Im Zuge der Ausschreibung für die Residenz für choreografische Forschung und Produktion in den Uferstudios Berlin wurde der Choreograf William Cardoso aus vier Bewerbungen als Empfänger ausgewählt.
Die aus Ainhoa Achutegui (neimënster), Mathis Junet (TROIS C-L – Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois), Jérôme Konen (Kinneksbond, Centre Culturel Mamer) und Anne-Mareike Hess (Choreografin und Stipendiatin 2023) bestehende Jury leitete ihre Vorauswahl aus den eingegangenen Bewerbungen an die Uferstudios weiter. Die Leitung der Uferstudios Berlin entschied, die Residenz an William Cardoso zu vergeben.
Dieser sechswöchige Aufenthalt soll Choreograf:innen ermutigen, in die Berliner Kunstszene einzutauchen, die Vernetzung mit der lokalen Szene fördern und langfristig zur Entwicklung ihres beruflichen Werdegangs beitragen.
Erläuterung der Uferstudios
Simone Willeit, Leiterin der Uferstudios, lobte die Qualität der von der Jury übermittelten Bewerbungen. Bei ihrer Wahl bedachte sie sowohl die William Cardoso zur Seite stehende Begleitung als auch die Fragilität seiner noch jungen choreografischen Karriere sowie seine Verankerung in der LGBTQI+-Bewegung. Auch diese zweite Residenz (William Cardoso nahm bereits 2021 am Residenzprogramm der Uferstudios teil), dürfte die Entwicklung von William Cardosos Arbeit beschleunigen sowie die von ihm vertretenen Anliegen unterstützen.
Erläuterung von William Cardoso
Im Rahmen dieser Residenz strebt William Cardoso an, „die lokale Szene zu erkunden und mit neuen Ansätzen zu experimentieren. (…) Angriff erforscht eine intime Szene zwischen zwei Männern. Die Performance zielt darauf ab, die Grenzen des Bodens zu überschreiten und zu neuen Höhen aufzusteigen. Durch die Residenz in Berlin kann ich mit einem festen Team an einem Ort arbeiten und frei von logistischen Einschränkungen voll und ganz in das Thema und die Performance eintauchen. Diese Kontinuität des Forschungsprozesses kommt für Künstler einem wahren Luxus gleich.“
Über William Cardoso
William Cardoso lebt und arbeitet als choreografischer Künstler und Tänzer in Luxemburg und Portugal und zelebriert mit seinen Werken den widersprüchlichen, unvorhersehbaren, kreativen und engagierten Geist. Er befasst sich mit intimen und persönlichen Themen, mit denen sich jede:r identifizieren kann. Hungrig nach Veränderung und beseelt von der Wut über die Ungerechtigkeit, stellen seine Stücke die heteronormative und patriarchalische Gesellschaft infrage. Zur Umsetzung der von ihm gewählten Themen wählt er die körperliche Anstrengung sowie kämpferische Aspekte.
Durch einen Dialog der Körper, die im Widerspruch zu ihrem Geist stehen, konnte William Cardoso im Verlauf seiner drei bisherigen Werke (Raum, Dear Mum, Baby) eine eigene Identität in einer einzigartigen Ausdrucksform entwickeln. So setzt er sich mit harten, rohen Bewegungen dem fließenden Konzept des Kontakttanzes entgegen.
Vom 27. bis 30. November gab IETM sein Debüt in Luxemburg. Das von Kultur | lx organisierte zweite IETM Focus-Treffen befasste sich mit einem der wichtigsten Themen, mit denen wir alle konfrontiert sind: der Klimakrise.
Eröffnet wurde der IETM Focus Luxemburg von Kulturminister Eric Thill in Anwesenheit zahlreicher Vertreter des Kulturministeriums, die derzeit an Diskussionen über die ökologische Verantwortung des Kultursektors in Luxemburg beteiligt sind.
Auf dem Programm standen Begegnungen mit lokalen Kulturakteuren in Esch-sur-Alzette, Arbeitsgruppen zum Thema in Neimënster sowie ein informelles Networking in den Rotondes. Darüber hinaus hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, zeitgenössische Produktionen zu erleben und die luxemburgische Szene kennenzulernen.
