Nachdem vier Stipendien an Vera Kox, Eric Schumacher, Yann Annicchiarico (bildende Kunst) sowie Anne-Mareike Hess (darstellende Kunst) vergeben wurden, fand sich die Jury von Kultur | lx – Arts Council Luxembourg im Oktober zusammen, um die Kandidaturen für das Stipendium für Künstlerpublikation und -dokumentation zu sichten. Aus den fünf eingegangenen Bewerbungen entschied sich die Jury für die Projekte von Elisabeth Schilling und Albena Petrovic.

Elisabeth Schilling, Choreografin
Im Jahr 2020 gestaltete die Choreografin Elisabeth Schilling mit dem Projekt „HEAR EYES MOVE. Dances with Ligeti“ einen faszinierenden Dialog zwischen Tanz und Musik. Anlässlich des 100. Todestages von Ligeti wird das Stück im Jahr 2023 wieder auf internationaler Ebene gezeigt. Begleitet wird diese Tournee von einer Publikation, die die kreative Arbeit der Choreografin aus wissenschaftlicher Sicht analysiert.
Die Veröffentlichung ist für das Frühjahr 2023 geplant.

Erläuterung der Jury
Durch die fachkundige Analyse von Univ.-Prof.in Dr.in habil. Stephanie Schroedter bietet diese Publikation einen tiefen Einblick in den ganzheitlichen künstlerischen Prozess von Elisabeth Schilling sowie die Beziehung, die sie zwischen Tanz und Musik entstehen lässt. Behandelt wird sowohl der Entstehungsprozess des Stücks Hear Eyes Move als auch die Zukunft von Elisabeth Schillings Arbeit hinsichtlich der Wahrnehmung von Klang und Bewegung.

Biografie der Künstlerin
Elisabeth Schillings Werk geht weit über das hinaus, was hinlänglich als Tanz bekannt ist. Mit einem internationalen Team und mithilfe verschiedener Kooperationen gestaltet sie transdisziplinäre Projekte zwischen Bewegung, Design, Musik, sowie bildender und plastischer Kunst und bringt die verschiedenen Disziplinen dazu, miteinander und untereinander zu tanzen. Ihr zeitgenössischer Tanz ist sowohl auf der Bühne als auch an ungewöhnlichen Orten zu sehen, ihre Produktionen touren ebenso in europäischen Metropolen wie in ländlicheren Gegenden, Untergrundtheatern, Museen, Galerien, Konzertsälen, historischen Gebäuden und öffentlichen Räumen. Fast beiläufig wird der Tanz dabei einem neuen Publikum zugänglich gemacht. Gleichzeitig besteht ein wichtiger Teil ihrer Arbeit aus verschiedenen Formaten des kreativen Lernens: Für jede Produktion stellt Elisabeth Schilling ein Programm für verschiedene Zielgruppen zusammen, das von individuellen Publikumsgesprächen nach den Aufführungen hin zu begleitenden Workshops, Symposien und Katalogen reicht.

 

Albena Petrovic, Komponistin
In Form einer Retrospektive verfolgt MY OPERA WORLD / BEYOND THE NOTES (Arbeitstitel) die Arbeit der Komponistin Albena Petrovic und gibt detaillierte Einblicke in ihren kreativen Prozess sowie ihr reichhaltiges Repertoire für die Opernbühne.
Die Veröffentlichung ist für den Herbst 2023 geplant.

Erläuterung der Jury
Angesichts ihrer fortgeschrittenen künstlerischen Karriere zeugt das von Albena Petrovic eingereichte Dossier von großer Relevanz. Die Jury ist überzeugt, dass diese Veröffentlichung ihr bei der weiteren Karriereentwicklung helfen und sich als wertvolle Unterstützung bei der Bekanntmachung ihrer Opernwerke erweisen wird.

Biografie
Das Repertoire der aus Bulgarien stammenden Albena Petrovic umfasst über sechshundert Werke aus verschiedenen musikalischen Genres und weist ihr einen festen Platz unter den luxemburgischen Komponisten*innen zu. Im Alter von zehn Jahren – und damit zu spät für das osteuropäische Bildungssystem – entschied sich Albena für das Klavierspiel und begann bereits mit elf Jahren – und damit zu früh für das osteuropäische Bildungssystem – mit eigenen Kompositionen. Als brillante Schülerin entwickelte sie sich Genre-übergreifend weiter und beschloss, als professionelle Komponistin dem Vorbild ihres Großvaters, dem Komponisten Andrey Vratchansky, zu folgen. Im Jahr 1979, im Alter von 14 Jahren, brachte Albena ihr erstes Werk im Rahmen der Internationalen Kinderversammlung zur öffentlichen Aufführung. Es folgten zahlreiche Konzerte, die sich als reichhaltige Quelle der Kreativität und Motivation erweisen sollten. Nach einer allgemeinen und musikalischen Ausbildung an der Nationalen Musikschule P. Pipkow führte Albena ihr Studium in Komposition, Dirigieren und Musikschrift an der Nationalen Musikakademie Pantscho Wladigerow in Sofia fort. Sie studierte Komposition bei Plamen Djouroff und Aleksandar Rajtschew und arbeitete als Musikwissenschaftlerin und Music Managerin für das Internationale Festival „Apollonia“ sowie die Nationale Musikagentur in Sofia. Wie zahlreiche weitere Musiker*innen der Mauergeneration sah sie sich schließlich gezwungen, ihren Beruf als Pianistin im Ausland auszuüben. Seit 1996 lebt und arbeitet Albena in Luxemburg. Hier perfektionierte sie ihre Fertigkeiten in zeitgenössischer Komposition, Analyse und Musikinformatik bei Claude Lenners und ließ sich von dessen immerwährender Recherchearbeit beeinflussen.

Die nächste Ausschreibung erfolgt 2023.