Kultur | lx – Arts Council Luxembourg vergibt im Rahmen einer Ausschreibung in Zusammenarbeit mit der Fonderie Darling in Montreal eine dreimonatige Recherche- und Arbeitsresidenz für bildende Künstler:innen in der Fonderie Darling in Montreal.

Die Jurymitglieder Justine Blau (Künstlerin und Stipendiatin 2023), Stéphane Meyers (Rotondes) und Stilbé Schroeder (Casino Luxembourg – Forum d’Art Contemporain) bewerteten die eingegangenen Bewerbungen und gaben ihre Empfehlung an die Fonderie Darling ab. Am Ende des Verfahrens wurde Julien Hübsch vom Verwaltungsrat der Fonderie Darling ausgewählt.

Während seines Residenzaufenthalts, der zwischen September und November 2024 stattfindet, wird er die temporären urbanen Interventionen in bestimmten Stadtteilen Montreals erforschen, die über den Sommer entstehen, um bestimmte öffentliche Räume aufzuwerten und anschließend im Winter anderen Zwecken zu dienen. Im Mittelpunkt dieses Ansatzes steht ein besonderes Interesse an den historischen Spuren, die diese Eingriffe hinterlassen.

Erläuterung der Jury

Das Auswahlkomitee wählte den Künstler Julien Hübsch aufgrund der Qualität seiner künstlerischen Praxis aus, die auf einer rohen Ästhetik und der erfinderischen Verwendung von Alltagsmaterialien beruht. Durch Interventionen in der Stadt und im Ausstellungsraum, immer in Verbindung mit der Architektur, setzt sich der Künstler mit Themen auseinander, die für die kuratorische Vision der Fonderie Darling, ihre urbane Lage und ihren Status als ehemalige Industriebrache zentral sind. Die Mitglieder des Auswahlkomitees möchten auch die Relevanz und Kohärenz des für die Residenz vorgeschlagenen Forschungsprojekts mit dem Titel Sometimes in the fall hervorheben.

Über Julien Hübsch

Julien Hübsch (*1995 in Esch-sur-Alzette, Luxemburg) ist ein multidisziplinärer Künstler, der derzeit zwischen Mainz und Luxemburg lebt. Nach seinem Studium an der Bauhaus-Universität Weimar, der Kunsthochschule Mainz und der HGB Leipzig machte er 2023 seinen Abschluss in der Klasse „expanded painting“ von Shannon Bools in Mainz.

In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit temporären Interventionen im urbanen/öffentlichen Raum wie Baustellen und Vandalismus und schafft Werke, die zwischen Malerei, Objekt, Installation und Environment schwanken. Sein Ziel ist es, direkt aus seinem Forschungsgebiet zu extrahieren und zu zitieren und so Zeitzeugen eines abstrakten urbanen Raums zu schaffen.

Julien Hübsch wird seit 2021 von der Reuter Bausch Art Gallery vertreten und war unter anderem an Ausstellungen in Frankfurt, Berlin, Mainz, New York und Luxemburg beteiligt. Er ist außerdem Preisträger des diesjährigen „Prix Grand-Duc Adolphe“.

In Zusammenarbeit mit dem Kunstzentrum Fonderie Darling in Montreal ermöglicht Kultur | lx – Arts Council Luxembourg bildenden Künstler*innen eine dreimonatige Recherche- und Kreativresidenz in Kanada. Im ersten Jahr wird die Künstlerresidenz in der Fonderie Darling als Pilotprojekt im Rahmen des Austauschprogramms zwischen Montreal und Matapédia im Bahnhof von Matapédia auf der Gaspésie-Halbinsel um drei Wochen verlängert.

Im Zuge der Ausschreibung hat sich die aus Stéphane Meyers (Rotondes), Stilbé Schroeder (Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain) und Suzan Noesen (Künstlerin und Preisträgerin der Residenz 2022) bestehende Jury entschieden, die Residenz an Justine Blau für ihr Projekt VOYAGE EN SOLASTALGIE zu vergeben.

 