Mit 122 Teilnehmern aus 21 Ländern von drei Kontinenten, darunter 32 aus Luxemburg, war diese Veranstaltung das erste Treffen eines derart bedeutenden kulturellen Netzwerks in Luxemburg. Die Teilnehmer, Mitglieder des IETM-Netzwerks und andere Fachleute aus dem Bereich der darstellenden Kunst, trugen zur internationalen Ausrichtung der Veranstaltung bei. Als ein äußerst einflussreiches globales Netzwerk fördert IETM den Wert von Kunst und Kultur und unterstützt Fachleute der darstellenden Künste, indem es internationale Verbindungen erleichtert, Zugang zu Ressourcen bietet und ein dynamisches Forum für den Austausch bereitstellt.
Im Laufe dieser Tage in Luxemburg erhielt das IETM wertvolle Beiträge zur Umsetzung und Förderung des kulturellen Wandels, der für ein umweltfreundlicheres Ökosystem der darstellenden Künste erforderlich ist. Diese Beiträge werden Gegenstand einer künftigen Veröffentlichung sein.
Das IETM (International Network for Contemporary Performing Arts) wird dank der Unterstützung von Kultur | lx – Arts Council Luxembourg vom 28. bis 30. November 2023 zum ersten Mal nach Luxemburg kommen. Als Fachkraft für darstellende Künste aus Luxemburg ist dies eine einzigartige Gelegenheit, dieses Netzwerk kennenzulernen und mit Ihren internationalen Kollegen zu interagieren.
Dieses zweite Fokustreffen wird sich mit dem Thema der Klimakrise befassen. Auch wenn der Kultursektor nicht maßgeblich zu den Umweltauswirkungen beiträgt, ist es zwingend notwendig, dass jeder diese Tatsache anerkennt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreift. Dieser Fokus wird die letzte Veranstaltung im ersten Jahr des Übergangs zur Umweltpolitik des IETM sein und Mitglieder und professionelle Gäste zu einem gemeinsamen Brainstorming zusammenbringen. Die Teilnehmer werden die Gelegenheit haben, von den zielgerichteten Programmen und dem gesammelten Wissen des Netzwerks im Laufe des Jahres 2023 zu profitieren. Sie werden gemeinsam an der Co-Erstellung einer Umweltcharta arbeiten, die für das gesamte Netzwerk bestimmt wird.
Neben Austausch- und Networking-Momenten wird das luxemburgische Kunstschaffen geehrt, indem die Möglichkeit besteht, zahlreichen Produktionen beizuwohnen, sowie dem TROIS C-L – Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois, das einen Überblick über die lokale Szene des zeitgenössischen Tanzes geben wird.
Detailliertes Programm hier.
Was ist IETM?
IETM ist ein breites, einflussreiches internationales Netzwerk, das Fachleute der darstellenden Künste zusammenbringt, die alle Genres und Funktionen des künstlerischen Ökosystems repräsentieren. Zu seinen Mitgliedern zählen Künstler, Produzenten, Kompanien, Spielstätten, Festivals, Forschungs- und Ressourcenzentren, Residenzen, Netzwerke und Verbände sowie staatliche Einrichtungen aus über 60 Ländern. Derzeit sind über 500 Organisationen der darstellenden Künste und Einzelmitglieder im IETM vertreten.
Das IETM hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Qualität, die Entwicklung und den Kontext der zeitgenössischen darstellenden Künste zu fördern und ihre Vielfalt zu würdigen. Es setzt sich für den Wert von Kunst und Kultur ein und bietet gleichzeitig Fachleuten der darstellenden Künste Zugang zu internationalen Netzwerken, Fachwissen sowie einen Raum für einen dynamischen Dialog.
Im Dienste seiner Mitglieder organisiert das IETM Networking-Veranstaltungen, Möglichkeiten zum gegenseitigen Lernen, Austausch und Dialog. Darüber hinaus erstellt es Publikationen und Forschungsarbeiten, erleichtert die Kommunikation und Verbreitung von Informationen über die darstellenden Künste und setzt sich für die weltweite Anerkennung und Stellung der Angehörigen der darstellenden Künste ein.
