menschliche Natur mit ihr unzugänglichen Welten und erforscht potenzielle Zwischenräume. Der untrennbar mit einem stationären oder sich bewegenden Körper verbundene Akt der Wahrnehmung wird in Annicchiaricos Werk zum Vektor, mit dem wir uns der Grenzen unseres Verständnisses bewusst werden und sie überwinden können. Wenn wir mit uns fremden Dimensionen in Berührung kommen und deren Undurchdringlichkeit erfassen, findet eine Verschiebung vom Begreifbaren zum Sinnlichen statt. In Yann Annicchiaricos Arbeit wird diese Undurchdringlichkeit durch das wiederholte Auftauchen der Nachtfalter verdeutlicht, die ihre Spuren hinterlassen und so die Kluft zwischen zwei Welten überbrücken.
Yann Annicchiarico hat bereits Einzelausstellungen im Réfectoire des Nonnes an der ENSBA in Lyon (2021), im KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf (2020), bei Nosbaum Reding Gallery | Projects in Luxemburg (2019) und im Centre des Arts Pluriels in Ettelbrück (2018) sowie Gruppenausstellungen im MUDAM – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg (2021), im Museo Archeologico del Chianti senese in Castellina in Chianti (2019) und in der Villa Medici – Akademie von Frankreich in Rom (2015) präsentiert. Seit 2011 ist er als künstlerischer Forscher in der Forschungseinheit Art Contemporain et Temps de l’Histoire an der École nationale supérieure des beaux-arts de Lyon aktiv.
Sofia Eliza Bouratsis ist Griechin und Luxemburgerin. Sie lebt und wirkt in beiden Ländern und ist seit über einem Jahrzehnt in den Bereichen theoretische Forschung, zeitgenössische Kunst und Kulturpolitik tätig. Unter der Leitung von Professor Marc Jimenez promovierte sie im Jahr 2015 über „Esthétiques et poïétiques du corps. Les enjeux du Bioart“ (Ästhetik und Poetik des Körpers. Die zentralen Fragen der Bioart) in Kunst und Kunstwissenschaft (Ästhetik) an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne. Über die Problematik der Ästhetik der Körperlichkeit, wie sie in der zeitgenössischen Kunst zum Ausdruck kommt, hinaus befasst sich ihre Forschung mit der Einverleibung des Erlebten und der Institutionalisierung des Körpers. Sie studiert öffentliche Räume, die Veränderungen und Gentrifizierung des städtischen Raums, Peripherien (ländliche Entwicklungen) sowie kollektive künstlerische Praktiken und deren Vermächtnisse. Als Gastdozentin ist sie an Universitäten (Université du Québec à Montréal, 2016-2017) und in Gefängnissen (Second Chance School im Diavata-Gefängnis in Thessaloniki, 2016-2020) zu finden. Für ausgewählte Projekte arbeitet Sofia Eliza Bouratsis als Kuratorin mit öffentlichen Einrichtungen, Museen, Galerien, Architekturbüros und Stadtverwaltungen. Von 2014 bis 2018 kooperierte sie in enger Zusammenarbeit mit Danielle Igniti, die zu diesem Zeitpunkt die Kunstzentren der Stadt Düdelingen (Luxemburg) leitete. Von 2008 bis 2021 war sie Verlagsleiterin von Prétentaine, einer von Jean-Marie Brohm gegründeten und geleiteten transdisziplinären Zeitschrift für geisteswissenschaftliche Forschung. Mit einer Vorliebe für ungewöhnliche Veranstaltungsorte (Gefängnismilieu, abgelegene Dörfer etc.) organisiert sie seit 2015 Ausstellungen in verschiedensten Ländern und Institutionen.