Erläuterung der Jury
Justine Blau weist einen soliden und regional verankerten Werdegang vor, während sie sich gleichzeitig verschiedensten Einflüssen und Horizonten öffnet. In ihre Fotocollagen lässt die Künstlerin Reflexionen über die Landschaft sowie deren Transformation durch klimatische und menschliche Einflüsse einfließen. In den vergangenen Jahren hat Justine Blau dieser Thematik eine ethische und ontologische Dimension hinzugefügt und begonnen, die die Landschaft bezeichnenden Pflanzen und sie bewohnenden Wesen in ihren vielfältigen Interaktionen zu betrachten. Weiter haben sie diese Forschungen zur Geschichte der menschlichen Beziehungen mit seiner natürlichen Umwelt geführt, die von Beherrschung und Domestizierung sowie von Erzählungen und Glauben geprägt ist – und im starken Kontrast zu der von anderen Arten gepflegten gegenseitigen Abhängigkeit steht. In ihren jüngsten Recherchen sind es die Erinnerungen an vergangene Landschaften sowie die Konfrontation mit deren Entwicklungen und Veränderungen, die die Künstlerin zur Beschäftigung mit Bevölkerungsgruppen veranlassen, die durch die fortschreitende Domestikation und den Wandel ihrer Umwelt ein tiefes Trauma (Sostalgie) davontragen. Aus ihren konzeptuellen und quasi-wissenschaftlichen Recherchen entwickelt Justine Blau in Form von Videos, Installationen oder Wandteppichen plastisch überaus ausgereifte Werke.

Neben der eigentlichen Qualität der von Justine Blau präsentierten Arbeiten ist die Jury der Überzeugung, dass der Ansatz der Künstlerin sowie ihr Projekt, das sich mit der Art und Weise auseinandersetzt, wie die indigenen Gemeinschaften Kanadas die Idee von Natur und Landschaft verstehen und vermitteln, während eines Aufenthalts in Montreal zur vollen Entfaltung kommen können. Die Jury entschied sich zudem dafür, die Investition der Künstlerin in die luxemburgische Szene und die um sie herum geschaffenen Synergien zu würdigen. Ihr experimenteller Ansatz, die zahlreichen kollaborativen Aspekte ihres Schaffens sowie ihre Fähigkeit, neue Türen zu öffnen und Verbindungen zu knüpfen, sind weitere Bereicherungen, die diesen Kurzaufenthalt äußerst fruchtbar gestalten dürften.


Über Justine Blau
Justine Blau verfolgt in ihrer Arbeit einen multidisziplinären Ansatz, der Skulpturen, Installationen, Fotografien und Videos miteinander verbindet. In ihren Projekten behandelt sie ontologische Fragen rund um die Beziehung des Menschen zur Natur, zum Bild und zur lebenden Welt. In Luxemburg und Europa waren ihre Werke bereits Gegenstand zahlreicher Ausstellungen, darunter kürzlich VIDA INERTE in der Kunstgalerie Nei Liicht in Düdelingen (2020), mit der demnächst im K. Verlag in Berlin erscheinenden Publikation THE VEIL OF NATURE. Aktuell finalisiert sie außerdem ihren Film PHUSIS, der sich mit der Seifenblase als flüchtigem Moment beschäftigt und für den sie eine Carte Blanche von Filmfund erhalten hat. Im Jahr 2019 war sie in Künstlerresidenz in der Cité internationale des arts in Paris.

Die siebzehnte Edition des M pour Montréal findet dieses Jahr vom 16. bis 19. November 2022 statt. Das Festival, das jedes Jahr im November stattfindet und Showcases sowie eine internationale Konferenz bietet, ist die bekannteste Veranstaltung für Indie-Musik in Quebec.

Kultur | lx freut sich, mit C’est Karma den ersten luxemburgischen Künstler bei M pour Montréal zu präsentieren. Das Showcase findet im Rahmen einer breiteren luxemburgischen Präsenz in Québec im November statt. Als Ehrengastland des CINEMANIA-Festivals wird Kultur | lx am Donnerstag, den 3. November, im Centre PHI vertreten sein, wo C’est Karma ebenfalls auftreten wird. Die Veranstaltung bietet Fachleuten aus der Region die Möglichkeit, das Team zu treffen und verschiedene Aspekte des luxemburgischen Kulturschaffens zwischen Musik, Performance und Tanz zu erleben (mehr Informationen zur Veranstaltung).

Mit ihrer dritten EP Amuse-Bouche ist Karmas Stil von Noise/Industrial- und Hyperpop-Einflüssen geprägt. Die Tochter zweier Einwanderer der ersten Generation und Unterstützerin von feministischen und LGBTQ+-Bewegungen betrachtet Musik als ein Werkzeug für den sozialen Wandel, indem sie auch die Untätigkeit in der Klimakrise und die Kluft zwischen Reichen und weniger Wohlhabenden angreift (obwohl sie sich manchmal in sentimentalen Bemerkungen ergeht oder ihre Liebe zu Pasta erwähnt).

Erleben Sie C’est Karma bei M for Montreal am Donnerstag, den 17. November im Quai des Brumes.

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Donnerstag, 17 November, 16:00 Uhr im Quai des Brumes
4481 Saint Denis St, Montreal

Ausserdem:
Donnerstag, 17 November, 22:45 Uhr in der Casa del Popolo
4873 Boulevard Saint-Laurent, Montreal