In Partnerschaft mit dem Centre National de la Danse in Lyon sowie dem CDCN – Le Gymnase in Roubaix gewähren Kultur | lx – Arts Council Luxembourg, die Théâtres de la Ville de Luxembourg und TROIS C-L – Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois einem in Luxemburg ansässigen künstlerischen Ensemble ein Stipendium für die Entwicklung eines choreografischen Projekt. Ziel dieses Programms ist es, den künstlerischen Werdegang der luxemburgischen Choreograf:innen und Tänzer:innen optimal zu begleiten.
Von der Projektentwicklung über die Produktion bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit und internationalen Bekanntmachung unterstützt dieses sich über zwei Jahre (2024 und 2025) erstreckende Stipendium verschiedene Aspekte des kreativen Schaffens. Konkret setzt sich das Stipendium aus den folgenden Elementen zusammen: eine direkte finanzielle Unterstützung für die Produktion, die Residenzen in Lyon und Roubaix, die Präsenz auf internationalen Plattformen sowie die Begleitung in allen Phasen der Projektentwicklung.
Im Zuge der Ausschreibung gingen fünf Bewerbungen ein. Die Jury entschied einstimmig, das Stipendium EXPÉDITION an William Cardoso zu vergeben.
Erläuterung des Empfängers
Für William Cardoso stellt dieses Stipendium „eine außergewöhnliche Chance dar, die die Kreation eines neuen choreografischen Stücks unter optimalen Bedingungen sowie den Aufbau und die Festigung meiner Beziehungen zu Kulturschaffenden auf internationaler Ebene ermöglicht. Die von renommierten Institutionen wie dem CN D in Lyon, dem CDCN – Le Gymnase in Roubaix sowie dem Grand Théâtre und dem TROIS C-L in Luxemburg angebotenen Residenzen schaffen die ideale Grundlage für die Entwicklung meines neuen Werks Deadline. Deadline hinterfragt und beleuchtet ein wiederkehrendes Thema in unseren Leben: die Trennung. Diese Kreation ist darauf ausgelegt, das System zu durchbrechen und durch den Schlussstrich einen Neuanfang zu finden.“
Erläuterung der Jury
Die sich aus Vertreter:innen der fünf Partnerinstitutionen zusammensetzende Jury (Bernard Baumgarten – TROIS C-L; Tom Leick-Burns und Anne Legill – Les Théâtres de la Ville de Luxembourg; Davy Brun – CN D Lyon; Laurent Meheust – CDCN – Le Gymnase à Roubaix) betonte die thematische Relevanz und Dringlichkeit des Projekts, das sowohl die kreative Dynamik des Choreografen als auch die Vorstellungswelten unserer Zeit durchzieht. Die Jury hob William Cardosos einzigartiges Verständnis des Körpers und der Beziehung zwischen den Geschlechtern hervor und lobte insbesondere die Reife des jungen Choreografen. Das Stipendium EXPEDITION fügt sich als folgerichtiger Schritt in die Karriereentwicklung des Künstlers ein und ermöglicht ihm, seine Recherchen weiter voranzutreiben, sich mit größeren choreografischen Formen auseinanderzusetzen und sich internationalen Produktions- und Vertriebsnetzwerken anzunähern.
Über William Cardoso
William Cardoso lebt und arbeitet als choreografischer Künstler und Tänzer in Luxemburg und Portugal und zelebriert mit seinen Werken den widersprüchlichen, unvorhersehbaren, kreativen und engagierten Geist. Er befasst sich mit intimen und persönlichen Themen, mit denen sich jede:r identifizieren kann. Hungrig nach Veränderung und beseelt von der Wut über die Ungerechtigkeit, stellen seine Stücke die heteronormative und patriarchalische Gesellschaft infrage. Zur Umsetzung der von ihm gewählten Themen wählt er die körperliche Anstrengung sowie kämpferische Aspekte.
Durch einen Dialog der Körper, die im Widerspruch zu ihrem Geist stehen, konnte William Cardoso im Verlauf seiner drei bisherigen Werke (Raum, Dear Mum, Baby) eine eigene Identität in einer einzigartigen Ausdrucksform entwickeln. So setzt er sich mit harten, rohen Bewegungen dem fließenden Konzept des Kontakttanzes entgegen.
Zwei Künstlerinnen der luxemburgischen Szene gestalten ein wahrhaft sportliches Programm.
Im Zuge der von Kultur | lx initiierten Ausschreibung gingen elf Beiträge ein, die am 18. September von der aus Serge Basso de March (Autor und Dichter), Pablo Chimienti (Beauftragter für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der THEATER FEDERATIOUN), Godefroy Gordet (Journalist, Autor und Regisseur), Lee Fou Messica (künstlerische Leiterin des Espace Bernard-Marie Koltès – Scène conventionnée d’intérêt national in Metz und Ko-Präsidentin des Netzwerks Quint’Est) und Karine Sitarz (Kritikerin) bestehenden Jury gesichtet wurden.
Die Wahl der Jury fiel auf das von Elke Hartmann inszenierte und von Maskénada produzierte Theaterstück Corps au bout du monde von Marion Rothhaar.
Als zweites Stück wurde die an ein junges Publikum gerichtete Produktion GO! von Jennifer Gohier in die Auswahl aufgenommen. Mit Zustimmung der Jury erhält diese bereits offiziell vom Théâtre du Train Bleu nach Avignon eingeladene Inszenierung die finanzielle Unterstützung von Kultur | lx.
Passend zu den im Jahr 2024 in Frankreich stattfindenden Olympischen Spielen setzen sich
die beiden Stücke der luxemburgischen Auswahl in Avignon auf unterschiedliche Weise mit den Themen Sport und Leistung auseinander.
Insbesondere begrüßte die Jury das Aufgreifen aktueller sportlicher und gesellschaftlicher Anliegen in Corps au bout du monde, darunter Mobbing, Machtmissbrauch und Feminismus. Auf Grundlage einer persönlichen Erfahrung versteht es das Stück, diese Themen in einer ausgesprochen körperlichen Inszenierung auf sowohl tiefgründige als auch feinsinnig humorvolle Weise vorzutragen und damit alle Zuschauer:innen anzusprechen. Für das Festival von Avignon wird das Stück in französischer Sprache adaptiert.
Des Weiteren lobte die Jury die künstlerische Qualität von GO!, das Menschen aller Altersgruppen anspricht und die universellen Werte der Kampfkunst, des Sports und des gesellschaftlichen Lebens im Allgemeinen vermittelt. GO! wurde kürzlich mit dem „Kanner- a Jugendtheaterpräis“ 2023 (Auszeichnung für Aufführungen mit jungem Publikum) ausgezeichnet und wird derzeit im Train Bleu, einem der renommiertesten OFF-Theater, aufgeführt.
Kultur | lx freut sich darauf, diese luxemburgische Auswahl und die damit verbundenen künstlerischen Teams in Avignon präsentieren, begleiten und unterstützen zu dürfen.
Über die Produktionen:
Corps au bout du monde setzt sich mit dem Konzept „Erfolg um jeden Preis“ auseinander und basiert auf den persönlichen Erfahrungen von Marion Rothhaar, die die Bundesrepublik Deutschland als Deutsche Meisterin in Rhythmischer Sportgymnastik bei den Olympischen Spielen 1988 vertrat. Im Mittelpunkt des Stücks steht die Problematik des Erwachsenwerdens im Spitzensport: tägliches Training, Wettkämpfe, Leistung, Kontrolle, Entschlossenheit und Verzicht, Verletzungen, Macht und Missbrauch, Zweifel und Aufbegehren, Qualen und Freude, Siege und Niederlagen. Berichte von weiteren Spitzensportlerinnen, Zeitungsartikel und der gleichnamige Text von Regina Dürig vervollständigen das Werk.
GO! zeigt ein Spiel zwischen zwei Männern, die sich anhand ihrer Kampfkunst begegnen und herausfordern. Mit jeder neuen Runde lernen sie sich selbst besser kennen und einschätzen, bis sie letztlich über sich hinauswachsen können. Beide lernen von den Stärken und Grenzen des jeweils anderen, ohne dass es dabei einen Gewinner oder Verlierer gibt. Denn in erster Linie ist der Gegner ein Spielpartner, dem zum Weiterspielen eine gehörige Portion Respekt gezollt werden muss. In einer digitalen Umgebung lässt GO! von Jennifer Gohier zeitgenössischen Tanz und Kampfsport zu einem Duett verschmelzen, das Humor, präzise Gesten und ästhetische Bewegungen vereint.
Über die Künstlerinnen:
Die Regisseurin und Dramaturgin Marion Rothhaar lebt mit ihrer Familie in der Schweiz. Nach einer internationalen Karriere als rhythmische Sportgymnastin tauschte sie die Turnmatte gegen die Theaterbühne, um dort als Tänzerin und Performerin aufzutreten. Nach einem Magisterabschluss in Literatur-, Theater- und Medienwissenschaften sowie einer Ausbildung zur Rundfunkredakteurin arbeitete sie für den Rundfunk und übernahm in diesem Rahmen zahlreiche Regieassistenzen. An der Hochschule der Künste Bern erwarb sie eine Zusatzqualifikation als „Teaching Artist“. Erst kürzlich inszenierte sie die Science-Fiction-Performance „La machine s’arrête“ nach einer Erzählung von E.M. Forster für Esch2022, Kulturhauptstadt Europas. Ihre neueste Produktion „Körper am Ende der Welt – Corps au bout du monde“ basiert auf den Enthüllungen von Athletinnen, die Missstände im olympischen Trainingszentrum in Magglingen (Schweiz) anprangern, sowie auf ihrer eigenen Biografie als ehemalige Spitzensportlerin und Teilnehmerin an den Olympischen Spielen. Marion Rothhaar ist langjähriges Mitglied des luxemburgischen Kollektivs Maskénada.
Jennifer Gohier absolvierte ihre Ausbildung an der Musikhochschule Conservatoire d’Angers sowie an der Schule des CCN-Ballet du Nord. Im Jahr 2005 wurde sie in das Ballettensemble der Opéra de Metz Métropole aufgenommen, wo sie das lyrische, klassische und zeitgenössische Repertoire der von Patrick Salliot geleiteten Kompanie interpretierte. Zwischen 2009 und 2015 setzte sie ihre künstlerische Laufbahn fort und arbeitete für verschiedene Choreograf:innen, darunter Christophe Garcia (FR), Julien Ficely (FR), Anu Sistonen (FI), Francesco Vecchione (IT), Bernard Baumgarten (LU) und Annick Pütz (LU). Mit Grégory Beaumont gründete sie das Tanzensemble Cie Corps In Situ, mit dem sie ihre Kunst auf der Bühne, in Gärten, auf der Straße, in Schulen und vielen weiteren Orten kreiert, tanzt, verbreitet und teilt.
In den 40 Jahren seines Bestehens hat das Festival les Zébrures d’automne in Limoges zum ersten Mal eine luxemburgische Produktion in sein Programm aufgenommen.
Am 21. und 22. September wurde das Stück Léa ou la théorie des systèmes complexes von Ian De Toffoli unter der Regie von Renelde Pierlot aufgeführt.
Diese neue Koproduktion zwischen den Théâtres de la Ville de Luxembourg und Les Francophonies – Des écritures à la scène ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit, die 2022 mit einer Schreibresidenz von Ian De Toffoli in der Maison des auteurs.rices des Francophonies begann.
Es ist eine bemerkenswerte Zusammenarbeit, die es Luxemburg ermöglicht hat, endlich an diesem Festival teilzunehmen, das die französischsprachige Welt mit Künstlern aus der ganzen Welt in den Bereichen Theater, Tanz und Musik feiert, und die von Direktor Hassane Kassi Kouyaté bei der Eröffnung des Festivals sehr gelobt wurde. Die ersten Rezensionen sind bereits sehr vielversprechend:
„(…) die Kühnheit hat sich ausgezahlt. Die Vorzeichen waren eindeutig: Stehende Zuschauer, großzügiger Applaus und ein begeistertes junges Publikum. Der Veranstaltungsort mit dem ermutigenden Namen Jean-Gagnant mag Glück gebracht haben, aber dieser Erfolg ist vor allem das Verdienst eines eingespielten Teams.“ – Gregory Cimatti, Le Quotidien
„Das Stück, fein recherchiert und geschrieben vom luxemburgischen Autor Ian De Toffoli, erzählt zwei erschütternde Geschichten parallel: eine Familiensaga, die auf Öl aufgebaut ist, und die gewalttätige Bewusstwerdung einer jungen Frau, die mit der Klimakrise konfrontiert wird. Wird in einer Demokratie angesichts der ökologischen Notlage die Anwendung von Gewalt legitim, um den Planeten zu retten?“ – Siegfried Forster, RFI
„Ian De Toffolis Schreibstil ist scharf und lebendig. Er verleiht diesem zeitgenössischen Märchen den Anstrich einer tragischen Komödie. Obwohl das Drama zugrunde liegt und die globale ökologische Krise als Hintergrund dient, entwaffnet der Autor mit schwarzem Humor die Skeptiker, trifft den Nagel auf den Kopf und weckt das schlummernde Gewissen der Bürger, die das Richtige tun möchten, ohne auf ihren Komfort verzichten zu müssen. Renelde Pierlot, die seit langem mit dem Autor zusammenarbeitet, hat diesen Text mit Einfallsreichtum und einer jazzigen Atmosphäre versehen, so dass er wie ein karikaturistisches musikalisches Fresko wirkt. Léa et la théorie des systèmes complexes, getragen von einer Truppe explosiver, wirbelnder Schauspieler, die in ihren fluoreszierenden Jacken mühelos von einer Geschichte zur nächsten wechseln, eröffnet diese Jubiläumsausgabe von Les Francophonies mit Stil. Trotz des Regens in Limoges ist es eine tolle Vorstellung!“ Olivier Frégaville-Gratian d’Amore – L’Œil d’Olivier
Das luxemburgische Publikum kann dieses Werk am 10., 11., 15., 18., 21. und 22. Oktober im Théâtre des Capucins bewundern.
GLEN (Great Little European Network) verbindet die kleinsten Länder Europas durch gemeinsame Vernetzungs- und Ausbildungsprogramme mit dem Ziel, zur Gestaltung sinnvollerer Praktiken und nachhaltigerer Sektoren der darstellenden Künste in den betreffenden Ländern beizutragen, sie miteinander zu verbinden und einen herausragenden Platz auf der internationalen Bühne einzunehmen. Das Netzwerk soll ein Inkubator für diejenigen sein, die zwar von einer lokalen Verankerung profitieren, aber dennoch den Ehrgeiz haben, ihre Praxis international zu entwickeln.
GLEN ist keine kleine Idee, sondern eine, die darauf abzielt, neue Knotenpunkte zwischen einigen der kleinsten Länder in Europa zu finden. Von September 2023 bis Juni 2024 wird GLEN drei Tätigkeitsbereiche umsetzen: Netzwerkaktivitäten, Mentorschaften und offene Webinare, die sich mit den Besonderheiten der Produktion und des Vertriebs in kleinen Ländern befassen und Ratschläge geben, wie man sich von dort aus international weiterentwickeln kann.
GLEN wurde 2023 als eine Initiative von 8 Organisationen gegründet, die die Strukturierung und Internationalisierung ihres nationalen Bereichs der darstellenden Künste unterstützen wollen. Die Gründer des Netzwerks sind:
- Kanuti Gildi SAAL (Estland)
- New theatre Institute of Latvia / The International festival of Contemporary theatre, Homo Novus (Litauen)
- Sirenos Festival Lithuania/ Lithuanian Theatre Information Centre
- Performing Arts Centre Iceland
- Kultur | lx – Arts Council Luxembourg
- Gledalisce Glej (Slovenien)
- Teatri ODA (Kosovo)
- Spazju Kreattiv (Malta)
Die Teilnehmer an den Mentorenprogramm wurden im Jahr 2023 ausgewählt. Das Programm umfasst ein achtmonatiges Mentoring in einem der Partnerländer (nicht im eigenen Land) und eine Reise zu den beiden Netzwerkaktivitäten.
Die Teilnehmer sind:
- Katja Markić (Slowenien)
- Snæfriður Sól Gunnarsdóttir (Island)
- Zofia Stelmaszczyk (Malta)
- Reinis Boters (Lettland)
- Fábio Godinho (Luxemburg)
- Siim Tõniste (Estland)
- Greta Stiormer (Litauen)
- Sovran Nrecaj (Kosovo)
Das erste Webinar findet am Freitag, den 13. Oktober, um 12 Uhr (Island, 13 Uhr Großbritannien, 14 Uhr MEZ, 15 Uhr EET) statt. Das Webinar mit dem Titel “ How to take over the world (or at least develop an international strategic plan)“ wird von Victor Mayot (Luxemburg) und Bek Berger (Lettland) geleitet und beschäftigt sich mit den Grundlagen der Erstellung eines internationalen Entwicklungsplans. Nehmen Sie teil und lassen Sie sich durch den Irrgarten der internationalen Entwicklung führen und räumen Sie mit den Mythen über die Arbeit über Grenzen hinweg auf. Anmeldung hier. (Anmeldeschluss: 12. Oktober)
In einer Reihe von sechs Webinaren, die von den GLEN-Partnern veranstaltet werden, werden verschiedene Aspekte der internationalen Produktion und Mobilität behandelt. Informationen zu diesen Veranstaltungen finden Sie auf deren Websites und in den sozialen Medien.
Die Projektpartner unter der Leitung von Kanuti Gildi SAAL haben vom Nordisch-Baltischen Mobilitätsprogramm für Kultur eine Netzwerkfinanzierung erhalten, um GLEN – Great Little European Network – zu gründen.
Gemeinsam mit 3.553 Darbietungen aus insgesamt 67 Ländern war Luxemburg in diesem Jahr erstmals beim Edinburgh Festival Fringe vertreten. Als weltweit größtes seiner Art zieht das seit 1947 im August stattfindende Kulturfestival The Fringe drei Wochen lang ein internationales Publikum ins schottische Edinburgh. Ganz ohne Jury und Auswahlkommission können verschiedenste Aufführungen an diesem Festival teilnehmen, dessen Name sich von der in den 1950er-Jahren entstandenen alternativen Theaterform des Fringe Theatres ableitet. So werden oftmals auch experimentelle Werke gezeigt, wie es sie bei vergleichbaren Festivals vermutlich nie zu sehen gäbe.
Zahlreiche Programmveranstalter nutzen The Fringe, um hier neue internationale Kreationen ausfindig zu machen. So ist das Festival eine wichtige Plattform für die Bekanntmachung von zeitgenössischen Werken aus den Nationen des Vereinigten Königreichs sowie 17 weiteren Teilnehmerländern. Im Jahr 2023 fand sich auch die mit Unterstützung von Kultur | lx ins Leben gerufene „Luxembourg selection“ darunter.
Die vier folgenden luxemburgischen Produktionen erhielten die Möglichkeit, das Programm der renommiertesten Austragungsorte zu integrieren: stark bollock naked von Larisa Faber und Shoot the Cameraman von AWA – As We Are in der Assembly Hall, Lovefool von Gintare Parulyte in der Summerhall sowie This is a scam von Anne Klein im The Space UK.
In diesem Rahmen konnten sich die Teilnehmenden einem völlig neuen Publikum vorstellen und Gleichgesinnte aus der ganzen Welt erreichen – darunter 1.359 Fachvertreter aus 49 Ländern. Angesichts der positiven Resonanz von Publikum, Fachleuten und Kritikern dürfte sich der Auftritt beim diesjährigen Fringe als Karrieresprungbrett für die gezeigten Stücke sowie ihre Urheber erweisen.
Um noch vielen weiteren Kompanien bei der Erschließung der weltweit größten Plattform für darstellende Künste zur Seite stehen zu können, führt Kultur | lx seine diesbezüglichen Initiativen in den kommenden Jahren fort.
Kultur | lx und Les Francophonies – Des écritures à la scène, unter der Leitung von Hassane Kouyaté, begannen 2022 eine Zusammenarbeit. Die Teams der Francophonies, die mehrmals zu Treffen mit der luxemburgischen Szene nach Luxemburg kamen, nahmen zunächst Ian De Toffoli in einer Autorenresidenz auf (2022) und luden ihn anschließend ein, während des Festivals Les Zébrures de printemps (2023) Schreibphasen zu teilen.
Dieser Austausch, Begegnungen und Präsentationen führten zur Koproduktion von Les Francophonies mit den Théâtres de la Ville des Stücks Léa et la théorie des systèmes complexes von Ian De Toffoli in der Regie von Renelde Pierlot, das am 21. und 22. September im CCM Jean Gagnant in Limoges im Rahmen des Festivals Les Zébrures d’Automne aufgeführt wird, gefolgt von seiner Aufführung im Théâtre des Capucins in Luxemburg am 10., 11., 15., 18., 21. und 22. Oktober.
Über Léa et la théorie des systèmes complexes
Léa et la théorie des systèmes complexes ist eine Mischung aus einer epischen Saga, einem überschwänglichen poetischen Märchen, Erzähltheater und Dokumentarfilm und folgt einem doppelten Erzählmuster: Einerseits ist das Stück eine echte Familienchronik, die nicht nur die Geschichte, die unternehmerischen Aktivitäten und die politische Macht des berüchtigten amerikanischen multinationalen Unternehmens Koch Industries, einem der größten Akteure auf dem weltweiten Ölmarkt und großen Umweltverschmutzer, detailliert schildert, sondern auch die familiären Grausamkeiten, die den reichen Koch-Clan gespalten haben. Andererseits erzählt das Stück von der ökologischen Empathie und späteren politischen Radikalisierung einer jungen Frau, Lea, die um die Jahrtausendwende in Luxemburg geboren wurde und im Schatten eines globalen Systemzusammenbruchs aufwächst. Lea verspürt die Notwendigkeit eines Systemwechsels, um die Klimakrise zu bewältigen, notfalls mit Gewalt. Die Präsenz von Koch Industries in Luxemburg, wo sich das Unternehmen aus Gründen vorteilhafter Besteuerung niedergelassen hat, löst daraufhin Leas Zorn aus.
Léa et la théorie des systèmes complexes zeichnet den Weg komplexer wirtschaftlicher Mechanismen nach und zeigt, warum es in einer globalisierten Welt, in der alles immer miteinander verbunden ist, so schwierig ist, den Planeten zu retten.
Text: Ian De Toffoli
Regie: Renelde Pierlot
Mit: Léna Dalem Ikeda, Jil Devresse, Nancy Nkusi, Luc Schiltz, Pitt Simon, Chris Thys.
Léa et la théorie des systèmes complexes
21. September, 19.00 Uhr
22. September, 18.30 Uhr
Weitere Informationen finden Sie hier.
Die luxemburgischen Produktionen und Koproduktionen waren bei der 77. Ausgabe des Festival d’Avignon und der 57. Ausgabe des Festival OFF Avignon stark vertreten.
Während die Théâtres de la Ville de Luxembourg mit Extinction von Julien Gosselin und The Confessions von Alexander Zeldin zwei Koproduktionen im Programm des Festival d’Avignon unterstützten, waren vier luxemburgische Produktionen unter den 1.491 Aufführungen des OFF-Festivals gut vertreten. So trat das Théâtre National du Luxembourg im Théâtre du Chêne noir mit Frank Hoffmanns Inszenierung von Roland Dubillards Les Crabes und im Espace Saint Martial mit Victor Hugos Les Misérables in der Neufassung von Isabelle Bonillo auf. Schließlich unterstützte Kultur | lx im Rahmen der Luxemburger Auswahl die Aufführung des Theaterstücks Petit frère – la grande histoire Aznavour von Laure Roldàn und Gaëtan Vassart in der Caserne des pompiers, dem Theater der Region Grand Est, sowie die Tanzaufführung Hear Eyes Move. Dances with Ligeti von Elisabeth Schilling im CDCN d’Avignon – Les Hivernales im Rahmen des Festivals „On (y) danse aussi l’été!“, alles im Rahmen eines immer stärker interdisziplinär ausgerichteten Festivals.
Die Präsenz luxemburgischer Produktionen bei einem der weltweit größten Treffen der darstellenden Künste, das zweifellos das wichtigste in der französischsprachigen Welt ist, stellt für die künstlerischen Teams des Landes einen wertvollen Moment dar, um sich dem Blick eines anderen Publikums zu stellen und sich für französische und internationale Fachleute sichtbar zu machen. Während Avignon für Elisabeth Schilling eine Chance war, einen ersten Fuß in Frankreich zu setzen und ihre Arbeit vor Veranstaltern aus ganz Frankreich zu präsentieren, war es auch für in Frankreich etabliertere Personen wie Laure Roldàn eine Möglichkeit, ihr Netzwerk zu vertiefen und über die Tourneeperspektiven ihres Stücks hinaus eine Zusammenarbeit für ihr nächstes Werk in Betracht zu ziehen.
Kultur | lx wird seine Bemühungen in den kommenden Jahren fortsetzen, um möglichst vielen Regisseuren und Choreografen aus Luxemburg die Möglichkeit zu bieten, ihre Arbeit in Avignon unter den bestmöglichen Bedingungen zu präsentieren.